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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Zehnte Vorlesung.
Umwachsung der
Chorda.
kann. Die Umwachsung der Chorda geschieht von den tieferen Thei-
len der eigentlichen Urwirbel aus und zwar zuerst an der untern
Seite derselben (Fig. 29) und später erst durch ein dünnes Blatt,
das zwischen ihr und dem Mark hineinwuchert (Fig. 27). So wird
die Chorda ganz von dem Blastem der eigentlichen Urwirbel um-
Aeussere Scheide
der Chorda.
schlossen, welches hier als äussere Scheide der Chorda be-
zeichnet werden kann und ist nun aus den eigentlichen Urwirbeln
Häutige
Wirbelsäule.
eine vollkommene Wirbelsäule, freilich noch im häutigen
Zustande, hervorgegangen. Aus dem unteren Theile der Urwirbel
hat sich die äussere Scheide der Chorda oder die Anlage der Wir-
belkörper entwickelt, aus dem oberen Theile die damit untrennbar
verschmolzenen häutigen oberen Bogen. Bogen- und Wirbel-
körperanlagen bilden übrigens auf eine kurze Zeit vor dem Auftre-
ten der Anlagen der Knorpelbogen und der spätern Wirbelkörper
eine ganz zusammenhängende Doppelröhre, die die Chorda und das
Mark einschliesst und an die häutigen Wirbelsäulen der Cyclosto-
men erinnert. Bald nach der Schliessung der häutigen Bogen über
dem Mark entwickeln sich in denselben durch histologische Diffe-
Knorpelige
Wirbelbogen.
Spinalganglien.
renzirung die Anlagen der Knorpelbogen und der vordern und
hintern Nervenwurzeln sammt den Spinalganglien. Es
zerfällt nämlich im Bereiche eines jeden Urwirbels der häutige Bo-
gen, abgesehen von dünnen Verbindungsstreifen, in den Rücken-
marksnerv und die Anlage des knorpeligen Wirbelbogens (Fig. 30).
Vom Nerven, welcher immer die vordere Seite des betreffenden Ur-
wirbelstückes einnimmt, erscheint zuerst das relativ ungemein
starke Spinalganglion gg und später erst wird seine Verbindung mit
dem Mark und die vordere Wurzel sichtbar. Die Wirbelbogenan-
lage b an der jeweilig hinteren Seite eines Urwirbels ist anfänglich
schmaler als das Ganglion und reicht noch nicht bis zur obern Mit-
tellinie, sondern verliert sich ohne Grenze in den oberen Theilen
Neue Gliederung
der Wirbelkör-
persäule.
der häutigen Bogen. -- Während diese Theile sich absondern, er-
geben sich in den Anlagen der Wirbelkörper bemerkenswerthe Ver-
änderungen. Ich habe Ihnen schon vorhin angedeutet, dass nach
der Umhüllung der Chorda durch die eigentlichen Urwirbel diesel-
ben alle (Fig. 30 p) zu einer zusammenhängenden Masse verschmel-
zen. In dieser häutigen Wirbelkörpersäule oder äusseren Scheide
der Chorda ergeben sich aber sofort neue Gliederungen in der
Art, dass in den Gegenden, welche den mittleren Theilen der frühe-
ren Urwirbel entsprechen (Fig. 30 zw), neue Trennungslinien auf-

Zehnte Vorlesung.
Umwachsung der
Chorda.
kann. Die Umwachsung der Chorda geschieht von den tieferen Thei-
len der eigentlichen Urwirbel aus und zwar zuerst an der untern
Seite derselben (Fig. 29) und später erst durch ein dünnes Blatt,
das zwischen ihr und dem Mark hineinwuchert (Fig. 27). So wird
die Chorda ganz von dem Blastem der eigentlichen Urwirbel um-
Aeussere Scheide
der Chorda.
schlossen, welches hier als äussere Scheide der Chorda be-
zeichnet werden kann und ist nun aus den eigentlichen Urwirbeln
Häutige
Wirbelsäule.
eine vollkommene Wirbelsäule, freilich noch im häutigen
Zustande, hervorgegangen. Aus dem unteren Theile der Urwirbel
hat sich die äussere Scheide der Chorda oder die Anlage der Wir-
belkörper entwickelt, aus dem oberen Theile die damit untrennbar
verschmolzenen häutigen oberen Bogen. Bogen- und Wirbel-
körperanlagen bilden übrigens auf eine kurze Zeit vor dem Auftre-
ten der Anlagen der Knorpelbogen und der spätern Wirbelkörper
eine ganz zusammenhängende Doppelröhre, die die Chorda und das
Mark einschliesst und an die häutigen Wirbelsäulen der Cyclosto-
men erinnert. Bald nach der Schliessung der häutigen Bogen über
dem Mark entwickeln sich in denselben durch histologische Diffe-
Knorpelige
Wirbelbogen.
Spinalganglien.
renzirung die Anlagen der Knorpelbogen und der vordern und
hintern Nervenwurzeln sammt den Spinalganglien. Es
zerfällt nämlich im Bereiche eines jeden Urwirbels der häutige Bo-
gen, abgesehen von dünnen Verbindungsstreifen, in den Rücken-
marksnerv und die Anlage des knorpeligen Wirbelbogens (Fig. 30).
Vom Nerven, welcher immer die vordere Seite des betreffenden Ur-
wirbelstückes einnimmt, erscheint zuerst das relativ ungemein
starke Spinalganglion gg und später erst wird seine Verbindung mit
dem Mark und die vordere Wurzel sichtbar. Die Wirbelbogenan-
lage b an der jeweilig hinteren Seite eines Urwirbels ist anfänglich
schmaler als das Ganglion und reicht noch nicht bis zur obern Mit-
tellinie, sondern verliert sich ohne Grenze in den oberen Theilen
Neue Gliederung
der Wirbelkör-
persäule.
der häutigen Bogen. — Während diese Theile sich absondern, er-
geben sich in den Anlagen der Wirbelkörper bemerkenswerthe Ver-
änderungen. Ich habe Ihnen schon vorhin angedeutet, dass nach
der Umhüllung der Chorda durch die eigentlichen Urwirbel diesel-
ben alle (Fig. 30 p) zu einer zusammenhängenden Masse verschmel-
zen. In dieser häutigen Wirbelkörpersäule oder äusseren Scheide
der Chorda ergeben sich aber sofort neue Gliederungen in der
Art, dass in den Gegenden, welche den mittleren Theilen der frühe-
ren Urwirbel entsprechen (Fig. 30 zw), neue Trennungslinien auf-

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[62/0078] Zehnte Vorlesung. kann. Die Umwachsung der Chorda geschieht von den tieferen Thei- len der eigentlichen Urwirbel aus und zwar zuerst an der untern Seite derselben (Fig. 29) und später erst durch ein dünnes Blatt, das zwischen ihr und dem Mark hineinwuchert (Fig. 27). So wird die Chorda ganz von dem Blastem der eigentlichen Urwirbel um- schlossen, welches hier als äussere Scheide der Chorda be- zeichnet werden kann und ist nun aus den eigentlichen Urwirbeln eine vollkommene Wirbelsäule, freilich noch im häutigen Zustande, hervorgegangen. Aus dem unteren Theile der Urwirbel hat sich die äussere Scheide der Chorda oder die Anlage der Wir- belkörper entwickelt, aus dem oberen Theile die damit untrennbar verschmolzenen häutigen oberen Bogen. Bogen- und Wirbel- körperanlagen bilden übrigens auf eine kurze Zeit vor dem Auftre- ten der Anlagen der Knorpelbogen und der spätern Wirbelkörper eine ganz zusammenhängende Doppelröhre, die die Chorda und das Mark einschliesst und an die häutigen Wirbelsäulen der Cyclosto- men erinnert. Bald nach der Schliessung der häutigen Bogen über dem Mark entwickeln sich in denselben durch histologische Diffe- renzirung die Anlagen der Knorpelbogen und der vordern und hintern Nervenwurzeln sammt den Spinalganglien. Es zerfällt nämlich im Bereiche eines jeden Urwirbels der häutige Bo- gen, abgesehen von dünnen Verbindungsstreifen, in den Rücken- marksnerv und die Anlage des knorpeligen Wirbelbogens (Fig. 30). Vom Nerven, welcher immer die vordere Seite des betreffenden Ur- wirbelstückes einnimmt, erscheint zuerst das relativ ungemein starke Spinalganglion gg und später erst wird seine Verbindung mit dem Mark und die vordere Wurzel sichtbar. Die Wirbelbogenan- lage b an der jeweilig hinteren Seite eines Urwirbels ist anfänglich schmaler als das Ganglion und reicht noch nicht bis zur obern Mit- tellinie, sondern verliert sich ohne Grenze in den oberen Theilen der häutigen Bogen. — Während diese Theile sich absondern, er- geben sich in den Anlagen der Wirbelkörper bemerkenswerthe Ver- änderungen. Ich habe Ihnen schon vorhin angedeutet, dass nach der Umhüllung der Chorda durch die eigentlichen Urwirbel diesel- ben alle (Fig. 30 p) zu einer zusammenhängenden Masse verschmel- zen. In dieser häutigen Wirbelkörpersäule oder äusseren Scheide der Chorda ergeben sich aber sofort neue Gliederungen in der Art, dass in den Gegenden, welche den mittleren Theilen der frühe- ren Urwirbel entsprechen (Fig. 30 zw), neue Trennungslinien auf- Umwachsung der Chorda. Aeussere Scheide der Chorda. Häutige Wirbelsäule. Knorpelige Wirbelbogen. Spinalganglien. Neue Gliederung der Wirbelkör- persäule.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/78>, abgerufen am 22.11.2024.