Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Körner, Theodor: Leyer und Schwerdt. Berlin, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Weil des Sieges Palme bricht?
Kann der Arm kein rettend Kreuz umarmen,
In der höchsten letzten Noth,
Müssen wir verzweifeln und verjammern,
Giebt es keine Freiheit, als den Tod?
Doch! -- wir sehn's im Aufschwung unserer Jugend,
In des ganzen Volkes Heldengeist,
Ja! es giebt noch eine deutsche Tugend,
Die allmächtig einst die Ketten reißt.
Wenn auch jetzt in den bezwungnen Hallen
Tyranney der Freiheit Tempel bricht, --
Deutsches Volk, du konntest fallen,
Aber sinken kannst du nicht!
Und noch lebt der Hoffnung Himmelsfunken!
Muthig vorwärts durch das falsche Glück!
'S war ein Stern! jetzt ist er zwar versunken,
Doch der Morgen bringt ihn uns zurück.
'S war ein Stern! die Sterne bleiben!
'S war der Freiheit goldner Stern!
Laß die blut'gen Wolken treiben,
Der ist in der Huth des Herrn!
Mag die Hölle drohn und schnauben,
Der Tyrann reicht nicht hinauf,
Weil des Sieges Palme bricht?
Kann der Arm kein rettend Kreuz umarmen,
In der hoͤchſten letzten Noth,
Muͤſſen wir verzweifeln und verjammern,
Giebt es keine Freiheit, als den Tod?
Doch! — wir ſehn's im Aufſchwung unſerer Jugend,
In des ganzen Volkes Heldengeiſt,
Ja! es giebt noch eine deutſche Tugend,
Die allmaͤchtig einſt die Ketten reißt.
Wenn auch jetzt in den bezwungnen Hallen
Tyranney der Freiheit Tempel bricht, —
Deutſches Volk, du konnteſt fallen,
Aber ſinken kannſt du nicht!
Und noch lebt der Hoffnung Himmelsfunken!
Muthig vorwaͤrts durch das falſche Gluͤck!
'S war ein Stern! jetzt iſt er zwar verſunken,
Doch der Morgen bringt ihn uns zuruͤck.
'S war ein Stern! die Sterne bleiben!
'S war der Freiheit goldner Stern!
Laß die blut'gen Wolken treiben,
Der iſt in der Huth des Herrn!
Mag die Hoͤlle drohn und ſchnauben,
Der Tyrann reicht nicht hinauf,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0088" n="76"/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <l rendition="#et">Weil des Sieges Palme bricht?</l><lb/>
            <l>Kann der Arm kein rettend Kreuz umarmen,</l><lb/>
            <l rendition="#et">In der ho&#x0364;ch&#x017F;ten letzten Noth,</l><lb/>
            <l>Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir verzweifeln und verjammern,</l><lb/>
            <l rendition="#et">Giebt es keine Freiheit, als den Tod?</l><lb/>
            <l>Doch! &#x2014; wir &#x017F;ehn's im Auf&#x017F;chwung un&#x017F;erer Jugend,</l><lb/>
            <l rendition="#et">In des ganzen Volkes Heldengei&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Ja! es giebt noch eine <hi rendition="#g">deut&#x017F;che Tugend</hi>,</l><lb/>
            <l rendition="#et">Die allma&#x0364;chtig ein&#x017F;t die Ketten reißt.</l><lb/>
            <l>Wenn auch jetzt in den bezwungnen Hallen</l><lb/>
            <l rendition="#et">Tyranney der Freiheit Tempel bricht, &#x2014;</l><lb/>
            <l>Deut&#x017F;ches Volk, du konnte&#x017F;t fallen,</l><lb/>
            <l rendition="#et"><hi rendition="#g">Aber &#x017F;inken kann&#x017F;t du nicht</hi>!</l><lb/>
            <l>Und noch lebt der Hoffnung Himmelsfunken!</l><lb/>
            <l rendition="#et">Muthig vorwa&#x0364;rts durch das fal&#x017F;che Glu&#x0364;ck!</l><lb/>
            <l><hi rendition="#g">'S war ein Stern</hi>! jetzt i&#x017F;t er zwar                             ver&#x017F;unken,</l><lb/>
            <l rendition="#et">Doch der Morgen bringt ihn uns zuru&#x0364;ck.</l><lb/>
            <l><hi rendition="#g">'S war ein Stern</hi>! <hi rendition="#g">die Sterne                                 bleiben</hi>!</l><lb/>
            <l rendition="#et"><hi rendition="#g">'S war der Freiheit goldner Stern</hi>!</l><lb/>
            <l>Laß die blut'gen Wolken treiben,</l><lb/>
            <l rendition="#et">Der i&#x017F;t in der Huth des Herrn!</l><lb/>
            <l>Mag die Ho&#x0364;lle drohn und &#x017F;chnauben,</l><lb/>
            <l rendition="#et">Der Tyrann reicht nicht hinauf,</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0088] Weil des Sieges Palme bricht? Kann der Arm kein rettend Kreuz umarmen, In der hoͤchſten letzten Noth, Muͤſſen wir verzweifeln und verjammern, Giebt es keine Freiheit, als den Tod? Doch! — wir ſehn's im Aufſchwung unſerer Jugend, In des ganzen Volkes Heldengeiſt, Ja! es giebt noch eine deutſche Tugend, Die allmaͤchtig einſt die Ketten reißt. Wenn auch jetzt in den bezwungnen Hallen Tyranney der Freiheit Tempel bricht, — Deutſches Volk, du konnteſt fallen, Aber ſinken kannſt du nicht! Und noch lebt der Hoffnung Himmelsfunken! Muthig vorwaͤrts durch das falſche Gluͤck! 'S war ein Stern! jetzt iſt er zwar verſunken, Doch der Morgen bringt ihn uns zuruͤck. 'S war ein Stern! die Sterne bleiben! 'S war der Freiheit goldner Stern! Laß die blut'gen Wolken treiben, Der iſt in der Huth des Herrn! Mag die Hoͤlle drohn und ſchnauben, Der Tyrann reicht nicht hinauf,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/koerner_leyer_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/koerner_leyer_1814/88
Zitationshilfe: Körner, Theodor: Leyer und Schwerdt. Berlin, 1814, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koerner_leyer_1814/88>, abgerufen am 24.11.2024.