Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.Weil auf jeden Brief, den der Baron schrieb, 3. Er kam also auf den fatalen Gedanken, Stehrens Liebe möchte vielleicht etwas wanken, Oder, welches gar noch schlimmer sey, Sie möchte ihm völlig seyn ungetreu. 4. Nachdem er nun seine Reise hatte geendet, Und sich nach Rudelsburg aus Noth gewendet, Welch Glück, als er unvermuthet da Seine geliebte Stehra hier wieder sah! 5. Ware gleich ihre Liebe einige Zeit gehindert So war sie doch um kein Quentchen schwer ge- mindert, Und so fing der abgebroch'ne Roman Zu Schönhain wieder de novo an. 6. Manches Spiel mit zärtlich gegnenden Blik- ken, Heimliches Seufzen, verstohlnes Händedrücken; Einsames Spazieren, abendlicher Konvent Bei den Linden und Amaliens Monument, 7. Wandeln Hand in Hand durch blumichte Thale, Sich erquicken am keuschen silbern Mondstrahle, Girren und Tändeln und verliebte Sprach, Hatte alles seinen Fortgang vor wie nach. 8. Der
Weil auf jeden Brief, den der Baron ſchrieb, 3. Er kam alſo auf den fatalen Gedanken, Stehrens Liebe moͤchte vielleicht etwas wanken, Oder, welches gar noch ſchlimmer ſey, Sie moͤchte ihm voͤllig ſeyn ungetreu. 4. Nachdem er nun ſeine Reiſe hatte geendet, Und ſich nach Rudelsburg aus Noth gewendet, Welch Gluͤck, als er unvermuthet da Seine geliebte Stehra hier wieder ſah! 5. Ware gleich ihre Liebe einige Zeit gehindert So war ſie doch um kein Quentchen ſchwer ge- mindert, Und ſo fing der abgebroch’ne Roman Zu Schoͤnhain wieder de novo an. 6. Manches Spiel mit zaͤrtlich gegnenden Blik- ken, Heimliches Seufzen, verſtohlnes Haͤndedruͤcken; Einſames Spazieren, abendlicher Konvent Bei den Linden und Amaliens Monument, 7. Wandeln Hand in Hand durch blumichte Thale, Sich erquicken am keuſchen ſilbern Mondſtrahle, Girren und Taͤndeln und verliebte Sprach, Hatte alles ſeinen Fortgang vor wie nach. 8. Der
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Weil auf jeden Brief, den der Baron ſchrieb,
Von Ohnewitz die Antwort ausblieb.
3. Er kam alſo auf den fatalen Gedanken,
Stehrens Liebe moͤchte vielleicht etwas wanken,
Oder, welches gar noch ſchlimmer ſey,
Sie moͤchte ihm voͤllig ſeyn ungetreu.
4. Nachdem er nun ſeine Reiſe hatte geendet,
Und ſich nach Rudelsburg aus Noth gewendet,
Welch Gluͤck, als er unvermuthet da
Seine geliebte Stehra hier wieder ſah!
5. Ware gleich ihre Liebe einige Zeit gehindert
So war ſie doch um kein Quentchen ſchwer ge-
mindert,
Und ſo fing der abgebroch’ne Roman
Zu Schoͤnhain wieder de novo an.
6. Manches Spiel mit zaͤrtlich gegnenden Blik-
ken,
Heimliches Seufzen, verſtohlnes Haͤndedruͤcken;
Einſames Spazieren, abendlicher Konvent
Bei den Linden und Amaliens Monument,
7. Wandeln Hand in Hand durch blumichte
Thale,
Sich erquicken am keuſchen ſilbern Mondſtrahle,
Girren und Taͤndeln und verliebte Sprach,
Hatte alles ſeinen Fortgang vor wie nach.
8. Der
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