Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Platz, sahen gen Himmel, dann auf ihn und prellten und fingen ihn so meisterlich, daß er immer siebenmal länger in der Luft war als auf der Haut. Um besser im Tact zu bleiben, sangen sie ein besonderes Lied dazu, und jedesmal wenn das Lied zu Ende war, hielten sie inne und befragten den Gepeinigten: ob ihm nun bald der Ort einfiele, wo er den Schatz verscharrt habe? -- Aber der Eremit beharrte bei seinem Schweigen. Als sie nun die Prellerei und das Lied Wohl zehnmal wiederholt halten, sahen sie wieder nach und befragten den Geprellten wiederum wie vor; aber er blieb stumm, ja er blieb sogar in unbequemer Stellung liegen und regte sich nicht. Sein Athem schien still zu stehen. Da erschraken die flinken Gesellen und sprachen zu einander: Wir haben es zu arg gemacht, er ist todt und der Schatz verloren! -- Legt ihn auf den Rasen, sprach Checco, gehen wir! -- Sie thaten es. Als sie im Gebüsch waren, sagte Checco leise: Nun bleibt stehen und habt Acht, der Schelm erhebt sich noch! Lange standen sie und spähten, endlich wendete sich das Haupt des Eremiten langsam herum. Er sah rechts, ... er sah links, ... vor sich und hinter sich, und, als er Niemanden erblickte, sprang er munter auf, schüttelte sich gleich einem Pudel, der aus dem Wasser kommt, stemmte die Hände in beide Seiten und kicherte, wie Jemand, der Einen angeführt hat, lachte, biß sich vor Freuden in den Platz, sahen gen Himmel, dann auf ihn und prellten und fingen ihn so meisterlich, daß er immer siebenmal länger in der Luft war als auf der Haut. Um besser im Tact zu bleiben, sangen sie ein besonderes Lied dazu, und jedesmal wenn das Lied zu Ende war, hielten sie inne und befragten den Gepeinigten: ob ihm nun bald der Ort einfiele, wo er den Schatz verscharrt habe? — Aber der Eremit beharrte bei seinem Schweigen. Als sie nun die Prellerei und das Lied Wohl zehnmal wiederholt halten, sahen sie wieder nach und befragten den Geprellten wiederum wie vor; aber er blieb stumm, ja er blieb sogar in unbequemer Stellung liegen und regte sich nicht. Sein Athem schien still zu stehen. Da erschraken die flinken Gesellen und sprachen zu einander: Wir haben es zu arg gemacht, er ist todt und der Schatz verloren! — Legt ihn auf den Rasen, sprach Checco, gehen wir! — Sie thaten es. Als sie im Gebüsch waren, sagte Checco leise: Nun bleibt stehen und habt Acht, der Schelm erhebt sich noch! Lange standen sie und spähten, endlich wendete sich das Haupt des Eremiten langsam herum. Er sah rechts, ... er sah links, ... vor sich und hinter sich, und, als er Niemanden erblickte, sprang er munter auf, schüttelte sich gleich einem Pudel, der aus dem Wasser kommt, stemmte die Hände in beide Seiten und kicherte, wie Jemand, der Einen angeführt hat, lachte, biß sich vor Freuden in den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0039"/> Platz, sahen gen Himmel, dann auf ihn und prellten und fingen ihn so meisterlich, daß er immer siebenmal länger in der Luft war als auf der Haut. Um besser im Tact zu bleiben, sangen sie ein besonderes Lied dazu, und jedesmal wenn das Lied zu Ende war, hielten sie inne und befragten den Gepeinigten: ob ihm nun bald der Ort einfiele, wo er den Schatz verscharrt habe? — Aber der Eremit beharrte bei seinem Schweigen. Als sie nun die Prellerei und das Lied Wohl zehnmal wiederholt halten, sahen sie wieder nach und befragten den Geprellten wiederum wie vor; aber er blieb stumm, ja er blieb sogar in unbequemer Stellung liegen und regte sich nicht. Sein Athem schien still zu stehen. Da erschraken die flinken Gesellen und sprachen zu einander: Wir haben es zu arg gemacht, er ist todt und der Schatz verloren! — Legt ihn auf den Rasen, sprach Checco, gehen wir! — Sie thaten es. Als sie im Gebüsch waren, sagte Checco leise: Nun bleibt stehen und habt Acht, der Schelm erhebt sich noch! Lange standen sie und spähten, endlich wendete sich das Haupt des Eremiten langsam herum. Er sah rechts, ... er sah links, ... vor sich und hinter sich, und, als er Niemanden erblickte, sprang er munter auf, schüttelte sich gleich einem Pudel, der aus dem Wasser kommt, stemmte die Hände in beide Seiten und kicherte, wie Jemand, der Einen angeführt hat, lachte, biß sich vor Freuden in den<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0039]
Platz, sahen gen Himmel, dann auf ihn und prellten und fingen ihn so meisterlich, daß er immer siebenmal länger in der Luft war als auf der Haut. Um besser im Tact zu bleiben, sangen sie ein besonderes Lied dazu, und jedesmal wenn das Lied zu Ende war, hielten sie inne und befragten den Gepeinigten: ob ihm nun bald der Ort einfiele, wo er den Schatz verscharrt habe? — Aber der Eremit beharrte bei seinem Schweigen. Als sie nun die Prellerei und das Lied Wohl zehnmal wiederholt halten, sahen sie wieder nach und befragten den Geprellten wiederum wie vor; aber er blieb stumm, ja er blieb sogar in unbequemer Stellung liegen und regte sich nicht. Sein Athem schien still zu stehen. Da erschraken die flinken Gesellen und sprachen zu einander: Wir haben es zu arg gemacht, er ist todt und der Schatz verloren! — Legt ihn auf den Rasen, sprach Checco, gehen wir! — Sie thaten es. Als sie im Gebüsch waren, sagte Checco leise: Nun bleibt stehen und habt Acht, der Schelm erhebt sich noch! Lange standen sie und spähten, endlich wendete sich das Haupt des Eremiten langsam herum. Er sah rechts, ... er sah links, ... vor sich und hinter sich, und, als er Niemanden erblickte, sprang er munter auf, schüttelte sich gleich einem Pudel, der aus dem Wasser kommt, stemmte die Hände in beide Seiten und kicherte, wie Jemand, der Einen angeführt hat, lachte, biß sich vor Freuden in den
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Zitationshilfe: | Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/39>, abgerufen am 16.07.2024. |