Körner, Theodor: Leyer und Schwerdt. Berlin, 1814.Noch dem Erdgeist ist er Preis gegeben, Dann ergreift ihn ein bachantisch Wüthen, Wilde Melodienblitze sprühn, Aus dem Tode ruft er Strahlenblüthen, Und zertritt sie kalt, sobald sie blühn. Wenn die letzten Funken bleich verglühten, Hebt er sich noch einmal, stolz und kühn, Und versinkt dann mit gewalt'gem Schauren, In den alten Kampf mit dem Centauren. Wilder Geist! jetzt hast du überwunden,
Deine Nacht verschmilzt in Morgenroth, Ausgekämpft sind deiner Prüfung Stunden, Leer der Kelch, den dir das Schicksal bot. Kunst und Leben hat den Kranz gewunden, Auf die Locken drückte ihn der Tod. Deinen Grabstein kann die Zeit zermalmen, Doch die Lorbeern werden dort zu Palmen. Noch dem Erdgeiſt iſt er Preis gegeben, Dann ergreift ihn ein bachantiſch Wuͤthen, Wilde Melodienblitze ſpruͤhn, Aus dem Tode ruft er Strahlenbluͤthen, Und zertritt ſie kalt, ſobald ſie bluͤhn. Wenn die letzten Funken bleich vergluͤhten, Hebt er ſich noch einmal, ſtolz und kuͤhn, Und verſinkt dann mit gewalt'gem Schauren, In den alten Kampf mit dem Centauren. Wilder Geiſt! jetzt haſt du uͤberwunden,
Deine Nacht verſchmilzt in Morgenroth, Ausgekaͤmpft ſind deiner Pruͤfung Stunden, Leer der Kelch, den dir das Schickſal bot. Kunſt und Leben hat den Kranz gewunden, Auf die Locken druͤckte ihn der Tod. Deinen Grabſtein kann die Zeit zermalmen, Doch die Lorbeern werden dort zu Palmen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0033" n="21"/> <l>Noch dem Erdgeiſt iſt er Preis gegeben,</l><lb/> <l>Mit dem Staube kaͤmpft der Genius,</l><lb/> <l>Reißt er auch im Rauſche der Gedanken,</l><lb/> <l>Oft ſich blutend los aus ſeinen Schranken.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Dann ergreift ihn ein bachantiſch Wuͤthen,</l><lb/> <l>Wilde Melodienblitze ſpruͤhn,</l><lb/> <l>Aus dem Tode ruft er Strahlenbluͤthen,</l><lb/> <l>Und zertritt ſie kalt, ſobald ſie bluͤhn.</l><lb/> <l>Wenn die letzten Funken bleich vergluͤhten,</l><lb/> <l>Hebt er ſich noch einmal, ſtolz und kuͤhn,</l><lb/> <l>Und verſinkt dann mit gewalt'gem Schauren,</l><lb/> <l>In den alten Kampf mit dem Centauren.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Wilder Geiſt! jetzt haſt du uͤberwunden,</l><lb/> <l>Deine Nacht verſchmilzt in Morgenroth,</l><lb/> <l>Ausgekaͤmpft ſind deiner Pruͤfung Stunden,</l><lb/> <l>Leer der Kelch, den dir das Schickſal bot.</l><lb/> <l>Kunſt und Leben hat den Kranz gewunden,</l><lb/> <l>Auf die Locken druͤckte ihn der Tod.</l><lb/> <l>Deinen Grabſtein kann die Zeit zermalmen,</l><lb/> <l>Doch die Lorbeern werden dort zu Palmen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21/0033]
Noch dem Erdgeiſt iſt er Preis gegeben,
Mit dem Staube kaͤmpft der Genius,
Reißt er auch im Rauſche der Gedanken,
Oft ſich blutend los aus ſeinen Schranken.
Dann ergreift ihn ein bachantiſch Wuͤthen,
Wilde Melodienblitze ſpruͤhn,
Aus dem Tode ruft er Strahlenbluͤthen,
Und zertritt ſie kalt, ſobald ſie bluͤhn.
Wenn die letzten Funken bleich vergluͤhten,
Hebt er ſich noch einmal, ſtolz und kuͤhn,
Und verſinkt dann mit gewalt'gem Schauren,
In den alten Kampf mit dem Centauren.
Wilder Geiſt! jetzt haſt du uͤberwunden,
Deine Nacht verſchmilzt in Morgenroth,
Ausgekaͤmpft ſind deiner Pruͤfung Stunden,
Leer der Kelch, den dir das Schickſal bot.
Kunſt und Leben hat den Kranz gewunden,
Auf die Locken druͤckte ihn der Tod.
Deinen Grabſtein kann die Zeit zermalmen,
Doch die Lorbeern werden dort zu Palmen.
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