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Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ihr sein Vorhaben und wie weit es damit gediehen, und rief einmal über das andere: Sacchetti ist durch seine Kunst ein Zauberer, größer als Bajalardo oder Virgilio, und mein Herzensfreund, verlasse dich auf ihn, wir werden siegen! Die Liebenden warfen sich Küsse zu und gingen zur Ruhe. Lange konnte Giovanni nicht einschlafen; doch als er erwachte, war die Sonne schon hoch am Himmel, und seine Freunde umstanden sein Bett mit neugierigen Fragen. Giovanni sprang auf und kleidete sich an: Alles sollt ihr erfahren, lieben Freunde, habt mich lieb und wartet nur bis auf den Abend, hier ist Geld, thut mir den Gefallen und kauft, ein Jeder so heimlich als möglich, recht viel alte Weintonnen zusammen, die wir dann bei Nacht in meinen Weinberg schaffen wollen; weder Don Granco noch irgend Jemand darf merken, was hier vorgeht! -- Ja, lieber Giovanni, Alles soll geschehen, was du willst! riefen die Freunde und zerstreuten sich, die Einkäufe zu machen. -- Lieber Don Ciccio, sagte Giovanni zu dem Kommenden, herzlich bitte ich Euch, seid in diesen Tagen mein Beistand, besonders was Fisch und Fleisch betrifft. Ihr seid ein Kenner und wißt was gut ist: macht meine Einkäufe, mir schwindelt der Kopf, ich möchte mich leicht betrügen lassen. Sie setzten sich hin und rechneten aus, was sie nöthig hätten, Ciccio erhielt das Geld, ging aus und that sich überall nach allem Besten um. Beim fröhlichen Mittagmahle kamen die Freunde wieder zusammen,

ihr sein Vorhaben und wie weit es damit gediehen, und rief einmal über das andere: Sacchetti ist durch seine Kunst ein Zauberer, größer als Bajalardo oder Virgilio, und mein Herzensfreund, verlasse dich auf ihn, wir werden siegen! Die Liebenden warfen sich Küsse zu und gingen zur Ruhe. Lange konnte Giovanni nicht einschlafen; doch als er erwachte, war die Sonne schon hoch am Himmel, und seine Freunde umstanden sein Bett mit neugierigen Fragen. Giovanni sprang auf und kleidete sich an: Alles sollt ihr erfahren, lieben Freunde, habt mich lieb und wartet nur bis auf den Abend, hier ist Geld, thut mir den Gefallen und kauft, ein Jeder so heimlich als möglich, recht viel alte Weintonnen zusammen, die wir dann bei Nacht in meinen Weinberg schaffen wollen; weder Don Granco noch irgend Jemand darf merken, was hier vorgeht! — Ja, lieber Giovanni, Alles soll geschehen, was du willst! riefen die Freunde und zerstreuten sich, die Einkäufe zu machen. — Lieber Don Ciccio, sagte Giovanni zu dem Kommenden, herzlich bitte ich Euch, seid in diesen Tagen mein Beistand, besonders was Fisch und Fleisch betrifft. Ihr seid ein Kenner und wißt was gut ist: macht meine Einkäufe, mir schwindelt der Kopf, ich möchte mich leicht betrügen lassen. Sie setzten sich hin und rechneten aus, was sie nöthig hätten, Ciccio erhielt das Geld, ging aus und that sich überall nach allem Besten um. Beim fröhlichen Mittagmahle kamen die Freunde wieder zusammen,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:35:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:35:42Z)

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Zitationshilfe: Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/53>, abgerufen am 23.11.2024.