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Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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solle. Josseph hatte Alles gehört; mit dem Scharfblicke eines Falken übersah er sogleich den ganzen Verrath, der an ihm begangen.

Weiber, Weiber! knirschte er zwischen den Zähnen, und ein gewaltiger Ausbruch des Zornes stand bevor.

Die kluge Marjim aber kam ihm zuvor, daß sie die Magd fragte, ob Madlena sich auch bedankt habe, und ob sie besonders des "Herrn" nicht gedacht habe (sie meinte Josseph), der das Geld doch eigentlich geschickt habe.

Darauf könne sie sich nicht mehr erinnern, sagte die Magd, den Namen des Herrn hätte sie nicht gehört, es sei immer die Rede von der Babe gewesen.

Nu, Mamme, meinte Josseph mit fürchterlichem Hohn, willst du der noch Zucker und Kaffee schicken?

Die kluge Marjim wandte in diesem Augenblicke die seine Kriegslist an, daß sie gleichsam in die gerechten Vorwürfe Josseph's einzustimmen schien.

Das sei nicht schön, sagte sie, daß Madlena sich nicht ordentlich habe bedanken lassen, denn es sei doch nur Josseph's gütigem Willen beizumessen, wenn er ihr das väterliche Erbtheil mit Zinsen von Zinsen des Capitals ausgefolgt hätte. Namentlich das Letztere, nämlich die Zinsen auszuzahlen, sei er gar nicht verpflichtet gewesen, genug hätte er gethan, wenn er's nur beim Capital gelassen hätte -- und nun ließe sie sich nicht einmal bedanken!

In ihrem Herzen nahm sie aber entschieden Partei

solle. Josseph hatte Alles gehört; mit dem Scharfblicke eines Falken übersah er sogleich den ganzen Verrath, der an ihm begangen.

Weiber, Weiber! knirschte er zwischen den Zähnen, und ein gewaltiger Ausbruch des Zornes stand bevor.

Die kluge Marjim aber kam ihm zuvor, daß sie die Magd fragte, ob Madlena sich auch bedankt habe, und ob sie besonders des „Herrn“ nicht gedacht habe (sie meinte Josseph), der das Geld doch eigentlich geschickt habe.

Darauf könne sie sich nicht mehr erinnern, sagte die Magd, den Namen des Herrn hätte sie nicht gehört, es sei immer die Rede von der Babe gewesen.

Nu, Mamme, meinte Josseph mit fürchterlichem Hohn, willst du der noch Zucker und Kaffee schicken?

Die kluge Marjim wandte in diesem Augenblicke die seine Kriegslist an, daß sie gleichsam in die gerechten Vorwürfe Josseph's einzustimmen schien.

Das sei nicht schön, sagte sie, daß Madlena sich nicht ordentlich habe bedanken lassen, denn es sei doch nur Josseph's gütigem Willen beizumessen, wenn er ihr das väterliche Erbtheil mit Zinsen von Zinsen des Capitals ausgefolgt hätte. Namentlich das Letztere, nämlich die Zinsen auszuzahlen, sei er gar nicht verpflichtet gewesen, genug hätte er gethan, wenn er's nur beim Capital gelassen hätte — und nun ließe sie sich nicht einmal bedanken!

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[0137] solle. Josseph hatte Alles gehört; mit dem Scharfblicke eines Falken übersah er sogleich den ganzen Verrath, der an ihm begangen. Weiber, Weiber! knirschte er zwischen den Zähnen, und ein gewaltiger Ausbruch des Zornes stand bevor. Die kluge Marjim aber kam ihm zuvor, daß sie die Magd fragte, ob Madlena sich auch bedankt habe, und ob sie besonders des „Herrn“ nicht gedacht habe (sie meinte Josseph), der das Geld doch eigentlich geschickt habe. Darauf könne sie sich nicht mehr erinnern, sagte die Magd, den Namen des Herrn hätte sie nicht gehört, es sei immer die Rede von der Babe gewesen. Nu, Mamme, meinte Josseph mit fürchterlichem Hohn, willst du der noch Zucker und Kaffee schicken? Die kluge Marjim wandte in diesem Augenblicke die seine Kriegslist an, daß sie gleichsam in die gerechten Vorwürfe Josseph's einzustimmen schien. Das sei nicht schön, sagte sie, daß Madlena sich nicht ordentlich habe bedanken lassen, denn es sei doch nur Josseph's gütigem Willen beizumessen, wenn er ihr das väterliche Erbtheil mit Zinsen von Zinsen des Capitals ausgefolgt hätte. Namentlich das Letztere, nämlich die Zinsen auszuzahlen, sei er gar nicht verpflichtet gewesen, genug hätte er gethan, wenn er's nur beim Capital gelassen hätte — und nun ließe sie sich nicht einmal bedanken! In ihrem Herzen nahm sie aber entschieden Partei

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:25:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:25:39Z)

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Zitationshilfe: Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kompert_verlorene_1910/137>, abgerufen am 27.11.2024.