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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Sechsunddreissigste Vorlesung.
heissen (Fig. 45 e), zu Stande kommt, was dann auch begreiflich
macht, dass die Arteriae omphalo-mesentericae erst Aeste der primi-
tiven Aorten und später der unpaaren Bauchaorta sind. Für die
Annahme einer Entstehung der ganzen Aorta descendens durch Ver-
schmelzung zweier Stämme sprechen auch die freilich seltenen Fälle
von Aorten des Menschen, die in ihrer ganzen Länge durch eine
Scheidewand getheilt sind, von denen ich selbst zwei Präparate bei
Allen Thomson in Glasgow sah.

Arterien des
Dottersacks.
Ausserdem verdienen nun noch die Gefässe des Dottersackes
und der Allantois Erwähnung. Von den erstern habe ich Ihnen schon
früher angegeben, dass die anfänglich zahlreichen Art: omphalo-
mesentericae
später bis auf zwei vergehen (Fig. 66 m), von denen
schliesslich auch nur die rechte sich erhält (Fig. 71 a', 72 a). Von
dieser entspringt dann als ein anfänglich kleines Aestchen die Art.
mesenterica
, welche dann aber zuletzt, da die Arterie zum Dottersack
nicht wächst, als die eigentliche Fortsetzung des Stammes erscheint,
Arteriae
umbilicales
.

[Abbildung] Fig. 205.
der hiermit zur Mesenterica superior
wird. -- Die Arterien der Allantois sind
ursprünglich einfach die Enden der pri-
mitiven Aorten (Fig. 205). Sind diese
verschmolzen und die Aorta abdomina-
lis
aus ihnen entstanden, so erscheinen
die Arterien der Allantois, die jetzt zur
Placenta gehen oder die Arteriae umbi-
licales
, einfach als die Theilungsäste der
Aorta in derselben Weise wie beim
Erwachsenen die Iliacae communes, und
diese geben dann schwache Aestchen
zu den hervorsprossenden unteren Ex-
tremitäten und den Beckeneingeweiden
ab. Mit der Zeit werden nun freilich diese Repräsentanten der Ar-
teriae iliaca externa
und interna stärker, da aber auch die Arteriae
umbilicales
während der ganzen Fötalperiode fortwachsen, so er-
scheinen auch beim reifen Embryo immer noch diese Arterien als
[Abbildung]

Fig. 205. Hinteres Ende eines Hundeembryo mit nach hinten geschlagener
mehr entwickelter Allantois a. Nach Bischoff. b Enddarm nach vorn mit dem
Dottersack verbunden, der auf die linke Seite geschlagen ist, c primitive Aorten
auf der Allantois sich verzweigend, d Venae umbilicales, an den Rändern der
Bauchwand verlaufend.

Sechsunddreissigste Vorlesung.
heissen (Fig. 45 e), zu Stande kommt, was dann auch begreiflich
macht, dass die Arteriae omphalo-mesentericae erst Aeste der primi-
tiven Aorten und später der unpaaren Bauchaorta sind. Für die
Annahme einer Entstehung der ganzen Aorta descendens durch Ver-
schmelzung zweier Stämme sprechen auch die freilich seltenen Fälle
von Aorten des Menschen, die in ihrer ganzen Länge durch eine
Scheidewand getheilt sind, von denen ich selbst zwei Präparate bei
Allen Thomson in Glasgow sah.

Arterien des
Dottersacks.
Ausserdem verdienen nun noch die Gefässe des Dottersackes
und der Allantois Erwähnung. Von den erstern habe ich Ihnen schon
früher angegeben, dass die anfänglich zahlreichen Art: omphalo-
mesentericae
später bis auf zwei vergehen (Fig. 66 m), von denen
schliesslich auch nur die rechte sich erhält (Fig. 71 a′, 72 a). Von
dieser entspringt dann als ein anfänglich kleines Aestchen die Art.
mesenterica
, welche dann aber zuletzt, da die Arterie zum Dottersack
nicht wächst, als die eigentliche Fortsetzung des Stammes erscheint,
Arteriae
umbilicales
.

[Abbildung] Fig. 205.
der hiermit zur Mesenterica superior
wird. — Die Arterien der Allantois sind
ursprünglich einfach die Enden der pri-
mitiven Aorten (Fig. 205). Sind diese
verschmolzen und die Aorta abdomina-
lis
aus ihnen entstanden, so erscheinen
die Arterien der Allantois, die jetzt zur
Placenta gehen oder die Arteriae umbi-
licales
, einfach als die Theilungsäste der
Aorta in derselben Weise wie beim
Erwachsenen die Iliacae communes, und
diese geben dann schwache Aestchen
zu den hervorsprossenden unteren Ex-
tremitäten und den Beckeneingeweiden
ab. Mit der Zeit werden nun freilich diese Repräsentanten der Ar-
teriae iliaca externa
und interna stärker, da aber auch die Arteriae
umbilicales
während der ganzen Fötalperiode fortwachsen, so er-
scheinen auch beim reifen Embryo immer noch diese Arterien als
[Abbildung]

Fig. 205. Hinteres Ende eines Hundeembryo mit nach hinten geschlagener
mehr entwickelter Allantois a. Nach Bischoff. b Enddarm nach vorn mit dem
Dottersack verbunden, der auf die linke Seite geschlagen ist, c primitive Aorten
auf der Allantois sich verzweigend, d Venae umbilicales, an den Rändern der
Bauchwand verlaufend.

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[412/0428] Sechsunddreissigste Vorlesung. heissen (Fig. 45 e), zu Stande kommt, was dann auch begreiflich macht, dass die Arteriae omphalo-mesentericae erst Aeste der primi- tiven Aorten und später der unpaaren Bauchaorta sind. Für die Annahme einer Entstehung der ganzen Aorta descendens durch Ver- schmelzung zweier Stämme sprechen auch die freilich seltenen Fälle von Aorten des Menschen, die in ihrer ganzen Länge durch eine Scheidewand getheilt sind, von denen ich selbst zwei Präparate bei Allen Thomson in Glasgow sah. Ausserdem verdienen nun noch die Gefässe des Dottersackes und der Allantois Erwähnung. Von den erstern habe ich Ihnen schon früher angegeben, dass die anfänglich zahlreichen Art: omphalo- mesentericae später bis auf zwei vergehen (Fig. 66 m), von denen schliesslich auch nur die rechte sich erhält (Fig. 71 a′, 72 a). Von dieser entspringt dann als ein anfänglich kleines Aestchen die Art. mesenterica, welche dann aber zuletzt, da die Arterie zum Dottersack nicht wächst, als die eigentliche Fortsetzung des Stammes erscheint, [Abbildung Fig. 205.] der hiermit zur Mesenterica superior wird. — Die Arterien der Allantois sind ursprünglich einfach die Enden der pri- mitiven Aorten (Fig. 205). Sind diese verschmolzen und die Aorta abdomina- lis aus ihnen entstanden, so erscheinen die Arterien der Allantois, die jetzt zur Placenta gehen oder die Arteriae umbi- licales, einfach als die Theilungsäste der Aorta in derselben Weise wie beim Erwachsenen die Iliacae communes, und diese geben dann schwache Aestchen zu den hervorsprossenden unteren Ex- tremitäten und den Beckeneingeweiden ab. Mit der Zeit werden nun freilich diese Repräsentanten der Ar- teriae iliaca externa und interna stärker, da aber auch die Arteriae umbilicales während der ganzen Fötalperiode fortwachsen, so er- scheinen auch beim reifen Embryo immer noch diese Arterien als [Abbildung Fig. 205. Hinteres Ende eines Hundeembryo mit nach hinten geschlagener mehr entwickelter Allantois a. Nach Bischoff. b Enddarm nach vorn mit dem Dottersack verbunden, der auf die linke Seite geschlagen ist, c primitive Aorten auf der Allantois sich verzweigend, d Venae umbilicales, an den Rändern der Bauchwand verlaufend.] Arterien des Dottersacks. Arteriae umbilicales.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/428>, abgerufen am 22.11.2024.