Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.9. Doch oft litte er von überlaufender Galle An einem starken podagrischen Anfalle, Doch hinderte ihn dieses niemals nicht Zu verrichten als Rathsherr seine Pflicht. 10. Die Mutter war von ehrsamen Stande, Die beretdsamste Frau im ganzen Schwaben- lande, Groß und hager und tugendsam Und so sanftmüthig als ein Lamm. 11. Doch, wie es in den allermeisten Ehen Leider! nicht selten pfleget zu geschehen, Hatte sie im Hause dann und wann, Bei Gelegenheit, die Hosen an. 12. Dies gab nun zwar, wie leicht zu gedenken, Zuweilen kleine Händel und Gezänken; Im übrigen aber liebte sich Dieses theure Paar gar zärtlich. 13. Sie hatten nun seit etlichen Jahren Die Geburt mehrerer Kinder schon erfahren, Doch geschahe es abermals zur Hand, Daß sich Frau Jobs wieder schwanger be- fand. 14. Als sie nun nach etwa neun Monaten sahe, Daß die Zeit ihrer Entbindung sich nahe: So machte gedachte Frau Jobs alsbald Zur Niederkunft die gehörige Anstalt. 15. Ehe
9. Doch oft litte er von uͤberlaufender Galle An einem ſtarken podagriſchen Anfalle, Doch hinderte ihn dieſes niemals nicht Zu verrichten als Rathsherr ſeine Pflicht. 10. Die Mutter war von ehrſamen Stande, Die beretdſamſte Frau im ganzen Schwaben- lande, Groß und hager und tugendſam Und ſo ſanftmuͤthig als ein Lamm. 11. Doch, wie es in den allermeiſten Ehen Leider! nicht ſelten pfleget zu geſchehen, Hatte ſie im Hauſe dann und wann, Bei Gelegenheit, die Hoſen an. 12. Dies gab nun zwar, wie leicht zu gedenken, Zuweilen kleine Haͤndel und Gezaͤnken; Im uͤbrigen aber liebte ſich Dieſes theure Paar gar zaͤrtlich. 13. Sie hatten nun ſeit etlichen Jahren Die Geburt mehrerer Kinder ſchon erfahren, Doch geſchahe es abermals zur Hand, Daß ſich Frau Jobs wieder ſchwanger be- fand. 14. Als ſie nun nach etwa neun Monaten ſahe, Daß die Zeit ihrer Entbindung ſich nahe: So machte gedachte Frau Jobs alsbald Zur Niederkunft die gehoͤrige Anſtalt. 15. Ehe
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0031" n="7"/> <lg n="9"> <l>9. Doch oft litte er von uͤberlaufender Galle</l><lb/> <l>An einem ſtarken podagriſchen Anfalle,</l><lb/> <l>Doch hinderte ihn dieſes niemals nicht</l><lb/> <l>Zu verrichten als Rathsherr ſeine Pflicht.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>10. Die Mutter war von ehrſamen Stande,</l><lb/> <l>Die beretdſamſte Frau im ganzen Schwaben-</l><lb/> <l>lande,</l><lb/> <l>Groß und hager und tugendſam</l><lb/> <l>Und ſo ſanftmuͤthig als ein Lamm.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>11. Doch, wie es in den allermeiſten Ehen</l><lb/> <l>Leider! nicht ſelten pfleget zu geſchehen,</l><lb/> <l>Hatte ſie im Hauſe dann und wann,</l><lb/> <l>Bei Gelegenheit, die Hoſen an.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>12. Dies gab nun zwar, wie leicht zu gedenken,</l><lb/> <l>Zuweilen kleine Haͤndel und Gezaͤnken;</l><lb/> <l>Im uͤbrigen aber liebte ſich</l><lb/> <l>Dieſes theure Paar gar zaͤrtlich.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>13. Sie hatten nun ſeit etlichen Jahren</l><lb/> <l>Die Geburt mehrerer Kinder ſchon erfahren,</l><lb/> <l>Doch geſchahe es abermals zur Hand,</l><lb/> <l>Daß ſich Frau Jobs wieder ſchwanger be-</l><lb/> <l>fand.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>14. Als ſie nun nach etwa neun Monaten ſahe,</l><lb/> <l>Daß die Zeit ihrer Entbindung ſich nahe:</l><lb/> <l>So machte gedachte Frau Jobs alsbald</l><lb/> <l>Zur Niederkunft die gehoͤrige Anſtalt.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">15. Ehe</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [7/0031]
9. Doch oft litte er von uͤberlaufender Galle
An einem ſtarken podagriſchen Anfalle,
Doch hinderte ihn dieſes niemals nicht
Zu verrichten als Rathsherr ſeine Pflicht.
10. Die Mutter war von ehrſamen Stande,
Die beretdſamſte Frau im ganzen Schwaben-
lande,
Groß und hager und tugendſam
Und ſo ſanftmuͤthig als ein Lamm.
11. Doch, wie es in den allermeiſten Ehen
Leider! nicht ſelten pfleget zu geſchehen,
Hatte ſie im Hauſe dann und wann,
Bei Gelegenheit, die Hoſen an.
12. Dies gab nun zwar, wie leicht zu gedenken,
Zuweilen kleine Haͤndel und Gezaͤnken;
Im uͤbrigen aber liebte ſich
Dieſes theure Paar gar zaͤrtlich.
13. Sie hatten nun ſeit etlichen Jahren
Die Geburt mehrerer Kinder ſchon erfahren,
Doch geſchahe es abermals zur Hand,
Daß ſich Frau Jobs wieder ſchwanger be-
fand.
14. Als ſie nun nach etwa neun Monaten ſahe,
Daß die Zeit ihrer Entbindung ſich nahe:
So machte gedachte Frau Jobs alsbald
Zur Niederkunft die gehoͤrige Anſtalt.
15. Ehe
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |