Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

Und der staunende Herr von Ohnewitz fand
Darin überall großen Witz und Verstand.

8. Einmal that er den Finger an die Nase legen
Und schien lange genau etwas zu erwegen,
Bis er plötzlich das Stillschweigen brach
Und folgendes zum Hieronimo sprach:
9. "Lieber Hieronimus! höre Er, was ich von Ihm
halte:
"Ich sehe Er ist vernünftig und nicht mehr der
Alte,
"Und finde Ihn im Gehirn und Verstand
"Ganz und gar gleichsam umgewandt;
10. (Hieronimus machte hier sehr ehrerbietig
Einen Bückling und erwiederte: "Sie sind
sehr gütig!"
Doch diesen Umstand erzähle ich hie
Nur gleichsam als in Parenthesi.)
11. "Der Himmel gebe ferner dazu sein Gedei-
hen,
"So wird mich solches sehr herzlich erfreuen!
"Denn ich bin von fest entschloßnem Sinn
"Noch etwas Rechtes zu machen aus Ihn.
12. "Meinen Sohn, den ich will lassen studiren
"Soll Er auf die Universität als Hofmeister
führen,
"Ich

Und der ſtaunende Herr von Ohnewitz fand
Darin uͤberall großen Witz und Verſtand.

8. Einmal that er den Finger an die Naſe legen
Und ſchien lange genau etwas zu erwegen,
Bis er ploͤtzlich das Stillſchweigen brach
Und folgendes zum Hieronimo ſprach:
9. „Lieber Hieronimus! hoͤre Er, was ich von Ihm
halte:
„Ich ſehe Er iſt vernuͤnftig und nicht mehr der
Alte,
„Und finde Ihn im Gehirn und Verſtand
„Ganz und gar gleichſam umgewandt;
10. (Hieronimus machte hier ſehr ehrerbietig
Einen Buͤckling und erwiederte: „Sie ſind
ſehr guͤtig!“
Doch dieſen Umſtand erzaͤhle ich hie
Nur gleichſam als in Parentheſi.)
11. „Der Himmel gebe ferner dazu ſein Gedei-
hen,
„So wird mich ſolches ſehr herzlich erfreuen!
„Denn ich bin von feſt entſchloßnem Sinn
„Noch etwas Rechtes zu machen aus Ihn.
12. „Meinen Sohn, den ich will laſſen ſtudiren
„Soll Er auf die Univerſitaͤt als Hofmeiſter
fuͤhren,
„Ich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="7">
            <pb facs="#f0113" n="91"/>
            <l>Und der &#x017F;taunende Herr von Ohnewitz fand</l><lb/>
            <l>Darin u&#x0364;berall großen Witz und Ver&#x017F;tand.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <l>8. Einmal that er den Finger an die Na&#x017F;e legen</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;chien lange genau etwas zu erwegen,</l><lb/>
            <l>Bis er plo&#x0364;tzlich das Still&#x017F;chweigen brach</l><lb/>
            <l>Und folgendes zum Hieronimo &#x017F;prach:</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l>9. &#x201E;Lieber Hieronimus! ho&#x0364;re Er, was ich von Ihm</l><lb/>
            <l>halte:</l><lb/>
            <l>&#x201E;Ich &#x017F;ehe Er i&#x017F;t vernu&#x0364;nftig und nicht mehr der</l><lb/>
            <l>Alte,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Und finde Ihn im Gehirn und Ver&#x017F;tand</l><lb/>
            <l>&#x201E;Ganz und gar gleich&#x017F;am umgewandt;</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l>10. (Hieronimus machte hier &#x017F;ehr ehrerbietig</l><lb/>
            <l>Einen Bu&#x0364;ckling und erwiederte: &#x201E;Sie &#x017F;ind</l><lb/>
            <l>&#x017F;ehr gu&#x0364;tig!&#x201C;</l><lb/>
            <l>Doch die&#x017F;en Um&#x017F;tand erza&#x0364;hle ich hie</l><lb/>
            <l>Nur gleich&#x017F;am als in Parenthe&#x017F;i.)</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l>11. &#x201E;Der Himmel gebe ferner dazu &#x017F;ein Gedei-</l><lb/>
            <l>hen,</l><lb/>
            <l>&#x201E;So wird mich &#x017F;olches &#x017F;ehr herzlich erfreuen!</l><lb/>
            <l>&#x201E;Denn ich bin von fe&#x017F;t ent&#x017F;chloßnem Sinn</l><lb/>
            <l>&#x201E;Noch etwas Rechtes zu machen aus Ihn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l>12. &#x201E;Meinen Sohn, den ich will la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tudiren</l><lb/>
            <l>&#x201E;Soll Er auf die Univer&#x017F;ita&#x0364;t als Hofmei&#x017F;ter</l><lb/>
            <l>fu&#x0364;hren,</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">&#x201E;Ich</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0113] Und der ſtaunende Herr von Ohnewitz fand Darin uͤberall großen Witz und Verſtand. 8. Einmal that er den Finger an die Naſe legen Und ſchien lange genau etwas zu erwegen, Bis er ploͤtzlich das Stillſchweigen brach Und folgendes zum Hieronimo ſprach: 9. „Lieber Hieronimus! hoͤre Er, was ich von Ihm halte: „Ich ſehe Er iſt vernuͤnftig und nicht mehr der Alte, „Und finde Ihn im Gehirn und Verſtand „Ganz und gar gleichſam umgewandt; 10. (Hieronimus machte hier ſehr ehrerbietig Einen Buͤckling und erwiederte: „Sie ſind ſehr guͤtig!“ Doch dieſen Umſtand erzaͤhle ich hie Nur gleichſam als in Parentheſi.) 11. „Der Himmel gebe ferner dazu ſein Gedei- hen, „So wird mich ſolches ſehr herzlich erfreuen! „Denn ich bin von feſt entſchloßnem Sinn „Noch etwas Rechtes zu machen aus Ihn. 12. „Meinen Sohn, den ich will laſſen ſtudiren „Soll Er auf die Univerſitaͤt als Hofmeiſter fuͤhren, „Ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799/113
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799/113>, abgerufen am 28.03.2024.