Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Schreckliche Thränen aus stierem Auge die Backen Jaromar harrt' indess mit ungeduldiger Sehn- sucht Seiner Verlobten entgegen. Des Rugard stickelsten Gipfel Klomm er stündlich hinan, zu spähen, ob keiner der Wimpel Ihm ihr Kommen verkündigt'. Allein da wehte kein Wimpel. Sieben Nächte verscheucht' ihm den Schlaf von den Wimpern die Sehnsucht. Schrecklicher war ihm die acht'. In ihr vernahm er die Zeitung. Niedergebrochen wär' er von ihr, und zu Boden geworfen, Hätt' ihn der Grimm nicht gestemmt, das lodernde Rachegefühl nicht *) Eine Landschaft in der Nähe von Bergen, der Haupt-
stadt der Insel, voll Grabhügel und Opfermaale. Schreckliche Thränen aus stierem Auge die Backen Jaromar harrt' indeſs mit ungeduldiger Sehn- sucht Seiner Verlobten entgegen. Des Rugard stickelsten Gipfel Klomm er stündlich hinan, zu spähen, ob keiner der Wimpel Ihm ihr Kommen verkündigt'. Allein da wehte kein Wimpel. Sieben Nächte verscheucht' ihm den Schlaf von den Wimpern die Sehnsucht. Schrecklicher war ihm die acht'. In ihr vernahm er die Zeitung. Niedergebrochen wär' er von ihr, und zu Boden geworfen, Hätt' ihn der Grimm nicht gestemmt, das lodernde Rachegefühl nicht *) Eine Landschaft in der Nähe von Bergen, der Haupt-
stadt der Insel, voll Grabhügel und Opfermaale. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="27"> <pb facs="#f0181" n="139"/> <l>Schreckliche Thränen aus stierem Auge die Backen</l><lb/> <l>hinunter</l><lb/> <l>Bis in den stachlichten Bart. So schleicht durch des</l><lb/> <l>schaurigen <hi rendition="#g">Krakow</hi> <note place="foot" n="*)">Eine Landschaft in der Nähe von <hi rendition="#g">Bergen</hi>, der Haupt-<lb/> stadt der Insel, voll Grabhügel und Opfermaale.</note></l><lb/> <l>Dornverwachsene Maal' ein träges, trübes Ge-</l><lb/> <l>wässer.</l> </lg><lb/> <lg n="28"> <l>Jaromar harrt' indeſs mit ungeduldiger Sehn-</l><lb/> <l>sucht</l><lb/> <l>Seiner Verlobten entgegen. Des Rugard stickelsten</l><lb/> <l>Gipfel</l><lb/> <l>Klomm er stündlich hinan, zu spähen, ob keiner</l><lb/> <l>der Wimpel</l><lb/> <l>Ihm ihr Kommen verkündigt'. Allein da wehte kein</l><lb/> <l>Wimpel.</l> </lg><lb/> <lg n="29"> <l>Sieben Nächte verscheucht' ihm den Schlaf von</l><lb/> <l>den Wimpern die Sehnsucht.</l><lb/> <l>Schrecklicher war ihm die acht'. In ihr vernahm er</l><lb/> <l>die Zeitung.</l><lb/> <l>Niedergebrochen wär' er von ihr, und zu Boden</l><lb/> <l>geworfen,</l><lb/> <l>Hätt' ihn der Grimm nicht gestemmt, das lodernde</l><lb/> <l>Rachegefühl nicht</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [139/0181]
Schreckliche Thränen aus stierem Auge die Backen
hinunter
Bis in den stachlichten Bart. So schleicht durch des
schaurigen Krakow *)
Dornverwachsene Maal' ein träges, trübes Ge-
wässer.
Jaromar harrt' indeſs mit ungeduldiger Sehn-
sucht
Seiner Verlobten entgegen. Des Rugard stickelsten
Gipfel
Klomm er stündlich hinan, zu spähen, ob keiner
der Wimpel
Ihm ihr Kommen verkündigt'. Allein da wehte kein
Wimpel.
Sieben Nächte verscheucht' ihm den Schlaf von
den Wimpern die Sehnsucht.
Schrecklicher war ihm die acht'. In ihr vernahm er
die Zeitung.
Niedergebrochen wär' er von ihr, und zu Boden
geworfen,
Hätt' ihn der Grimm nicht gestemmt, das lodernde
Rachegefühl nicht
*) Eine Landschaft in der Nähe von Bergen, der Haupt-
stadt der Insel, voll Grabhügel und Opfermaale.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |