Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Sechsunddreissigste Vorlesung. Bischoff von einem Kaninchenembryo zeigen, und zugleich ent-wickeln sich auch besondere Ausbuchtungen und eingeschnürte Stellen. Die Krümmung anlangend, so biegt sich der Herzkanal so, dass die venöse Krümmung von links nach rechts gegen die Aorta rückt und selbst etwas hinter dieselbe zu liegen kommt, was dann auch die Folge hat, dass die Einmündungsstelle der Venen ihre Lage hinter der arteriellen Krümmung einnimmt, so dass das Herz im Ganzen in verschiedenen Ebenen liegt, wie diess auch die Fig. 59 auf St. 116 einigermaassen versinnlicht. Von den anderweitigen Ver- änderungen sind die bemerkenswerthesten das Auftreten von zwei leichten seitlichen Ausbuchtungen (Fig. 192) an der venösen Krüm- mung und der Zerfall der arteriellen Krümmung in der Längsrich- tung in zwei besondere Abschnitte, so dass nun das ganze Herz aus folgenden Theilen besteht. Dicht über einem kurzen Venenstamme, der die beiden Venae omphalo-mesentericae aufnimmt, erscheinen die beiden Ausbuchtungen, welche die Gegend der späteren Vor- kammern bezeichnen aber nicht schon selbst die Atrien, sondern nur die Auriculae darstellen. Durch eine leichte Einschnürung, Canalis auricularis.den Canalis auricularis oder den Ohrkanal der Embryologen, von dem Vorhofe getrennt, folgen dann die beiden Auftreibungen l und r mit einer Zwischenfurche, die linke und rechte Kammer. Zwischen dieser und dem Aortenstamme, der gewöhnlich als Aor- tenzwiebel, Bulbus aortae, bezeichnet wird, haben die älteren Forscher auch eine verengte Stelle unter dem Namen Fretum Hal- leri beschrieben, es ist jedoch zu bemerken, dass diese Einschnü- rung, die in der Fig. 192 in der Ansicht von hinten zu sehen ist, wenn beständig, doch sicherlich bei Säugethierembryonen bald ver- geht. An dem zweitjüngsten bis jetzt bekannt gewordenen mensch- lichen Herzen eines 5''' langen Embryo aus der dritten Woche, das bei Ecker (Icon. phys. Taf. XXX. Fig. XVIII und XIX) abgebildet ist und fast auf derselben Stufe sich befand, wie das Kaninchenherz der Figg. 192 und 193, war von einer solchen Einschnürung nichts zu sehen, während die Furche zwischen den beiden Kammern, die ich Sulcus inter- ventricularis.Sulcus interventricularis nenne, sehr stark ausgeprägt war, und ganz sicher ist, dass ältere Embryonen von der vierten Woche an nie ein sogenanntes Fretum Halleri zeigen. Es möchte daher am Platze sein, diesen Namen aus den Schilderungen des embryonalen Herzens wegzulassen und dafür den sehr wichtigen und sehr früh auftretenden Sulcus interventricularis aufzunehmen. Sechsunddreissigste Vorlesung. Bischoff von einem Kaninchenembryo zeigen, und zugleich ent-wickeln sich auch besondere Ausbuchtungen und eingeschnürte Stellen. Die Krümmung anlangend, so biegt sich der Herzkanal so, dass die venöse Krümmung von links nach rechts gegen die Aorta rückt und selbst etwas hinter dieselbe zu liegen kommt, was dann auch die Folge hat, dass die Einmündungsstelle der Venen ihre Lage hinter der arteriellen Krümmung einnimmt, so dass das Herz im Ganzen in verschiedenen Ebenen liegt, wie diess auch die Fig. 59 auf St. 116 einigermaassen versinnlicht. Von den anderweitigen Ver- änderungen sind die bemerkenswerthesten das Auftreten von zwei leichten seitlichen Ausbuchtungen (Fig. 192) an der venösen Krüm- mung und der Zerfall der arteriellen Krümmung in der Längsrich- tung in zwei besondere Abschnitte, so dass nun das ganze Herz aus folgenden Theilen besteht. Dicht über einem kurzen Venenstamme, der die beiden Venae omphalo-mesentericae aufnimmt, erscheinen die beiden Ausbuchtungen, welche die Gegend der späteren Vor- kammern bezeichnen aber nicht schon selbst die Atrien, sondern nur die Auriculae darstellen. Durch eine leichte Einschnürung, Canalis auricularis.den Canalis auricularis oder den Ohrkanal der Embryologen, von dem Vorhofe getrennt, folgen dann die beiden Auftreibungen l und r mit einer Zwischenfurche, die linke und rechte Kammer. Zwischen dieser und dem Aortenstamme, der gewöhnlich als Aor- tenzwiebel, Bulbus aortae, bezeichnet wird, haben die älteren Forscher auch eine verengte Stelle unter dem Namen Fretum Hal- leri beschrieben, es ist jedoch zu bemerken, dass diese Einschnü- rung, die in der Fig. 192 in der Ansicht von hinten zu sehen ist, wenn beständig, doch sicherlich bei Säugethierembryonen bald ver- geht. An dem zweitjüngsten bis jetzt bekannt gewordenen mensch- lichen Herzen eines 5‴ langen Embryo aus der dritten Woche, das bei Ecker (Icon. phys. Taf. XXX. Fig. XVIII und XIX) abgebildet ist und fast auf derselben Stufe sich befand, wie das Kaninchenherz der Figg. 192 und 193, war von einer solchen Einschnürung nichts zu sehen, während die Furche zwischen den beiden Kammern, die ich Sulcus inter- ventricularis.Sulcus interventricularis nenne, sehr stark ausgeprägt war, und ganz sicher ist, dass ältere Embryonen von der vierten Woche an nie ein sogenanntes Fretum Halleri zeigen. Es möchte daher am Platze sein, diesen Namen aus den Schilderungen des embryonalen Herzens wegzulassen und dafür den sehr wichtigen und sehr früh auftretenden Sulcus interventricularis aufzunehmen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0412" n="396"/><fw place="top" type="header">Sechsunddreissigste Vorlesung.</fw><lb/><hi rendition="#k">Bischoff</hi> von einem Kaninchenembryo zeigen, und zugleich ent-<lb/> wickeln sich auch besondere Ausbuchtungen und eingeschnürte<lb/> Stellen. Die Krümmung anlangend, so biegt sich der Herzkanal so,<lb/> dass die venöse Krümmung von links nach rechts gegen die Aorta<lb/> rückt und selbst etwas hinter dieselbe zu liegen kommt, was dann<lb/> auch die Folge hat, dass die Einmündungsstelle der Venen ihre Lage<lb/> hinter der arteriellen Krümmung einnimmt, so dass das Herz im<lb/> Ganzen in verschiedenen Ebenen liegt, wie diess auch die Fig. 59<lb/> auf St. 116 einigermaassen versinnlicht. Von den anderweitigen Ver-<lb/> änderungen sind die bemerkenswerthesten das Auftreten von zwei<lb/> leichten seitlichen Ausbuchtungen (Fig. 192) an der venösen Krüm-<lb/> mung und der Zerfall der arteriellen Krümmung in der Längsrich-<lb/> tung in zwei besondere Abschnitte, so dass nun das ganze Herz aus<lb/> folgenden Theilen besteht. Dicht über einem kurzen Venenstamme,<lb/> der die beiden <hi rendition="#i">Venae omphalo-mesentericae</hi> aufnimmt, erscheinen<lb/> die beiden Ausbuchtungen, welche die Gegend der späteren Vor-<lb/> kammern bezeichnen aber nicht schon selbst die <hi rendition="#i">Atrien</hi>, sondern<lb/> nur die <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Auriculae</hi></hi> darstellen. Durch eine leichte Einschnürung,<lb/><note place="left"><hi rendition="#i">Canalis<lb/> auricularis</hi>.</note>den <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Canalis auricularis</hi></hi> oder den <hi rendition="#g">Ohrkanal</hi> der Embryologen,<lb/> von dem Vorhofe getrennt, folgen dann die beiden Auftreibungen <hi rendition="#i">l</hi><lb/> und <hi rendition="#i">r</hi> mit einer Zwischenfurche, die <hi rendition="#g">linke</hi> und <hi rendition="#g">rechte Kammer</hi>.<lb/> Zwischen dieser und dem Aortenstamme, der gewöhnlich als <hi rendition="#g">Aor-<lb/> tenzwiebel, <hi rendition="#i">Bulbus aortae</hi></hi>, bezeichnet wird, haben die älteren<lb/> Forscher auch eine verengte Stelle unter dem Namen <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Fretum Hal-<lb/> leri</hi></hi> beschrieben, es ist jedoch zu bemerken, dass diese Einschnü-<lb/> rung, die in der Fig. 192 in der Ansicht von hinten zu sehen ist,<lb/> wenn beständig, doch sicherlich bei Säugethierembryonen bald ver-<lb/> geht. An dem zweitjüngsten bis jetzt bekannt gewordenen mensch-<lb/> lichen Herzen eines 5‴ langen Embryo aus der dritten Woche, das<lb/> bei <hi rendition="#k">Ecker</hi> (<hi rendition="#i">Icon. phys</hi>. Taf. XXX. Fig. XVIII und XIX) abgebildet ist<lb/> und fast auf derselben Stufe sich befand, wie das Kaninchenherz der<lb/> Figg. 192 und 193, war von einer solchen Einschnürung nichts zu<lb/> sehen, während die Furche zwischen den beiden Kammern, die ich<lb/><note place="left"><hi rendition="#i">Sulcus inter-<lb/> ventricularis</hi>.</note><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Sulcus interventricularis</hi></hi> nenne, sehr stark ausgeprägt war,<lb/> und ganz sicher ist, dass ältere Embryonen von der vierten Woche<lb/> an nie ein sogenanntes <hi rendition="#i">Fretum Halleri</hi> zeigen. Es möchte daher am<lb/> Platze sein, diesen Namen aus den Schilderungen des embryonalen<lb/> Herzens wegzulassen und dafür den sehr wichtigen und sehr früh<lb/> auftretenden <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Sulcus interventricularis</hi></hi> aufzunehmen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [396/0412]
Sechsunddreissigste Vorlesung.
Bischoff von einem Kaninchenembryo zeigen, und zugleich ent-
wickeln sich auch besondere Ausbuchtungen und eingeschnürte
Stellen. Die Krümmung anlangend, so biegt sich der Herzkanal so,
dass die venöse Krümmung von links nach rechts gegen die Aorta
rückt und selbst etwas hinter dieselbe zu liegen kommt, was dann
auch die Folge hat, dass die Einmündungsstelle der Venen ihre Lage
hinter der arteriellen Krümmung einnimmt, so dass das Herz im
Ganzen in verschiedenen Ebenen liegt, wie diess auch die Fig. 59
auf St. 116 einigermaassen versinnlicht. Von den anderweitigen Ver-
änderungen sind die bemerkenswerthesten das Auftreten von zwei
leichten seitlichen Ausbuchtungen (Fig. 192) an der venösen Krüm-
mung und der Zerfall der arteriellen Krümmung in der Längsrich-
tung in zwei besondere Abschnitte, so dass nun das ganze Herz aus
folgenden Theilen besteht. Dicht über einem kurzen Venenstamme,
der die beiden Venae omphalo-mesentericae aufnimmt, erscheinen
die beiden Ausbuchtungen, welche die Gegend der späteren Vor-
kammern bezeichnen aber nicht schon selbst die Atrien, sondern
nur die Auriculae darstellen. Durch eine leichte Einschnürung,
den Canalis auricularis oder den Ohrkanal der Embryologen,
von dem Vorhofe getrennt, folgen dann die beiden Auftreibungen l
und r mit einer Zwischenfurche, die linke und rechte Kammer.
Zwischen dieser und dem Aortenstamme, der gewöhnlich als Aor-
tenzwiebel, Bulbus aortae, bezeichnet wird, haben die älteren
Forscher auch eine verengte Stelle unter dem Namen Fretum Hal-
leri beschrieben, es ist jedoch zu bemerken, dass diese Einschnü-
rung, die in der Fig. 192 in der Ansicht von hinten zu sehen ist,
wenn beständig, doch sicherlich bei Säugethierembryonen bald ver-
geht. An dem zweitjüngsten bis jetzt bekannt gewordenen mensch-
lichen Herzen eines 5‴ langen Embryo aus der dritten Woche, das
bei Ecker (Icon. phys. Taf. XXX. Fig. XVIII und XIX) abgebildet ist
und fast auf derselben Stufe sich befand, wie das Kaninchenherz der
Figg. 192 und 193, war von einer solchen Einschnürung nichts zu
sehen, während die Furche zwischen den beiden Kammern, die ich
Sulcus interventricularis nenne, sehr stark ausgeprägt war,
und ganz sicher ist, dass ältere Embryonen von der vierten Woche
an nie ein sogenanntes Fretum Halleri zeigen. Es möchte daher am
Platze sein, diesen Namen aus den Schilderungen des embryonalen
Herzens wegzulassen und dafür den sehr wichtigen und sehr früh
auftretenden Sulcus interventricularis aufzunehmen.
Canalis
auricularis.
Sulcus inter-
ventricularis.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |