Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.26. Mit muntern Jünglingen und artigen Knaben Mochte ich herzlich gerne zu schaffen haben, Und fing gar manchen prakt'schen Roman In meinem dreizehnten Jahre schon an. 27. Vielleicht war es ein Fehler der Erzeugung, Daß ich auch sehr frühe eine Neigung, Die auch nachher niemals verschwand, Eine Neigung zum Stehlen empfand. 28. Meine Eltern, geschlagen mit Blindheit, Hielten dieses für Triebe der Kindheit, Und haben, wenn ich was böses gemacht, Nur über ihr schlaues Töchterchen g'lacht. 29. Mein funfzehntes Jahr war kaum ver- schwunden, Als sich schon Freier bei mir einfunden, Denn bei meinem nicht häßlichen Gesicht Fehlte es mir an Anbetern nicht. 30. Ob nun gleichwohl mancher von ihnen Meinem Vater nicht verwerflich geschienen, So fande indessen meine Mutter jedoch Vieles an ihnen zu tadelen noch. 31. Nur einen Mann von sehr hohem Stande, Allenfalls aus den Vornehmsten im Lande, Bestimmte sie einzig und allein Für mich, ihr artiges Töchterlein. 32. Es
26. Mit muntern Juͤnglingen und artigen Knaben Mochte ich herzlich gerne zu ſchaffen haben, Und fing gar manchen prakt’ſchen Roman In meinem dreizehnten Jahre ſchon an. 27. Vielleicht war es ein Fehler der Erzeugung, Daß ich auch ſehr fruͤhe eine Neigung, Die auch nachher niemals verſchwand, Eine Neigung zum Stehlen empfand. 28. Meine Eltern, geſchlagen mit Blindheit, Hielten dieſes fuͤr Triebe der Kindheit, Und haben, wenn ich was boͤſes gemacht, Nur uͤber ihr ſchlaues Toͤchterchen g’lacht. 29. Mein funfzehntes Jahr war kaum ver- ſchwunden, Als ſich ſchon Freier bei mir einfunden, Denn bei meinem nicht haͤßlichen Geſicht Fehlte es mir an Anbetern nicht. 30. Ob nun gleichwohl mancher von ihnen Meinem Vater nicht verwerflich geſchienen, So fande indeſſen meine Mutter jedoch Vieles an ihnen zu tadelen noch. 31. Nur einen Mann von ſehr hohem Stande, Allenfalls aus den Vornehmſten im Lande, Beſtimmte ſie einzig und allein Fuͤr mich, ihr artiges Toͤchterlein. 32. Es
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26. Mit muntern Juͤnglingen und artigen Knaben
Mochte ich herzlich gerne zu ſchaffen haben,
Und fing gar manchen prakt’ſchen Roman
In meinem dreizehnten Jahre ſchon an.
27. Vielleicht war es ein Fehler der Erzeugung,
Daß ich auch ſehr fruͤhe eine Neigung,
Die auch nachher niemals verſchwand,
Eine Neigung zum Stehlen empfand.
28. Meine Eltern, geſchlagen mit Blindheit,
Hielten dieſes fuͤr Triebe der Kindheit,
Und haben, wenn ich was boͤſes gemacht,
Nur uͤber ihr ſchlaues Toͤchterchen g’lacht.
29. Mein funfzehntes Jahr war kaum ver-
ſchwunden,
Als ſich ſchon Freier bei mir einfunden,
Denn bei meinem nicht haͤßlichen Geſicht
Fehlte es mir an Anbetern nicht.
30. Ob nun gleichwohl mancher von ihnen
Meinem Vater nicht verwerflich geſchienen,
So fande indeſſen meine Mutter jedoch
Vieles an ihnen zu tadelen noch.
31. Nur einen Mann von ſehr hohem Stande,
Allenfalls aus den Vornehmſten im Lande,
Beſtimmte ſie einzig und allein
Fuͤr mich, ihr artiges Toͤchterlein.
32. Es
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