Mir durch die Seele, wie Blitz, ein lichtes, ein tröstendes Ahnen: Gott trägt Stern' und Staub, Sonnen und Monden und Würmchen an seinem er- quickenden Busen, Wahrt und wärmet sie treu, Und erbarmt sich ihrer Seufzer. Sie seufzen um Leben, Dass der vernichtende Arm Sie nicht ergreife, dass sie der tausend tausendmal tausend Rollender Jahre Reih'n Leben mögen, und klimmen von Sprosse zu Sprosse der Leiter, Die die Geschaffenen trägt, Bis sie die oberste Stuf' erklimmen, des Endlichen Gränze.
Freue dich, welkendes Blatt! Kehrest wieder im Lenz als schönste Rose des Gartens, Duftest den Sommer hindurch, Blühst und erblassest, und welkst, und um dich trauert das Mädchen, Der du am Busen verwelkst. Lass sie trauern, und traure nicht mit. Im kehren- den Frühling Hört sie dich einsam im Busch
Mir durch die Seele, wie Blitz, ein lichtes, ein tröstendes Ahnen: Gott trägt Stern' und Staub, Sonnen und Monden und Würmchen an seinem er- quickenden Busen, Wahrt und wärmet sie treu, Und erbarmt sich ihrer Seufzer. Sie seufzen um Leben, Daſs der vernichtende Arm Sie nicht ergreife, daſs sie der tausend tausendmal tausend Rollender Jahre Reih'n Leben mögen, und klimmen von Sprosse zu Sprosse der Leiter, Die die Geschaffenen trägt, Bis sie die oberste Stuf' erklimmen, des Endlichen Gränze.
Freue dich, welkendes Blatt! Kehrest wieder im Lenz als schönste Rose des Gartens, Duftest den Sommer hindurch, Blühst und erblassest, und welkst, und um dich trauert das Mädchen, Der du am Busen verwelkst. Laſs sie trauern, und traure nicht mit. Im kehren- den Frühling Hört sie dich einsam im Busch
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Mir durch die Seele, wie Blitz, ein lichtes, ein
tröstendes Ahnen:
Gott trägt Stern' und Staub,
Sonnen und Monden und Würmchen an seinem er-
quickenden Busen,
Wahrt und wärmet sie treu,
Und erbarmt sich ihrer Seufzer. Sie seufzen um
Leben,
Daſs der vernichtende Arm
Sie nicht ergreife, daſs sie der tausend tausendmal
tausend
Rollender Jahre Reih'n
Leben mögen, und klimmen von Sprosse zu Sprosse
der Leiter,
Die die Geschaffenen trägt,
Bis sie die oberste Stuf' erklimmen, des Endlichen
Gränze.
Freue dich, welkendes Blatt!
Kehrest wieder im Lenz als schönste Rose des
Gartens,
Duftest den Sommer hindurch,
Blühst und erblassest, und welkst, und um dich
trauert das Mädchen,
Der du am Busen verwelkst.
Laſs sie trauern, und traure nicht mit. Im kehren-
den Frühling
Hört sie dich einsam im Busch
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/112>, abgerufen am 25.11.2024.
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