Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.doch davon nachher, denken wir jetzt wieder an Don Antonio. Dieser war, wie wir bereits von Pietro wissen, nach seinem äußersten Landhause hinaufgeritten, welches er sich an der Lehne, die sich von dem zackigen Gipfel der Insel herabsenkt, erbaut hatte. Die Höhe war früher nackter Fels und mit vielen Steinen übersäet; aber weil man von da herab alle seine Güter übersehen konnte, hatte Don Antonio das Unland in einen lachenden Weingarten umgeschaffen und von den umherliegenden Steinen ein ausnehmend zierliches Landhaus erbaut, in welchem er alljährlich den Morgen seines Geburtstages ganz einsam zu feiern pflegte. So war er auch diesen Morgen auf den Altan des Hauses hinausgetreten und hatte Gott für Alles, was er ihm verliehen, inbrünstig gedankt, auch Jemanden, den wir bereits kennen, in sein lautes Gebet eingeschlossen, als er hinter sich mit seinem eignen ein ebenfalls recht lautes Amen vernahm. Er wandte sich und sah Pietro hinter sich knieen, welcher etwas verlegen aufstand und zu ihm sprach: Verzeiht, Herr Don Antonio, ich gedachte dahier heimlich mit für Euch zu beten und Euch im Stillen die Worte nachzusprechen, die Ihr so schön zu setzen wisset. Es ging auch Alles gut und still ab, und ich wollte mich eben wieder fortschleichen, da muß ich just noch mit dem Amen so herausplatzen, weil ich Esel gewohnt bin, es immer so laut zu sagen! -- Bleibe immer dabei, das schadet nicht, und zwei Amen sind besser wie eines, sprach Don Antonio und küßte dem doch davon nachher, denken wir jetzt wieder an Don Antonio. Dieser war, wie wir bereits von Pietro wissen, nach seinem äußersten Landhause hinaufgeritten, welches er sich an der Lehne, die sich von dem zackigen Gipfel der Insel herabsenkt, erbaut hatte. Die Höhe war früher nackter Fels und mit vielen Steinen übersäet; aber weil man von da herab alle seine Güter übersehen konnte, hatte Don Antonio das Unland in einen lachenden Weingarten umgeschaffen und von den umherliegenden Steinen ein ausnehmend zierliches Landhaus erbaut, in welchem er alljährlich den Morgen seines Geburtstages ganz einsam zu feiern pflegte. So war er auch diesen Morgen auf den Altan des Hauses hinausgetreten und hatte Gott für Alles, was er ihm verliehen, inbrünstig gedankt, auch Jemanden, den wir bereits kennen, in sein lautes Gebet eingeschlossen, als er hinter sich mit seinem eignen ein ebenfalls recht lautes Amen vernahm. Er wandte sich und sah Pietro hinter sich knieen, welcher etwas verlegen aufstand und zu ihm sprach: Verzeiht, Herr Don Antonio, ich gedachte dahier heimlich mit für Euch zu beten und Euch im Stillen die Worte nachzusprechen, die Ihr so schön zu setzen wisset. Es ging auch Alles gut und still ab, und ich wollte mich eben wieder fortschleichen, da muß ich just noch mit dem Amen so herausplatzen, weil ich Esel gewohnt bin, es immer so laut zu sagen! — Bleibe immer dabei, das schadet nicht, und zwei Amen sind besser wie eines, sprach Don Antonio und küßte dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030"/> doch davon nachher, denken wir jetzt wieder an Don Antonio. Dieser war, wie wir bereits von Pietro wissen, nach seinem äußersten Landhause hinaufgeritten, welches er sich an der Lehne, die sich von dem zackigen Gipfel der Insel herabsenkt, erbaut hatte. Die Höhe war früher nackter Fels und mit vielen Steinen übersäet; aber weil man von da herab alle seine Güter übersehen konnte, hatte Don Antonio das Unland in einen lachenden Weingarten umgeschaffen und von den umherliegenden Steinen ein ausnehmend zierliches Landhaus erbaut, in welchem er alljährlich den Morgen seines Geburtstages ganz einsam zu feiern pflegte. So war er auch diesen Morgen auf den Altan des Hauses hinausgetreten und hatte Gott für Alles, was er ihm verliehen, inbrünstig gedankt, auch Jemanden, den wir bereits kennen, in sein lautes Gebet eingeschlossen, als er hinter sich mit seinem eignen ein ebenfalls recht lautes Amen vernahm. Er wandte sich und sah Pietro hinter sich knieen, welcher etwas verlegen aufstand und zu ihm sprach: Verzeiht, Herr Don Antonio, ich gedachte dahier heimlich mit für Euch zu beten und Euch im Stillen die Worte nachzusprechen, die Ihr so schön zu setzen wisset. Es ging auch Alles gut und still ab, und ich wollte mich eben wieder fortschleichen, da muß ich just noch mit dem Amen so herausplatzen, weil ich Esel gewohnt bin, es immer so laut zu sagen! — Bleibe immer dabei, das schadet nicht, und zwei Amen sind besser wie eines, sprach Don Antonio und küßte dem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0030]
doch davon nachher, denken wir jetzt wieder an Don Antonio. Dieser war, wie wir bereits von Pietro wissen, nach seinem äußersten Landhause hinaufgeritten, welches er sich an der Lehne, die sich von dem zackigen Gipfel der Insel herabsenkt, erbaut hatte. Die Höhe war früher nackter Fels und mit vielen Steinen übersäet; aber weil man von da herab alle seine Güter übersehen konnte, hatte Don Antonio das Unland in einen lachenden Weingarten umgeschaffen und von den umherliegenden Steinen ein ausnehmend zierliches Landhaus erbaut, in welchem er alljährlich den Morgen seines Geburtstages ganz einsam zu feiern pflegte. So war er auch diesen Morgen auf den Altan des Hauses hinausgetreten und hatte Gott für Alles, was er ihm verliehen, inbrünstig gedankt, auch Jemanden, den wir bereits kennen, in sein lautes Gebet eingeschlossen, als er hinter sich mit seinem eignen ein ebenfalls recht lautes Amen vernahm. Er wandte sich und sah Pietro hinter sich knieen, welcher etwas verlegen aufstand und zu ihm sprach: Verzeiht, Herr Don Antonio, ich gedachte dahier heimlich mit für Euch zu beten und Euch im Stillen die Worte nachzusprechen, die Ihr so schön zu setzen wisset. Es ging auch Alles gut und still ab, und ich wollte mich eben wieder fortschleichen, da muß ich just noch mit dem Amen so herausplatzen, weil ich Esel gewohnt bin, es immer so laut zu sagen! — Bleibe immer dabei, das schadet nicht, und zwei Amen sind besser wie eines, sprach Don Antonio und küßte dem
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Zitationshilfe: | Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_karnevalfest_1910/30>, abgerufen am 16.07.2024. |