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Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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sie schon die Blätter hinweg gebrochen: die Trauben allein geben Schatten genug. Nicht zu früh, nicht zu spät reifen sie dort an den luftigen Hängen und füllen die gewaltigen Fässer mit köstlichem Getränk, so daß die Besitzer daselbst von Jahr zu Jahr an Wohlhabenheit zunehmen. Ja, rings um den ganzen schönen Golf sagt man, will man Jemanden als wohlhabend bezeichnen : er hat sein Kellerchen in Gragnano.

Nun hatte daselbst vor Jahren Gott einem Mann Namens Strintillo solcher Kellerchen nicht nur eines, sondern mehrere beschieden, auf deren Besitz sich Herr Strintillo nicht wenig zu Gute that. Seine liebste Rede war: Ich bin Don Strintillo, und was ich haben will, muß geschehen! -- Herr Strintillo wollte jedoch manchmal sehr dummes Zeug; besonders wenn ihm dergleichen geträumt hatte; denn er war über alle Maßen abergläubig und hielt gewaltig viel auf seine Träume. So hieß er einst in eine dürre Felszacke einen Brunnen hauen, weil ihm dort im Traum von seinem Vetter Ciccio ein Glas Wasser gereicht worden. Als man ihm aber vorstellte: hier werde kein Wasser kommen, sprach er: Ich bin Don Strintillo, und was ich haben will, muß geschehen! -- Sofort wurde mit dem Hauen des Brunnens begonnen. Man sprengte, daß die Steine flogen. Drei Monate vergingen, -- immer kam noch kein Wasser; aber Don Strintillo verlor den Muth nicht und würde, jedem Spötter zum Trotz, noch heute graben lassen,

sie schon die Blätter hinweg gebrochen: die Trauben allein geben Schatten genug. Nicht zu früh, nicht zu spät reifen sie dort an den luftigen Hängen und füllen die gewaltigen Fässer mit köstlichem Getränk, so daß die Besitzer daselbst von Jahr zu Jahr an Wohlhabenheit zunehmen. Ja, rings um den ganzen schönen Golf sagt man, will man Jemanden als wohlhabend bezeichnen : er hat sein Kellerchen in Gragnano.

Nun hatte daselbst vor Jahren Gott einem Mann Namens Strintillo solcher Kellerchen nicht nur eines, sondern mehrere beschieden, auf deren Besitz sich Herr Strintillo nicht wenig zu Gute that. Seine liebste Rede war: Ich bin Don Strintillo, und was ich haben will, muß geschehen! — Herr Strintillo wollte jedoch manchmal sehr dummes Zeug; besonders wenn ihm dergleichen geträumt hatte; denn er war über alle Maßen abergläubig und hielt gewaltig viel auf seine Träume. So hieß er einst in eine dürre Felszacke einen Brunnen hauen, weil ihm dort im Traum von seinem Vetter Ciccio ein Glas Wasser gereicht worden. Als man ihm aber vorstellte: hier werde kein Wasser kommen, sprach er: Ich bin Don Strintillo, und was ich haben will, muß geschehen! — Sofort wurde mit dem Hauen des Brunnens begonnen. Man sprengte, daß die Steine flogen. Drei Monate vergingen, — immer kam noch kein Wasser; aber Don Strintillo verlor den Muth nicht und würde, jedem Spötter zum Trotz, noch heute graben lassen,

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:35:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/9>, abgerufen am 23.11.2024.