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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Sechsunddreissigste Vorlesung.
hinten befinden sich übrigens die Herzohren einfach neben und über
den Kammern, in der anderen Ansicht dagegen erkennt man, wie
dieselben einen guten Theil der Kammern decken, in welcher Bezie-
hung ich Ihnen jedoch zu bemerken habe, dass in der Fig. 198 die
Auriculae nicht ganz in ihrer natürlichen Lage, sondern etwas abge-
hoben gezeichnet sind. Venenmündungen sind jetzt ganz bestimmt
drei vorhanden, von denen die der linken Cava superior durch ihre
Lage alle Beachtung verdient, wie wir diess übrigens später beim
Venensystem noch weiter zu besprechen Gelegenheit haben werden.
Alle diese Venen münden übrigens jetzt noch in einen einfachen Raum
zwischen den Herzohren, den primitiven Vorhof, an dem die spätere
Scheidewand auch in dem Herzen der Fig. 197 nur in den ersten
Spuren vorhanden ist. Wesentlich verändert hat sich dagegen das
Verhalten des Vorhofes zu den Kammern, denn während derselbe
früher (s. die Fig. 196) nur mit der linken Kammer in Verbindung
stand, ist er im Herzen der Fig. 198 auch mit der rechten Kammer
schon etwas in Communication und bei dem Herzen der Fig. 199
erkennt man schon von aussen, dass dieser Zusammenhang ein ganz
inniger sein muss und in der That ergibt auch die innere Unter-
suchung eines solchen Herzens, dass jede Kammer nun durch eine
besondere Oeffnung in den Vorhof übergeht. Von dem Truncus arte-
riosus
endlich ist noch zu bemerken, dass derselbe bei dem jüngern
Herzen eine Furche, als Andeutung seiner beginnenden Theilung
zeigt (Fig. 198), welche Trennung bei dem älteren Herzen schon
zum Abschlusse gekommen ist, so dass nun zwei Arterien, die Aorta
und Pulmonalis, jede für die betreffende Kammer vorhanden sind.

Die äusseren Umwandlungen des Herzens weiter speciell zu ver-
folgen lohnt sich kaum der Mühe und begnüge ich mich daher mit
Folgendem. Die rechte Kammer wächst bald so heran, dass sie die
linke an Grösse erreicht oder selbst etwas übertrifft, doch trifft man
beide Kammern gegen das Ende des Fötallebens wieder ziemlich
gleich gross und zusammen einen hübschen Kegel darstellend, indem
der rechte Rand des Herzens wegen der grösseren Dicke der rechten
Kammer jetzt noch abgerundet ist. Die Vorhöfe und Herzohren be-
halten lange Zeit ihre bedeutende Grösse und sind die letzteren selbst
noch beim reifen Embryo verhältnissmässig grösser als später, doch
sind sie allerdings in dieser Zeit nur noch ein schwacher Wider-
schein von dem, was sie früher waren. Die Grösse endlich anlan-
gend, so ist diejenige des ganzen Herzens im Verhältniss zu den

Sechsunddreissigste Vorlesung.
hinten befinden sich übrigens die Herzohren einfach neben und über
den Kammern, in der anderen Ansicht dagegen erkennt man, wie
dieselben einen guten Theil der Kammern decken, in welcher Bezie-
hung ich Ihnen jedoch zu bemerken habe, dass in der Fig. 198 die
Auriculae nicht ganz in ihrer natürlichen Lage, sondern etwas abge-
hoben gezeichnet sind. Venenmündungen sind jetzt ganz bestimmt
drei vorhanden, von denen die der linken Cava superior durch ihre
Lage alle Beachtung verdient, wie wir diess übrigens später beim
Venensystem noch weiter zu besprechen Gelegenheit haben werden.
Alle diese Venen münden übrigens jetzt noch in einen einfachen Raum
zwischen den Herzohren, den primitiven Vorhof, an dem die spätere
Scheidewand auch in dem Herzen der Fig. 197 nur in den ersten
Spuren vorhanden ist. Wesentlich verändert hat sich dagegen das
Verhalten des Vorhofes zu den Kammern, denn während derselbe
früher (s. die Fig. 196) nur mit der linken Kammer in Verbindung
stand, ist er im Herzen der Fig. 198 auch mit der rechten Kammer
schon etwas in Communication und bei dem Herzen der Fig. 199
erkennt man schon von aussen, dass dieser Zusammenhang ein ganz
inniger sein muss und in der That ergibt auch die innere Unter-
suchung eines solchen Herzens, dass jede Kammer nun durch eine
besondere Oeffnung in den Vorhof übergeht. Von dem Truncus arte-
riosus
endlich ist noch zu bemerken, dass derselbe bei dem jüngern
Herzen eine Furche, als Andeutung seiner beginnenden Theilung
zeigt (Fig. 198), welche Trennung bei dem älteren Herzen schon
zum Abschlusse gekommen ist, so dass nun zwei Arterien, die Aorta
und Pulmonalis, jede für die betreffende Kammer vorhanden sind.

Die äusseren Umwandlungen des Herzens weiter speciell zu ver-
folgen lohnt sich kaum der Mühe und begnüge ich mich daher mit
Folgendem. Die rechte Kammer wächst bald so heran, dass sie die
linke an Grösse erreicht oder selbst etwas übertrifft, doch trifft man
beide Kammern gegen das Ende des Fötallebens wieder ziemlich
gleich gross und zusammen einen hübschen Kegel darstellend, indem
der rechte Rand des Herzens wegen der grösseren Dicke der rechten
Kammer jetzt noch abgerundet ist. Die Vorhöfe und Herzohren be-
halten lange Zeit ihre bedeutende Grösse und sind die letzteren selbst
noch beim reifen Embryo verhältnissmässig grösser als später, doch
sind sie allerdings in dieser Zeit nur noch ein schwacher Wider-
schein von dem, was sie früher waren. Die Grösse endlich anlan-
gend, so ist diejenige des ganzen Herzens im Verhältniss zu den

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[400/0416] Sechsunddreissigste Vorlesung. hinten befinden sich übrigens die Herzohren einfach neben und über den Kammern, in der anderen Ansicht dagegen erkennt man, wie dieselben einen guten Theil der Kammern decken, in welcher Bezie- hung ich Ihnen jedoch zu bemerken habe, dass in der Fig. 198 die Auriculae nicht ganz in ihrer natürlichen Lage, sondern etwas abge- hoben gezeichnet sind. Venenmündungen sind jetzt ganz bestimmt drei vorhanden, von denen die der linken Cava superior durch ihre Lage alle Beachtung verdient, wie wir diess übrigens später beim Venensystem noch weiter zu besprechen Gelegenheit haben werden. Alle diese Venen münden übrigens jetzt noch in einen einfachen Raum zwischen den Herzohren, den primitiven Vorhof, an dem die spätere Scheidewand auch in dem Herzen der Fig. 197 nur in den ersten Spuren vorhanden ist. Wesentlich verändert hat sich dagegen das Verhalten des Vorhofes zu den Kammern, denn während derselbe früher (s. die Fig. 196) nur mit der linken Kammer in Verbindung stand, ist er im Herzen der Fig. 198 auch mit der rechten Kammer schon etwas in Communication und bei dem Herzen der Fig. 199 erkennt man schon von aussen, dass dieser Zusammenhang ein ganz inniger sein muss und in der That ergibt auch die innere Unter- suchung eines solchen Herzens, dass jede Kammer nun durch eine besondere Oeffnung in den Vorhof übergeht. Von dem Truncus arte- riosus endlich ist noch zu bemerken, dass derselbe bei dem jüngern Herzen eine Furche, als Andeutung seiner beginnenden Theilung zeigt (Fig. 198), welche Trennung bei dem älteren Herzen schon zum Abschlusse gekommen ist, so dass nun zwei Arterien, die Aorta und Pulmonalis, jede für die betreffende Kammer vorhanden sind. Die äusseren Umwandlungen des Herzens weiter speciell zu ver- folgen lohnt sich kaum der Mühe und begnüge ich mich daher mit Folgendem. Die rechte Kammer wächst bald so heran, dass sie die linke an Grösse erreicht oder selbst etwas übertrifft, doch trifft man beide Kammern gegen das Ende des Fötallebens wieder ziemlich gleich gross und zusammen einen hübschen Kegel darstellend, indem der rechte Rand des Herzens wegen der grösseren Dicke der rechten Kammer jetzt noch abgerundet ist. Die Vorhöfe und Herzohren be- halten lange Zeit ihre bedeutende Grösse und sind die letzteren selbst noch beim reifen Embryo verhältnissmässig grösser als später, doch sind sie allerdings in dieser Zeit nur noch ein schwacher Wider- schein von dem, was sie früher waren. Die Grösse endlich anlan- gend, so ist diejenige des ganzen Herzens im Verhältniss zu den

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/416>, abgerufen am 22.11.2024.