Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.dem Paar schwarzen Augen, da werdet Ihr wie ein Kürbis. Wie oft soll ich meine Mütze noch mit Füßen treten, wenn ich Euch so mit ihr stehn sehe? Immer sag' ich da bei mir selber: sprich, sprich, Don Antonio! Jetzt ist es Zeit! Drück ab, drück ab! Feuer! -- Aber prosit die Mahlzeit, Ihr thut die Lippen nicht von einander! Du redest, wie du es verstehst, sprach der Herr wiederum. Es schwärmen jetzt Freier um sie her, die ihr besser gefallen, Leute mit vollen Locken. Da sprach Pietro wieder: Eh! Locken oder nicht! Wenn man aus allen Freiern in der Welt nur Einen Mann macht -- Ihr seid mehr werth, wie Alle zusammen! -- Mein lieber Herr Don Antonio, wenn das Weib Fenster im Kopfe hat, muß sie doch sehen, daß Ihr viel frischer ausseht unter Eurer Glatze, wie die zwei jungen Maulaffen unter den Haarschnecken, welche sie alle Tage braten und ringeln; und muß denn auch ein Freier just überall rauh sein, wie ein Bär? Glaubt mir, gerade die Glatze, wie sie jetzt ist, kleidet Euch viel besser, wie das Gemengsel von Haaren, das Ihr sonst hattet! Mach keine Possen, sprach der Herr lächelnd, die Weiber sehn uns mit andern Augen und haben den Kopf der Männer lieber unten glatt als oben! -- Hiemit brach Don Antonio das Gespräch ab und hieß Pietro weiter arbeiten. Nicht lange darnach, zur Zeit des Carnevals, ge- dem Paar schwarzen Augen, da werdet Ihr wie ein Kürbis. Wie oft soll ich meine Mütze noch mit Füßen treten, wenn ich Euch so mit ihr stehn sehe? Immer sag' ich da bei mir selber: sprich, sprich, Don Antonio! Jetzt ist es Zeit! Drück ab, drück ab! Feuer! — Aber prosit die Mahlzeit, Ihr thut die Lippen nicht von einander! Du redest, wie du es verstehst, sprach der Herr wiederum. Es schwärmen jetzt Freier um sie her, die ihr besser gefallen, Leute mit vollen Locken. Da sprach Pietro wieder: Eh! Locken oder nicht! Wenn man aus allen Freiern in der Welt nur Einen Mann macht — Ihr seid mehr werth, wie Alle zusammen! — Mein lieber Herr Don Antonio, wenn das Weib Fenster im Kopfe hat, muß sie doch sehen, daß Ihr viel frischer ausseht unter Eurer Glatze, wie die zwei jungen Maulaffen unter den Haarschnecken, welche sie alle Tage braten und ringeln; und muß denn auch ein Freier just überall rauh sein, wie ein Bär? Glaubt mir, gerade die Glatze, wie sie jetzt ist, kleidet Euch viel besser, wie das Gemengsel von Haaren, das Ihr sonst hattet! Mach keine Possen, sprach der Herr lächelnd, die Weiber sehn uns mit andern Augen und haben den Kopf der Männer lieber unten glatt als oben! — Hiemit brach Don Antonio das Gespräch ab und hieß Pietro weiter arbeiten. Nicht lange darnach, zur Zeit des Carnevals, ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012"/> dem Paar schwarzen Augen, da werdet Ihr wie ein Kürbis. Wie oft soll ich meine Mütze noch mit Füßen treten, wenn ich Euch so mit ihr stehn sehe? Immer sag' ich da bei mir selber: sprich, sprich, Don Antonio! Jetzt ist es Zeit! Drück ab, drück ab! Feuer! — Aber prosit die Mahlzeit, Ihr thut die Lippen nicht von einander!</p><lb/> <p>Du redest, wie du es verstehst, sprach der Herr wiederum. Es schwärmen jetzt Freier um sie her, die ihr besser gefallen, Leute mit vollen Locken.</p><lb/> <p>Da sprach Pietro wieder: Eh! Locken oder nicht! Wenn man aus allen Freiern in der Welt nur Einen Mann macht — Ihr seid mehr werth, wie Alle zusammen! — Mein lieber Herr Don Antonio, wenn das Weib Fenster im Kopfe hat, muß sie doch sehen, daß Ihr viel frischer ausseht unter Eurer Glatze, wie die zwei jungen Maulaffen unter den Haarschnecken, welche sie alle Tage braten und ringeln; und muß denn auch ein Freier just überall rauh sein, wie ein Bär? Glaubt mir, gerade die Glatze, wie sie jetzt ist, kleidet Euch viel besser, wie das Gemengsel von Haaren, das Ihr sonst hattet!</p><lb/> <p>Mach keine Possen, sprach der Herr lächelnd, die Weiber sehn uns mit andern Augen und haben den Kopf der Männer lieber unten glatt als oben! — Hiemit brach Don Antonio das Gespräch ab und hieß Pietro weiter arbeiten.</p><lb/> <p>Nicht lange darnach, zur Zeit des Carnevals, ge-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0012]
dem Paar schwarzen Augen, da werdet Ihr wie ein Kürbis. Wie oft soll ich meine Mütze noch mit Füßen treten, wenn ich Euch so mit ihr stehn sehe? Immer sag' ich da bei mir selber: sprich, sprich, Don Antonio! Jetzt ist es Zeit! Drück ab, drück ab! Feuer! — Aber prosit die Mahlzeit, Ihr thut die Lippen nicht von einander!
Du redest, wie du es verstehst, sprach der Herr wiederum. Es schwärmen jetzt Freier um sie her, die ihr besser gefallen, Leute mit vollen Locken.
Da sprach Pietro wieder: Eh! Locken oder nicht! Wenn man aus allen Freiern in der Welt nur Einen Mann macht — Ihr seid mehr werth, wie Alle zusammen! — Mein lieber Herr Don Antonio, wenn das Weib Fenster im Kopfe hat, muß sie doch sehen, daß Ihr viel frischer ausseht unter Eurer Glatze, wie die zwei jungen Maulaffen unter den Haarschnecken, welche sie alle Tage braten und ringeln; und muß denn auch ein Freier just überall rauh sein, wie ein Bär? Glaubt mir, gerade die Glatze, wie sie jetzt ist, kleidet Euch viel besser, wie das Gemengsel von Haaren, das Ihr sonst hattet!
Mach keine Possen, sprach der Herr lächelnd, die Weiber sehn uns mit andern Augen und haben den Kopf der Männer lieber unten glatt als oben! — Hiemit brach Don Antonio das Gespräch ab und hieß Pietro weiter arbeiten.
Nicht lange darnach, zur Zeit des Carnevals, ge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_karnevalfest_1910 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_karnevalfest_1910/12 |
Zitationshilfe: | Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_karnevalfest_1910/12>, abgerufen am 16.07.2024. |