Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.2. Er muste drin mit großem Verdrusse lesen, Daß alles noch war, wie es vormals gewesen, Und daß der Briefwechsel je länger je mehr Die Liebe des einen zur andern nähr. 3. Der Veteran Jürgen muste sein Vergehen Vorab bereuen und umständlich gestehen, Und er kam zum Liebesbotenlohn Mit achttägigem Arreste davon. 4. Um aber den fernern Briefwechsel bei Stehren Für die Zukunft völlig abzuwehren, Beschloß man dieselbe heimlich alsofort Zu verschicken an einen andern Ort. 5. Zwölf Meilen von Ohnwitz lag ein kleines Gütchen, nahe am Ufer disseits des Rheines, Wo mit dem Ohnwitzer Hause verwandt Frau von Rudelsburg sich seßhaft befand. 6. Dahin ward dann Esther rekommandiret (Ihr Herr Bruder selbst hat sie eskortiret) Als eine Jungfer Gesellschafterin, Und Esther ergab sich geduldig drin. 7. Ob alle Fehde sich hiemit geendet, Oder das Blatt sich etwa anders gewendet Und was sonst wichtiges noch geschehn, Das alles wird man in der Folge sehn. Vier
2. Er muſte drin mit großem Verdruſſe leſen, Daß alles noch war, wie es vormals geweſen, Und daß der Briefwechſel je laͤnger je mehr Die Liebe des einen zur andern naͤhr. 3. Der Veteran Juͤrgen muſte ſein Vergehen Vorab bereuen und umſtaͤndlich geſtehen, Und er kam zum Liebesbotenlohn Mit achttaͤgigem Arreſte davon. 4. Um aber den fernern Briefwechſel bei Stehren Fuͤr die Zukunft voͤllig abzuwehren, Beſchloß man dieſelbe heimlich alſofort Zu verſchicken an einen andern Ort. 5. Zwoͤlf Meilen von Ohnwitz lag ein kleines Guͤtchen, nahe am Ufer diſſeits des Rheines, Wo mit dem Ohnwitzer Hauſe verwandt Frau von Rudelsburg ſich ſeßhaft befand. 6. Dahin ward dann Eſther rekommandiret (Ihr Herr Bruder ſelbſt hat ſie eskortiret) Als eine Jungfer Geſellſchafterin, Und Eſther ergab ſich geduldig drin. 7. Ob alle Fehde ſich hiemit geendet, Oder das Blatt ſich etwa anders gewendet Und was ſonſt wichtiges noch geſchehn, Das alles wird man in der Folge ſehn. Vier
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2. Er muſte drin mit großem Verdruſſe leſen,
Daß alles noch war, wie es vormals geweſen,
Und daß der Briefwechſel je laͤnger je mehr
Die Liebe des einen zur andern naͤhr.
3. Der Veteran Juͤrgen muſte ſein Vergehen
Vorab bereuen und umſtaͤndlich geſtehen,
Und er kam zum Liebesbotenlohn
Mit achttaͤgigem Arreſte davon.
4. Um aber den fernern Briefwechſel bei Stehren
Fuͤr die Zukunft voͤllig abzuwehren,
Beſchloß man dieſelbe heimlich alſofort
Zu verſchicken an einen andern Ort.
5. Zwoͤlf Meilen von Ohnwitz lag ein kleines
Guͤtchen, nahe am Ufer diſſeits des Rheines,
Wo mit dem Ohnwitzer Hauſe verwandt
Frau von Rudelsburg ſich ſeßhaft befand.
6. Dahin ward dann Eſther rekommandiret
(Ihr Herr Bruder ſelbſt hat ſie eskortiret)
Als eine Jungfer Geſellſchafterin,
Und Eſther ergab ſich geduldig drin.
7. Ob alle Fehde ſich hiemit geendet,
Oder das Blatt ſich etwa anders gewendet
Und was ſonſt wichtiges noch geſchehn,
Das alles wird man in der Folge ſehn.
Vier
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