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Körner, Theodor: Leyer und Schwerdt. Berlin, 1814.

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Die Schande deiner Töchter schreit um Rache,
Der Meuchelmord der Söhne schreit nach Blut.

Zerbrich den Pflugschaar, laß den Meisel fallen,
Die Leyer still, den Webstuhl ruhig stehn!
Verlasse deine Höfe, deine Hallen! --
Vor dessen Antlitz deine Fahnen wallen,
Er will sein Volk in Waffenrüstung sehn.
Denn einen großen Altar sollst du bauen
In seiner Freiheit ew'gen Morgenroth.
Mit deinem Schwerdt sollst du die Steine hauen,
Der Tempel gründe sich auf Heldentod. --
Was weint ihr, Mädchen, warum klagt ihr, Weiber,
Für die der Herr die Schwerdter nicht gestählt,
Wenn wir entzückt die jugendlichen Leiber
Hinwerfen in die Schaaren eurer Räuber,
Daß euch des Kampfes kühne Wollust fehlt? --
Ihr könnt ja froh zu Gottes Altar treten!
Für Wunden gab er zarte Sorgsamkeit,
Gab euch in Euern herzlichen Gebeten
Den schönen reinen Sieg der Frömmigkeit.

Die Schande deiner Toͤchter ſchreit um Rache,
Der Meuchelmord der Soͤhne ſchreit nach Blut.

Zerbrich den Pflugſchaar, laß den Meiſel fallen,
Die Leyer ſtill, den Webſtuhl ruhig ſtehn!
Verlaſſe deine Hoͤfe, deine Hallen! —
Vor deſſen Antlitz deine Fahnen wallen,
Er will ſein Volk in Waffenruͤſtung ſehn.
Denn einen großen Altar ſollſt du bauen
In ſeiner Freiheit ew'gen Morgenroth.
Mit deinem Schwerdt ſollſt du die Steine hauen,
Der Tempel gruͤnde ſich auf Heldentod. —
Was weint ihr, Maͤdchen, warum klagt ihr, Weiber,
Fuͤr die der Herr die Schwerdter nicht geſtaͤhlt,
Wenn wir entzuͤckt die jugendlichen Leiber
Hinwerfen in die Schaaren eurer Raͤuber,
Daß euch des Kampfes kuͤhne Wolluſt fehlt? —
Ihr koͤnnt ja froh zu Gottes Altar treten!
Fuͤr Wunden gab er zarte Sorgſamkeit,
Gab euch in Euern herzlichen Gebeten
Den ſchoͤnen reinen Sieg der Froͤmmigkeit.
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[38/0050] Die Schande deiner Toͤchter ſchreit um Rache, Der Meuchelmord der Soͤhne ſchreit nach Blut. Zerbrich den Pflugſchaar, laß den Meiſel fallen, Die Leyer ſtill, den Webſtuhl ruhig ſtehn! Verlaſſe deine Hoͤfe, deine Hallen! — Vor deſſen Antlitz deine Fahnen wallen, Er will ſein Volk in Waffenruͤſtung ſehn. Denn einen großen Altar ſollſt du bauen In ſeiner Freiheit ew'gen Morgenroth. Mit deinem Schwerdt ſollſt du die Steine hauen, Der Tempel gruͤnde ſich auf Heldentod. — Was weint ihr, Maͤdchen, warum klagt ihr, Weiber, Fuͤr die der Herr die Schwerdter nicht geſtaͤhlt, Wenn wir entzuͤckt die jugendlichen Leiber Hinwerfen in die Schaaren eurer Raͤuber, Daß euch des Kampfes kuͤhne Wolluſt fehlt? — Ihr koͤnnt ja froh zu Gottes Altar treten! Fuͤr Wunden gab er zarte Sorgſamkeit, Gab euch in Euern herzlichen Gebeten Den ſchoͤnen reinen Sieg der Froͤmmigkeit.

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Zitationshilfe: Körner, Theodor: Leyer und Schwerdt. Berlin, 1814, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koerner_leyer_1814/50>, abgerufen am 29.03.2024.