Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.6. Es war das allerbeste Wirthshaus in Schwa- ben, Man konnte viel fordern und wenig haben, Und der Wirth war ein redlicher Mann, Schrieb gerne mit doppelter Kreide an. 7. Da waren ebenfalls, grade heute, Noch angekommen zwei fremde Leute, Welche Hieronimus, der Kleidung nach, Für reisende Handelsmänner ansach. 8. Zwaren hat gleich einer von ihnen Ihm, von Person, etwas bekannt geschienen, Wenn nur ein großes Pflaster nicht Verstellet hätte das halbe Gesicht. 9. Diese Herren haben gesellschaftlich indessen Mit dem Hieronimus getrunken und gegessen, Und in kurzem richtete drauf Hieronimus mit ihnen Freundschaft auf. 10. Denn der Mann mit dem Pflaster im Ge- sichte Erzählte manche spaßhafte Geschichte, Theils geschehen, und theils erdacht, Worob sich Hieronimus fast krank gelacht. 11. Auch Hieronimus hat ihnen erzählet Seine Begebenheit, und nichts verhehlet, Wie es alles gegangen wär her, Als er war bei der Betschwester. 12. Sie
6. Es war das allerbeſte Wirthshaus in Schwa- ben, Man konnte viel fordern und wenig haben, Und der Wirth war ein redlicher Mann, Schrieb gerne mit doppelter Kreide an. 7. Da waren ebenfalls, grade heute, Noch angekommen zwei fremde Leute, Welche Hieronimus, der Kleidung nach, Fuͤr reiſende Handelsmaͤnner anſach. 8. Zwaren hat gleich einer von ihnen Ihm, von Perſon, etwas bekannt geſchienen, Wenn nur ein großes Pflaſter nicht Verſtellet haͤtte das halbe Geſicht. 9. Dieſe Herren haben geſellſchaftlich indeſſen Mit dem Hieronimus getrunken und gegeſſen, Und in kurzem richtete drauf Hieronimus mit ihnen Freundſchaft auf. 10. Denn der Mann mit dem Pflaſter im Ge- ſichte Erzaͤhlte manche ſpaßhafte Geſchichte, Theils geſchehen, und theils erdacht, Worob ſich Hieronimus faſt krank gelacht. 11. Auch Hieronimus hat ihnen erzaͤhlet Seine Begebenheit, und nichts verhehlet, Wie es alles gegangen waͤr her, Als er war bei der Betſchweſter. 12. Sie
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0147" n="123"/> <lg n="6"> <l>6. Es war das allerbeſte Wirthshaus in Schwa-</l><lb/> <l>ben,</l><lb/> <l>Man konnte viel fordern und wenig haben,</l><lb/> <l>Und der Wirth war ein redlicher Mann,</l><lb/> <l>Schrieb gerne mit doppelter Kreide an.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>7. Da waren ebenfalls, grade heute,</l><lb/> <l>Noch angekommen zwei fremde Leute,</l><lb/> <l>Welche Hieronimus, der Kleidung nach,</l><lb/> <l>Fuͤr reiſende Handelsmaͤnner anſach.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>8. Zwaren hat gleich einer von ihnen</l><lb/> <l>Ihm, von Perſon, etwas bekannt geſchienen,</l><lb/> <l>Wenn nur ein großes Pflaſter nicht</l><lb/> <l>Verſtellet haͤtte das halbe Geſicht.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>9. Dieſe Herren haben geſellſchaftlich indeſſen</l><lb/> <l>Mit dem Hieronimus getrunken und gegeſſen,</l><lb/> <l>Und in kurzem richtete drauf</l><lb/> <l>Hieronimus mit ihnen Freundſchaft auf.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>10. Denn der Mann mit dem Pflaſter im Ge-</l><lb/> <l>ſichte</l><lb/> <l>Erzaͤhlte manche ſpaßhafte Geſchichte,</l><lb/> <l>Theils geſchehen, und theils erdacht,</l><lb/> <l>Worob ſich Hieronimus faſt krank gelacht.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>11. Auch Hieronimus hat ihnen erzaͤhlet</l><lb/> <l>Seine Begebenheit, und nichts verhehlet,</l><lb/> <l>Wie es alles gegangen waͤr her,</l><lb/> <l>Als er war bei der Betſchweſter.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">12. Sie</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [123/0147]
6. Es war das allerbeſte Wirthshaus in Schwa-
ben,
Man konnte viel fordern und wenig haben,
Und der Wirth war ein redlicher Mann,
Schrieb gerne mit doppelter Kreide an.
7. Da waren ebenfalls, grade heute,
Noch angekommen zwei fremde Leute,
Welche Hieronimus, der Kleidung nach,
Fuͤr reiſende Handelsmaͤnner anſach.
8. Zwaren hat gleich einer von ihnen
Ihm, von Perſon, etwas bekannt geſchienen,
Wenn nur ein großes Pflaſter nicht
Verſtellet haͤtte das halbe Geſicht.
9. Dieſe Herren haben geſellſchaftlich indeſſen
Mit dem Hieronimus getrunken und gegeſſen,
Und in kurzem richtete drauf
Hieronimus mit ihnen Freundſchaft auf.
10. Denn der Mann mit dem Pflaſter im Ge-
ſichte
Erzaͤhlte manche ſpaßhafte Geſchichte,
Theils geſchehen, und theils erdacht,
Worob ſich Hieronimus faſt krank gelacht.
11. Auch Hieronimus hat ihnen erzaͤhlet
Seine Begebenheit, und nichts verhehlet,
Wie es alles gegangen waͤr her,
Als er war bei der Betſchweſter.
12. Sie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |