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Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.

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Doch merke ich noch von ihm an, daß
Er gerne gebrat'ne Truthähne aß.

11. Daher entstand vermuthlich die Sitte und
Regel,
Daß man die Truthähne Konsistorialvögel
Seitdem im schwäbischen Lande heißt,
Und sie gern, bei Pfarrschmäusen speißt.
12. Doch, dem sey übrigens wie ihm seye,
Er verwaltete sein Amt mit aller Treue
Und sein eheleiblicher Vater war
Fürstlicher Amtmann und Justitiar.
13. Der war in seinen Aemtern und Pflichten
strenge
Machte weder große Umstände noch Gepränge,
Wenn einer nicht gleich seinem Mandat
Oder der Citation pariren that.
14. Er stund wegen seinem ernsthaften Amtsge-
sichte
Rund herum in sehr gutem Gerüchte,
Und sein eheleiblicher Vater war
Fürstlicher geheimer Consiliar.
15. Man muß aber eben nicht meinen oder träu-
men,
Es hätte der Fürst wegen 's Prädikats 'nes
Geheimen
Ra-
L 2

Doch merke ich noch von ihm an, daß
Er gerne gebrat’ne Truthaͤhne aß.

11. Daher entſtand vermuthlich die Sitte und
Regel,
Daß man die Truthaͤhne Konſiſtorialvoͤgel
Seitdem im ſchwaͤbiſchen Lande heißt,
Und ſie gern, bei Pfarrſchmaͤuſen ſpeißt.
12. Doch, dem ſey uͤbrigens wie ihm ſeye,
Er verwaltete ſein Amt mit aller Treue
Und ſein eheleiblicher Vater war
Fuͤrſtlicher Amtmann und Juſtitiar.
13. Der war in ſeinen Aemtern und Pflichten
ſtrenge
Machte weder große Umſtaͤnde noch Gepraͤnge,
Wenn einer nicht gleich ſeinem Mandat
Oder der Citation pariren that.
14. Er ſtund wegen ſeinem ernſthaften Amtsge-
ſichte
Rund herum in ſehr gutem Geruͤchte,
Und ſein eheleiblicher Vater war
Fuͤrſtlicher geheimer Conſiliar.
15. Man muß aber eben nicht meinen oder traͤu-
men,
Es haͤtte der Fuͤrſt wegen ’s Praͤdikats ’nes
Geheimen
Ra-
L 2
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[163/0185] Doch merke ich noch von ihm an, daß Er gerne gebrat’ne Truthaͤhne aß. 11. Daher entſtand vermuthlich die Sitte und Regel, Daß man die Truthaͤhne Konſiſtorialvoͤgel Seitdem im ſchwaͤbiſchen Lande heißt, Und ſie gern, bei Pfarrſchmaͤuſen ſpeißt. 12. Doch, dem ſey uͤbrigens wie ihm ſeye, Er verwaltete ſein Amt mit aller Treue Und ſein eheleiblicher Vater war Fuͤrſtlicher Amtmann und Juſtitiar. 13. Der war in ſeinen Aemtern und Pflichten ſtrenge Machte weder große Umſtaͤnde noch Gepraͤnge, Wenn einer nicht gleich ſeinem Mandat Oder der Citation pariren that. 14. Er ſtund wegen ſeinem ernſthaften Amtsge- ſichte Rund herum in ſehr gutem Geruͤchte, Und ſein eheleiblicher Vater war Fuͤrſtlicher geheimer Conſiliar. 15. Man muß aber eben nicht meinen oder traͤu- men, Es haͤtte der Fuͤrſt wegen ’s Praͤdikats ’nes Geheimen Ra- L 2

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Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/185>, abgerufen am 21.11.2024.