Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

Denn man merkte aus seiner Sprache wohl
Die Sache sey zu ernsthaft und toll.

8. Er ist bald nach dem Schlafgemach geschieden;
Die Sache war zwar noch nicht nach Wunsch
entschieden,
Aber sein Herz war doch ein Centner und
mehr
Leichter, als es gewesen vorher.
9. Aber seiner Eltern zärtlichen Herzen
Erregte diese neue Mähr heftige Schmerzen;
Denn eine solche bürgerliche Heirath
War ihnen eine unverantwortliche That.
10. Ihr Sohn hatte sich seit seinen Kindestagen
Immer gehorsam und vernünftig betragen,
Nun aber wollte er was fangen an,
Was kein Herr von Ohnwitz noch je gethan.
11. Versalzen ware nunmehro bei beiden
Die Suppe ihrer heutigen großen Freuden,
Und der froh angefang'ne Hochzeitstag
Nahm ein End mit Schrecken und Unge-
mach.
12. Aber so gehts, auf einen hellen und frohen
Morgen
Folgt oft ein Abend neblicht und voll Sorgen,
Und wo ein Heilgen-Haus ist, hat auf der
Stell
Nahe dabei der Schwarze eine Kapell.
13. Was

Denn man merkte aus ſeiner Sprache wohl
Die Sache ſey zu ernſthaft und toll.

8. Er iſt bald nach dem Schlafgemach geſchieden;
Die Sache war zwar noch nicht nach Wunſch
entſchieden,
Aber ſein Herz war doch ein Centner und
mehr
Leichter, als es geweſen vorher.
9. Aber ſeiner Eltern zaͤrtlichen Herzen
Erregte dieſe neue Maͤhr heftige Schmerzen;
Denn eine ſolche buͤrgerliche Heirath
War ihnen eine unverantwortliche That.
10. Ihr Sohn hatte ſich ſeit ſeinen Kindestagen
Immer gehorſam und vernuͤnftig betragen,
Nun aber wollte er was fangen an,
Was kein Herr von Ohnwitz noch je gethan.
11. Verſalzen ware nunmehro bei beiden
Die Suppe ihrer heutigen großen Freuden,
Und der froh angefang’ne Hochzeitstag
Nahm ein End mit Schrecken und Unge-
mach.
12. Aber ſo gehts, auf einen hellen und frohen
Morgen
Folgt oft ein Abend neblicht und voll Sorgen,
Und wo ein Heilgen-Haus iſt, hat auf der
Stell
Nahe dabei der Schwarze eine Kapell.
13. Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="7">
            <pb facs="#f0102" n="80"/>
            <l>Denn man merkte aus &#x017F;einer Sprache wohl</l><lb/>
            <l>Die Sache &#x017F;ey zu ern&#x017F;thaft und toll.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <l>8. Er i&#x017F;t bald nach dem Schlafgemach ge&#x017F;chieden;</l><lb/>
            <l>Die Sache war zwar noch nicht nach Wun&#x017F;ch</l><lb/>
            <l>ent&#x017F;chieden,</l><lb/>
            <l>Aber &#x017F;ein Herz war doch ein Centner und</l><lb/>
            <l>mehr</l><lb/>
            <l>Leichter, als es gewe&#x017F;en vorher.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l>9. Aber &#x017F;einer Eltern za&#x0364;rtlichen Herzen</l><lb/>
            <l>Erregte die&#x017F;e neue Ma&#x0364;hr heftige Schmerzen;</l><lb/>
            <l>Denn eine &#x017F;olche bu&#x0364;rgerliche Heirath</l><lb/>
            <l>War ihnen eine unverantwortliche That.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l>10. Ihr Sohn hatte &#x017F;ich &#x017F;eit &#x017F;einen Kindestagen</l><lb/>
            <l>Immer gehor&#x017F;am und vernu&#x0364;nftig betragen,</l><lb/>
            <l>Nun aber wollte er was fangen an,</l><lb/>
            <l>Was kein Herr von Ohnwitz noch je gethan.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l>11. Ver&#x017F;alzen ware nunmehro bei beiden</l><lb/>
            <l>Die Suppe ihrer heutigen großen Freuden,</l><lb/>
            <l>Und der froh angefang&#x2019;ne Hochzeitstag</l><lb/>
            <l>Nahm ein End mit Schrecken und Unge-</l><lb/>
            <l>mach.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l>12. Aber &#x017F;o gehts, auf einen hellen und frohen</l><lb/>
            <l>Morgen</l><lb/>
            <l>Folgt oft ein Abend neblicht und voll Sorgen,</l><lb/>
            <l>Und wo ein Heilgen-Haus i&#x017F;t, hat auf der</l><lb/>
            <l>Stell</l><lb/>
            <l>Nahe dabei der Schwarze eine Kapell.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">13. Was</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0102] Denn man merkte aus ſeiner Sprache wohl Die Sache ſey zu ernſthaft und toll. 8. Er iſt bald nach dem Schlafgemach geſchieden; Die Sache war zwar noch nicht nach Wunſch entſchieden, Aber ſein Herz war doch ein Centner und mehr Leichter, als es geweſen vorher. 9. Aber ſeiner Eltern zaͤrtlichen Herzen Erregte dieſe neue Maͤhr heftige Schmerzen; Denn eine ſolche buͤrgerliche Heirath War ihnen eine unverantwortliche That. 10. Ihr Sohn hatte ſich ſeit ſeinen Kindestagen Immer gehorſam und vernuͤnftig betragen, Nun aber wollte er was fangen an, Was kein Herr von Ohnwitz noch je gethan. 11. Verſalzen ware nunmehro bei beiden Die Suppe ihrer heutigen großen Freuden, Und der froh angefang’ne Hochzeitstag Nahm ein End mit Schrecken und Unge- mach. 12. Aber ſo gehts, auf einen hellen und frohen Morgen Folgt oft ein Abend neblicht und voll Sorgen, Und wo ein Heilgen-Haus iſt, hat auf der Stell Nahe dabei der Schwarze eine Kapell. 13. Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/102
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/102>, abgerufen am 21.11.2024.