Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.8. Auch thaten einige Seufzer entstehen; Armer Hieronime! wie wirds dir ergehen, Wenn man dich einmal examinirt, Denn du hast nichts gelernt noch studirt? 9. Zwar hat's ihm herzlich gereut und verdrossen, So daß er fast Thränen darob vergossen, Weil er für alle Kosten und Zeit Nicht erworben mehrere Gelehrsamkeit. 10. Aber alles sein Trachten, Dichten und Denken Wünschen, Seufzen, Jammern und Kränken Brachten ihm itzo keinen Gewinn, Denn die Zeit war einmal dahin. 11. Um also seine Grillen zu verlieren, Ließ er formaliter invitiren Seine Freunde auf der Universität, Und gab ihnen den Schmaus zum Valet. 12. Hier wurde dann tapfer nochmal geschmauset, Getrunken, gelärmt und gesauset, Bis endlich der traurige Morgen kam Und Hieronimus Abschied nahm. 13. Dieser ging ihm recht sehr zu Herzen Und erregte ihm fast herbe Schmerzen, Ja, er hat wirklich laut geweint Und im Arm seiner Freunde gegreint. 14. Eh
8. Auch thaten einige Seufzer entſtehen; Armer Hieronime! wie wirds dir ergehen, Wenn man dich einmal examinirt, Denn du haſt nichts gelernt noch ſtudirt? 9. Zwar hat’s ihm herzlich gereut und verdroſſen, So daß er faſt Thraͤnen darob vergoſſen, Weil er fuͤr alle Koſten und Zeit Nicht erworben mehrere Gelehrſamkeit. 10. Aber alles ſein Trachten, Dichten und Denken Wuͤnſchen, Seufzen, Jammern und Kraͤnken Brachten ihm itzo keinen Gewinn, Denn die Zeit war einmal dahin. 11. Um alſo ſeine Grillen zu verlieren, Ließ er formaliter invitiren Seine Freunde auf der Univerſitaͤt, Und gab ihnen den Schmaus zum Valet. 12. Hier wurde dann tapfer nochmal geſchmauſet, Getrunken, gelaͤrmt und geſauſet, Bis endlich der traurige Morgen kam Und Hieronimus Abſchied nahm. 13. Dieſer ging ihm recht ſehr zu Herzen Und erregte ihm faſt herbe Schmerzen, Ja, er hat wirklich laut geweint Und im Arm ſeiner Freunde gegreint. 14. Eh
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8. Auch thaten einige Seufzer entſtehen;
Armer Hieronime! wie wirds dir ergehen,
Wenn man dich einmal examinirt,
Denn du haſt nichts gelernt noch ſtudirt?
9. Zwar hat’s ihm herzlich gereut und verdroſſen,
So daß er faſt Thraͤnen darob vergoſſen,
Weil er fuͤr alle Koſten und Zeit
Nicht erworben mehrere Gelehrſamkeit.
10. Aber alles ſein Trachten, Dichten und Denken
Wuͤnſchen, Seufzen, Jammern und Kraͤnken
Brachten ihm itzo keinen Gewinn,
Denn die Zeit war einmal dahin.
11. Um alſo ſeine Grillen zu verlieren,
Ließ er formaliter invitiren
Seine Freunde auf der Univerſitaͤt,
Und gab ihnen den Schmaus zum Valet.
12. Hier wurde dann tapfer nochmal geſchmauſet,
Getrunken, gelaͤrmt und geſauſet,
Bis endlich der traurige Morgen kam
Und Hieronimus Abſchied nahm.
13. Dieſer ging ihm recht ſehr zu Herzen
Und erregte ihm faſt herbe Schmerzen,
Ja, er hat wirklich laut geweint
Und im Arm ſeiner Freunde gegreint.
14. Eh
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