Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Körner, Theodor: Leyer und Schwerdt. Berlin, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Vaterland! dir woll'n wir sterben,

Wie dein großes Wort gebeut!
Unsre Lieben mögen's erben,
Was wir mit dem Blut befreit.
Wachse, du Freiheit der deutschen Eichen,
Wachse empor über unsere Leichen! --
Vaterland höre den heiligen Eid. --

Und nun wendet eure Blicke,
Noch einmahl der Liebe nach,
Scheidet von dem Blüthenglücke,
Das der gift'ge Süden brach.
Wird euch auch das Auge trüber --
Keine Thräne bringt euch Spott.
Werft den letzten Kuß hinüber,
Dann befehlt sie eurem Gott!
Alle die Lippen, die für uns beten,
Alle die Herzen, die wir zertreten,
Tröste und schütze sie, ewiger Gott! --
Und nun frisch zur Schlacht gewendet,
Aug' und Herz zum Licht hinauf!
Alles Ird'sche ist vollendet,
Und das Himmlische geht auf.

Vaterland! dir woll'n wir ſterben,

Wie dein großes Wort gebeut!
Unſre Lieben moͤgen's erben,
Was wir mit dem Blut befreit.
Wachſe, du Freiheit der deutſchen Eichen,
Wachſe empor uͤber unſere Leichen! —
Vaterland hoͤre den heiligen Eid. —

Und nun wendet eure Blicke,
Noch einmahl der Liebe nach,
Scheidet von dem Bluͤthengluͤcke,
Das der gift'ge Suͤden brach.
Wird euch auch das Auge truͤber —
Keine Thraͤne bringt euch Spott.
Werft den letzten Kuß hinuͤber,
Dann befehlt ſie eurem Gott!
Alle die Lippen, die fuͤr uns beten,
Alle die Herzen, die wir zertreten,
Troͤſte und ſchuͤtze ſie, ewiger Gott! —
Und nun friſch zur Schlacht gewendet,
Aug' und Herz zum Licht hinauf!
Alles Ird'ſche iſt vollendet,
Und das Himmliſche geht auf.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="4">
              <pb facs="#f0065" n="53"/>
              <l>Vaterland! dir woll'n wir &#x017F;terben,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Wie dein großes Wort gebeut!</l><lb/>
              <l>Un&#x017F;re Lieben mo&#x0364;gen's erben,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Was wir mit dem Blut befreit.</l><lb/>
              <l>Wach&#x017F;e, du Freiheit der deut&#x017F;chen Eichen,</l><lb/>
              <l>Wach&#x017F;e empor u&#x0364;ber un&#x017F;ere Leichen! &#x2014;</l><lb/>
              <l rendition="#et">Vaterland ho&#x0364;re den heiligen Eid. &#x2014;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="5">
              <l>Und nun wendet eure Blicke,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Noch einmahl der Liebe nach,</l><lb/>
              <l>Scheidet von dem Blu&#x0364;thenglu&#x0364;cke,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Das der gift'ge Su&#x0364;den brach.</l><lb/>
              <l>Wird euch auch das Auge tru&#x0364;ber &#x2014;</l><lb/>
              <l rendition="#et">Keine Thra&#x0364;ne bringt euch Spott.</l><lb/>
              <l>Werft den letzten Kuß hinu&#x0364;ber,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Dann befehlt &#x017F;ie eurem Gott!</l><lb/>
              <l>Alle die Lippen, die fu&#x0364;r uns beten,</l><lb/>
              <l>Alle die Herzen, die wir zertreten,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Tro&#x0364;&#x017F;te und &#x017F;chu&#x0364;tze &#x017F;ie, ewiger Gott! &#x2014;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="6">
              <l>Und nun fri&#x017F;ch zur Schlacht gewendet,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Aug' und Herz zum Licht hinauf!</l><lb/>
              <l>Alles Ird'&#x017F;che i&#x017F;t vollendet,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Und das Himmli&#x017F;che geht auf.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0065] Vaterland! dir woll'n wir ſterben, Wie dein großes Wort gebeut! Unſre Lieben moͤgen's erben, Was wir mit dem Blut befreit. Wachſe, du Freiheit der deutſchen Eichen, Wachſe empor uͤber unſere Leichen! — Vaterland hoͤre den heiligen Eid. — Und nun wendet eure Blicke, Noch einmahl der Liebe nach, Scheidet von dem Bluͤthengluͤcke, Das der gift'ge Suͤden brach. Wird euch auch das Auge truͤber — Keine Thraͤne bringt euch Spott. Werft den letzten Kuß hinuͤber, Dann befehlt ſie eurem Gott! Alle die Lippen, die fuͤr uns beten, Alle die Herzen, die wir zertreten, Troͤſte und ſchuͤtze ſie, ewiger Gott! — Und nun friſch zur Schlacht gewendet, Aug' und Herz zum Licht hinauf! Alles Ird'ſche iſt vollendet, Und das Himmliſche geht auf.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/koerner_leyer_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/koerner_leyer_1814/65
Zitationshilfe: Körner, Theodor: Leyer und Schwerdt. Berlin, 1814, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koerner_leyer_1814/65>, abgerufen am 02.05.2024.