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Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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was verstehen müsse, dem werde er die Schrift vorlegen.

Geh nur, geh nur, sagte kopfschüttelnd die alte Frau, ich weiß gar nicht, was du da erfragen willst? Vom Urdede ist die Schrift, auf das kannst du dich verlassen, was du aber weiter willst, das seh' ich nicht ein.

Trotz dieser Abmahnung, die aus dem gerechten Stolze der Großmutter auf den Urdede entsprang, nahm Josseph die vergilbte Nachlassenschaft mit und machte sich auf den Weg nach Bunzlau. --

Nachdem er dort die traurige Bestellung bei den frommen Weibern verrichtet hatte, die ihm mit ihrem Handschlag versprachen, sich morgen in aller Frühe im Dorfe einzufinden, suchte er den Lehrer Julius Arnsteiner auf.

Julius Arnsteiner ließ sich bei dem Eintritte Josseph's nicht den Witz entgehen, ob er die Ofenkachel einschlagen solle, weil ein so frommer Mensch, wie Rebb Josseph einer sei, es für werth gehalten habe, zu einem solchen Posche Jisroel*) zu kommen. In kurzen, gedrängten Worten trug Josseph dem Lehrer sein Anliegen vor, und wie ihm außerordentlich viel daran gelegen sei, zu wissen, was denn eigentlich an der Schrift sei. Die sei ganz merkwürdig, gar nicht wie andere Sachen, und man könne daraus viel lernen.

*) Abtrünniger von Israel.

was verstehen müsse, dem werde er die Schrift vorlegen.

Geh nur, geh nur, sagte kopfschüttelnd die alte Frau, ich weiß gar nicht, was du da erfragen willst? Vom Urdede ist die Schrift, auf das kannst du dich verlassen, was du aber weiter willst, das seh' ich nicht ein.

Trotz dieser Abmahnung, die aus dem gerechten Stolze der Großmutter auf den Urdede entsprang, nahm Josseph die vergilbte Nachlassenschaft mit und machte sich auf den Weg nach Bunzlau. —

Nachdem er dort die traurige Bestellung bei den frommen Weibern verrichtet hatte, die ihm mit ihrem Handschlag versprachen, sich morgen in aller Frühe im Dorfe einzufinden, suchte er den Lehrer Julius Arnsteiner auf.

Julius Arnsteiner ließ sich bei dem Eintritte Josseph's nicht den Witz entgehen, ob er die Ofenkachel einschlagen solle, weil ein so frommer Mensch, wie Rebb Josseph einer sei, es für werth gehalten habe, zu einem solchen Posche Jisroel*) zu kommen. In kurzen, gedrängten Worten trug Josseph dem Lehrer sein Anliegen vor, und wie ihm außerordentlich viel daran gelegen sei, zu wissen, was denn eigentlich an der Schrift sei. Die sei ganz merkwürdig, gar nicht wie andere Sachen, und man könne daraus viel lernen.

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[0190] was verstehen müsse, dem werde er die Schrift vorlegen. Geh nur, geh nur, sagte kopfschüttelnd die alte Frau, ich weiß gar nicht, was du da erfragen willst? Vom Urdede ist die Schrift, auf das kannst du dich verlassen, was du aber weiter willst, das seh' ich nicht ein. Trotz dieser Abmahnung, die aus dem gerechten Stolze der Großmutter auf den Urdede entsprang, nahm Josseph die vergilbte Nachlassenschaft mit und machte sich auf den Weg nach Bunzlau. — Nachdem er dort die traurige Bestellung bei den frommen Weibern verrichtet hatte, die ihm mit ihrem Handschlag versprachen, sich morgen in aller Frühe im Dorfe einzufinden, suchte er den Lehrer Julius Arnsteiner auf. Julius Arnsteiner ließ sich bei dem Eintritte Josseph's nicht den Witz entgehen, ob er die Ofenkachel einschlagen solle, weil ein so frommer Mensch, wie Rebb Josseph einer sei, es für werth gehalten habe, zu einem solchen Posche Jisroel *) zu kommen. In kurzen, gedrängten Worten trug Josseph dem Lehrer sein Anliegen vor, und wie ihm außerordentlich viel daran gelegen sei, zu wissen, was denn eigentlich an der Schrift sei. Die sei ganz merkwürdig, gar nicht wie andere Sachen, und man könne daraus viel lernen. *) Abtrünniger von Israel.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:25:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:25:39Z)

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Zitationshilfe: Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kompert_verlorene_1910/190>, abgerufen am 23.11.2024.