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Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Herzen gern, meinte Don Orzo, und Beide gingen, ihre Stockknöpfe bedeutsam an die Unterlippen haltend, umher, zu sehen, was es daselbst Alles gebe. Was ihnen zuerst auffiel, waren zwei ungeheuer lange Tafeln, die unter der Last von Speisen fast zusammenbrachen; aber fast kein Gericht war da, welches nicht wenigstens am Rand oder in der Mitte vergoldet gewesen wäre! ja etwas, worauf sich Granco am meisten einbildete, war eine vergoldete Laube mit einer Bank. Auf letztere mußten sich die beiden Herren setzen. Die Laube selbst glich mehr einem Käfich, so klein hatte sie Granco machen lassen, um sie ohne zu große Unkosten über und über vergolden lassen zu können; hie und da hatte sie sein Diener mit ebenfalls ganz vergoldeten Würsten und langen Käsen und Kürbissen so behangen, daß sie ziemlich unbequem war und Strintillo rief: Hier ist ja ein völliger Weihnachtsmarkt! -- Wer kauft Wurst, wer kauft Käse? rief scherzend der Richter. -- Nun, meine Herren, werdet ihr etwas sehen, was ihr euer Lebtag nicht gesehen habt! sagte Granco und lud auch die übrigen Gäste ein, sich dort umher auf Bänken und Stühlen niederzulassen. Sein Knecht Cetrullo ging mit vergoldeten Flaschen umher und schenkte ein, so viel man wollte, als zwei mit Blumen ausgeschmückte Fässer in die Mitte getragen wurden an welchen das Gold ebenfalls nicht gespart war. Hierauf wurden zwei Tische gebracht, auf deren jedem ein ganzer gebratener Hammel lag; zu jeder Tonne trat

Herzen gern, meinte Don Orzo, und Beide gingen, ihre Stockknöpfe bedeutsam an die Unterlippen haltend, umher, zu sehen, was es daselbst Alles gebe. Was ihnen zuerst auffiel, waren zwei ungeheuer lange Tafeln, die unter der Last von Speisen fast zusammenbrachen; aber fast kein Gericht war da, welches nicht wenigstens am Rand oder in der Mitte vergoldet gewesen wäre! ja etwas, worauf sich Granco am meisten einbildete, war eine vergoldete Laube mit einer Bank. Auf letztere mußten sich die beiden Herren setzen. Die Laube selbst glich mehr einem Käfich, so klein hatte sie Granco machen lassen, um sie ohne zu große Unkosten über und über vergolden lassen zu können; hie und da hatte sie sein Diener mit ebenfalls ganz vergoldeten Würsten und langen Käsen und Kürbissen so behangen, daß sie ziemlich unbequem war und Strintillo rief: Hier ist ja ein völliger Weihnachtsmarkt! — Wer kauft Wurst, wer kauft Käse? rief scherzend der Richter. — Nun, meine Herren, werdet ihr etwas sehen, was ihr euer Lebtag nicht gesehen habt! sagte Granco und lud auch die übrigen Gäste ein, sich dort umher auf Bänken und Stühlen niederzulassen. Sein Knecht Cetrullo ging mit vergoldeten Flaschen umher und schenkte ein, so viel man wollte, als zwei mit Blumen ausgeschmückte Fässer in die Mitte getragen wurden an welchen das Gold ebenfalls nicht gespart war. Hierauf wurden zwei Tische gebracht, auf deren jedem ein ganzer gebratener Hammel lag; zu jeder Tonne trat

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[0057] Herzen gern, meinte Don Orzo, und Beide gingen, ihre Stockknöpfe bedeutsam an die Unterlippen haltend, umher, zu sehen, was es daselbst Alles gebe. Was ihnen zuerst auffiel, waren zwei ungeheuer lange Tafeln, die unter der Last von Speisen fast zusammenbrachen; aber fast kein Gericht war da, welches nicht wenigstens am Rand oder in der Mitte vergoldet gewesen wäre! ja etwas, worauf sich Granco am meisten einbildete, war eine vergoldete Laube mit einer Bank. Auf letztere mußten sich die beiden Herren setzen. Die Laube selbst glich mehr einem Käfich, so klein hatte sie Granco machen lassen, um sie ohne zu große Unkosten über und über vergolden lassen zu können; hie und da hatte sie sein Diener mit ebenfalls ganz vergoldeten Würsten und langen Käsen und Kürbissen so behangen, daß sie ziemlich unbequem war und Strintillo rief: Hier ist ja ein völliger Weihnachtsmarkt! — Wer kauft Wurst, wer kauft Käse? rief scherzend der Richter. — Nun, meine Herren, werdet ihr etwas sehen, was ihr euer Lebtag nicht gesehen habt! sagte Granco und lud auch die übrigen Gäste ein, sich dort umher auf Bänken und Stühlen niederzulassen. Sein Knecht Cetrullo ging mit vergoldeten Flaschen umher und schenkte ein, so viel man wollte, als zwei mit Blumen ausgeschmückte Fässer in die Mitte getragen wurden an welchen das Gold ebenfalls nicht gespart war. Hierauf wurden zwei Tische gebracht, auf deren jedem ein ganzer gebratener Hammel lag; zu jeder Tonne trat

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:35:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:35:42Z)

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Zitationshilfe: Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/57>, abgerufen am 23.11.2024.