Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Blutet' und schäumt' und knirscht'. Nun stiess der Flehend ergaben sich jetzt die übrigen Räuber der Fessel. Jaromar eilte zur öden Burg. Verlassen, verloren, Hatte die Alte die Thore verriegelt; der fallenden Brücken Mächtige Dielen empört. Umher in den einsamen Gängen Irrte sie, heulte sie, schlug sich ins Antlitz, zer- raufte verzweifelnd Ihre silberhaarige Scheitel. Ein schneller Gedanke, Von der Hölle geboren, durchblitzt' ihr die Seele. "Dich rächen "Will ich, du Edelgefallner, an deiner Mörderin rächen." Riefs, und fliegenden Haars, gezuckten funkelnden Dolches, Rannte sie in die Halle der Mädchen -- die zittern- den Mädchen Bebten zurück -- und durchstiess dir, Heregunde, den Busen. Blutet' und schäumt' und knirscht'. Nun stieſs der Flehend ergaben sich jetzt die übrigen Räuber der Fessel. Jaromar eilte zur öden Burg. Verlassen, verloren, Hatte die Alte die Thore verriegelt; der fallenden Brücken Mächtige Dielen empört. Umher in den einsamen Gängen Irrte sie, heulte sie, schlug sich ins Antlitz, zer- raufte verzweifelnd Ihre silberhaarige Scheitel. Ein schneller Gedanke, Von der Hölle geboren, durchblitzt' ihr die Seele. „Dich rächen „Will ich, du Edelgefallner, an deiner Mörderin rächen.“ Riefs, und fliegenden Haars, gezuckten funkelnden Dolches, Rannte sie in die Halle der Mädchen — die zittern- den Mädchen Bebten zurück — und durchstieſs dir, Heregunde, den Busen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="35"> <pb facs="#f0185" n="143"/> <l>Blutet' und schäumt' und knirscht'. Nun stieſs der</l><lb/> <l>zürnende König</l><lb/> <l>Tief den Stahl in den offenen Schlund. In stru-</l><lb/> <l>delndem Blute</l><lb/> <l>Floſs die schuldige Seele dahin. Ein jählinger Donner</l><lb/> <l>Stürzte sie ächzend hinab in den Schlund des war-</l><lb/> <l>tenden Abgrunds.</l> </lg><lb/> <lg n="36"> <l>Flehend ergaben sich jetzt die übrigen Räuber</l><lb/> <l>der Fessel.</l><lb/> <l>Jaromar eilte zur öden Burg. Verlassen, verloren,</l><lb/> <l>Hatte die Alte die Thore verriegelt; der fallenden</l><lb/> <l>Brücken</l><lb/> <l>Mächtige Dielen empört. Umher in den einsamen</l><lb/> <l>Gängen</l><lb/> <l>Irrte sie, heulte sie, schlug sich ins Antlitz, zer-</l><lb/> <l>raufte verzweifelnd</l><lb/> <l>Ihre silberhaarige Scheitel. Ein schneller Gedanke,</l><lb/> <l>Von der Hölle geboren, durchblitzt' ihr die Seele.</l><lb/> <l>„Dich rächen</l><lb/> <l>„Will ich, du Edelgefallner, an deiner Mörderin</l><lb/> <l>rächen.“</l><lb/> <l>Riefs, und fliegenden Haars, gezuckten funkelnden</l><lb/> <l>Dolches,</l><lb/> <l>Rannte sie in die Halle der Mädchen — die zittern-</l><lb/> <l>den Mädchen</l><lb/> <l>Bebten zurück — und durchstieſs dir, Heregunde,</l><lb/> <l>den Busen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0185]
Blutet' und schäumt' und knirscht'. Nun stieſs der
zürnende König
Tief den Stahl in den offenen Schlund. In stru-
delndem Blute
Floſs die schuldige Seele dahin. Ein jählinger Donner
Stürzte sie ächzend hinab in den Schlund des war-
tenden Abgrunds.
Flehend ergaben sich jetzt die übrigen Räuber
der Fessel.
Jaromar eilte zur öden Burg. Verlassen, verloren,
Hatte die Alte die Thore verriegelt; der fallenden
Brücken
Mächtige Dielen empört. Umher in den einsamen
Gängen
Irrte sie, heulte sie, schlug sich ins Antlitz, zer-
raufte verzweifelnd
Ihre silberhaarige Scheitel. Ein schneller Gedanke,
Von der Hölle geboren, durchblitzt' ihr die Seele.
„Dich rächen
„Will ich, du Edelgefallner, an deiner Mörderin
rächen.“
Riefs, und fliegenden Haars, gezuckten funkelnden
Dolches,
Rannte sie in die Halle der Mädchen — die zittern-
den Mädchen
Bebten zurück — und durchstieſs dir, Heregunde,
den Busen.
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