Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
14. Es möchte sich zwar nicht geziemen
Mich gegen Euch, liebe Eltern! selber zu
rühmen,
Doch sage und versich'r ich Euch frei,
Daß ich der fleißigste von allen sey.
15. Oft will mir von allen gelehrten Dingen
Fast der Kopf, sammt dem Hirn, zerspringen,
Und manchmal wird mir gar wunderlich.
(A propos! die Dukaten erwarte ich.)
16. Ja, liebe Eltern! ich lese schier beständig
Und strap'ziere meine Sinnen sehr elendig,
Und meistentheils wird sogar die Nacht
Mit tiefem Meditiren zugebracht.
17. Nächstens gedenk ich auf die Kanzel zu stei-
gen,
Und mich einmal im Predigen zu zeigen;
Ich disputir' mich auch im Kollegium
Ueber gelehrte Materien tapfer herum.
18. Vergesset doch nicht die Dukaten zu schicken,
Damit ich sie schier baldigst möge erblicken.
Ihr bekommt einst dafür in meiner Person
Einen hochgelehrten und klugen Sohn.
19. Da ich auch ein Privatissimum gesonnen
Zu halten und wirklich schon begonnen,
Welches 20 Reichsthaler kosten thut:
So erwart' ich auch diese wohlgemuth.
20. Auch
14. Es moͤchte ſich zwar nicht geziemen
Mich gegen Euch, liebe Eltern! ſelber zu
ruͤhmen,
Doch ſage und verſich’r ich Euch frei,
Daß ich der fleißigſte von allen ſey.
15. Oft will mir von allen gelehrten Dingen
Faſt der Kopf, ſammt dem Hirn, zerſpringen,
Und manchmal wird mir gar wunderlich.
(A propos! die Dukaten erwarte ich.)
16. Ja, liebe Eltern! ich leſe ſchier beſtaͤndig
Und ſtrap’ziere meine Sinnen ſehr elendig,
Und meiſtentheils wird ſogar die Nacht
Mit tiefem Meditiren zugebracht.
17. Naͤchſtens gedenk ich auf die Kanzel zu ſtei-
gen,
Und mich einmal im Predigen zu zeigen;
Ich disputir’ mich auch im Kollegium
Ueber gelehrte Materien tapfer herum.
18. Vergeſſet doch nicht die Dukaten zu ſchicken,
Damit ich ſie ſchier baldigſt moͤge erblicken.
Ihr bekommt einſt dafuͤr in meiner Perſon
Einen hochgelehrten und klugen Sohn.
19. Da ich auch ein Privatiſſimum geſonnen
Zu halten und wirklich ſchon begonnen,
Welches 20 Reichsthaler koſten thut:
So erwart’ ich auch dieſe wohlgemuth.
20. Auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0077" n="53"/>
          <lg n="14">
            <l>14. Es mo&#x0364;chte &#x017F;ich zwar nicht geziemen</l><lb/>
            <l>Mich gegen Euch, liebe Eltern! &#x017F;elber zu</l><lb/>
            <l>ru&#x0364;hmen,</l><lb/>
            <l>Doch &#x017F;age und ver&#x017F;ich&#x2019;r ich Euch frei,</l><lb/>
            <l>Daß ich der fleißig&#x017F;te von allen &#x017F;ey.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="15">
            <l>15. Oft will mir von allen gelehrten Dingen</l><lb/>
            <l>Fa&#x017F;t der Kopf, &#x017F;ammt dem Hirn, zer&#x017F;pringen,</l><lb/>
            <l>Und manchmal wird mir gar wunderlich.</l><lb/>
            <l>(A propos! die Dukaten erwarte ich.)</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="16">
            <l>16. Ja, liebe Eltern! ich le&#x017F;e &#x017F;chier be&#x017F;ta&#x0364;ndig</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;trap&#x2019;ziere meine Sinnen &#x017F;ehr elendig,</l><lb/>
            <l>Und mei&#x017F;tentheils wird &#x017F;ogar die Nacht</l><lb/>
            <l>Mit tiefem Meditiren zugebracht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="17">
            <l>17. Na&#x0364;ch&#x017F;tens gedenk ich auf die Kanzel zu &#x017F;tei-</l><lb/>
            <l>gen,</l><lb/>
            <l>Und mich einmal im Predigen zu zeigen;</l><lb/>
            <l>Ich disputir&#x2019; mich auch im Kollegium</l><lb/>
            <l>Ueber gelehrte Materien tapfer herum.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="18">
            <l>18. Verge&#x017F;&#x017F;et doch nicht die Dukaten zu &#x017F;chicken,</l><lb/>
            <l>Damit ich &#x017F;ie &#x017F;chier baldig&#x017F;t mo&#x0364;ge erblicken.</l><lb/>
            <l>Ihr bekommt ein&#x017F;t dafu&#x0364;r in meiner Per&#x017F;on</l><lb/>
            <l>Einen hochgelehrten und klugen Sohn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="19">
            <l>19. Da ich auch ein <hi rendition="#g">Privati&#x017F;&#x017F;imum</hi> ge&#x017F;onnen</l><lb/>
            <l>Zu halten und wirklich &#x017F;chon begonnen,</l><lb/>
            <l>Welches 20 Reichsthaler ko&#x017F;ten thut:</l><lb/>
            <l>So erwart&#x2019; ich auch die&#x017F;e wohlgemuth.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">20. Auch</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0077] 14. Es moͤchte ſich zwar nicht geziemen Mich gegen Euch, liebe Eltern! ſelber zu ruͤhmen, Doch ſage und verſich’r ich Euch frei, Daß ich der fleißigſte von allen ſey. 15. Oft will mir von allen gelehrten Dingen Faſt der Kopf, ſammt dem Hirn, zerſpringen, Und manchmal wird mir gar wunderlich. (A propos! die Dukaten erwarte ich.) 16. Ja, liebe Eltern! ich leſe ſchier beſtaͤndig Und ſtrap’ziere meine Sinnen ſehr elendig, Und meiſtentheils wird ſogar die Nacht Mit tiefem Meditiren zugebracht. 17. Naͤchſtens gedenk ich auf die Kanzel zu ſtei- gen, Und mich einmal im Predigen zu zeigen; Ich disputir’ mich auch im Kollegium Ueber gelehrte Materien tapfer herum. 18. Vergeſſet doch nicht die Dukaten zu ſchicken, Damit ich ſie ſchier baldigſt moͤge erblicken. Ihr bekommt einſt dafuͤr in meiner Perſon Einen hochgelehrten und klugen Sohn. 19. Da ich auch ein Privatiſſimum geſonnen Zu halten und wirklich ſchon begonnen, Welches 20 Reichsthaler koſten thut: So erwart’ ich auch dieſe wohlgemuth. 20. Auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/77
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/77>, abgerufen am 24.11.2024.