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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Sechsunddreissigste Vorlesung.
VI. Entwicklung des Gefässsystems.

Wir haben, meine Herren, in den früheren Stunden schon zu
wiederholten Malen Gelegenheit gehabt, die erste Entwicklung des
Gefässsystemes und des Blutes zu besprechen (Vorl. IX, XII, XIII),
so dass es nicht nöthig erscheint, noch einmal auf diesen Gegenstand
zurückzukommen und nur noch erübrigt, die weitere und letzte Aus-
Herz.
Erste
Entwicklung.

[Abbildung] Fig. 190.
bildung der einzelnen Theile dieses Systems
zu schildern.

Was nun vor Allem das Herz anlangt,
so erinnere ich Sie noch einmal daran, dass
dasselbe ursprünglich nichts als eine Ver-
dickung der Faserwand des Vorderdarmes
ist, welche dann von diesem sich ablöst und
bald zu einem anfangs geraden Schlauche
sich umwandelt, der aus seinem vorderen
Ende zwei Arcus aortae entsendet, während
er auf der anderen Seite zwei Venae om-
phalo-mesentericae
aus dem Fruchthofe auf-
nimmt (Fig. 43). In diesem Stadium ist das
Herz beim Menschen noch nicht gesehen,
wohl aber auf dem nächstfolgenden, wo es
S förmig sich zu krümmen beginnt, in wel-
chem Coste dasselbe bei einem 15--18 Tage
alten Embryo antraf (Fig. 190). Ist diese

[Abbildung]

Fig. 190. Menschlicher Embryo der 3. Woche von vorn vergr. mit geöffne-
tem und grösstentheils entferntem Dottersack. a Allantois, hier schon Nabel-
strang, u Urachus oder Stiel derselben, i Hinterdarm, v Amnios, o Dottersack
oder Nabelblase, g primitive Aorten, unter den Urwirbeln gelegen; die weisse
Linie ist die Trennungslinie zwischen beiden Gefässen, x Ausmündung des
Vorderdarmes in den Dottersack, h Stelle, wo die Vena umbilicalis und die Venae

Sechsunddreissigste Vorlesung.
VI. Entwicklung des Gefässsystems.

Wir haben, meine Herren, in den früheren Stunden schon zu
wiederholten Malen Gelegenheit gehabt, die erste Entwicklung des
Gefässsystemes und des Blutes zu besprechen (Vorl. IX, XII, XIII),
so dass es nicht nöthig erscheint, noch einmal auf diesen Gegenstand
zurückzukommen und nur noch erübrigt, die weitere und letzte Aus-
Herz.
Erste
Entwicklung.

[Abbildung] Fig. 190.
bildung der einzelnen Theile dieses Systems
zu schildern.

Was nun vor Allem das Herz anlangt,
so erinnere ich Sie noch einmal daran, dass
dasselbe ursprünglich nichts als eine Ver-
dickung der Faserwand des Vorderdarmes
ist, welche dann von diesem sich ablöst und
bald zu einem anfangs geraden Schlauche
sich umwandelt, der aus seinem vorderen
Ende zwei Arcus aortae entsendet, während
er auf der anderen Seite zwei Venae om-
phalo-mesentericae
aus dem Fruchthofe auf-
nimmt (Fig. 43). In diesem Stadium ist das
Herz beim Menschen noch nicht gesehen,
wohl aber auf dem nächstfolgenden, wo es
S förmig sich zu krümmen beginnt, in wel-
chem Coste dasselbe bei einem 15—18 Tage
alten Embryo antraf (Fig. 190). Ist diese

[Abbildung]

Fig. 190. Menschlicher Embryo der 3. Woche von vorn vergr. mit geöffne-
tem und grösstentheils entferntem Dottersack. a Allantois, hier schon Nabel-
strang, u Urachus oder Stiel derselben, i Hinterdarm, v Amnios, o Dottersack
oder Nabelblase, g primitive Aorten, unter den Urwirbeln gelegen; die weisse
Linie ist die Trennungslinie zwischen beiden Gefässen, x Ausmündung des
Vorderdarmes in den Dottersack, h Stelle, wo die Vena umbilicalis und die Venae

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[[394]/0410] Sechsunddreissigste Vorlesung. VI. Entwicklung des Gefässsystems. Wir haben, meine Herren, in den früheren Stunden schon zu wiederholten Malen Gelegenheit gehabt, die erste Entwicklung des Gefässsystemes und des Blutes zu besprechen (Vorl. IX, XII, XIII), so dass es nicht nöthig erscheint, noch einmal auf diesen Gegenstand zurückzukommen und nur noch erübrigt, die weitere und letzte Aus- [Abbildung Fig. 190.] bildung der einzelnen Theile dieses Systems zu schildern. Herz. Erste Entwicklung. Was nun vor Allem das Herz anlangt, so erinnere ich Sie noch einmal daran, dass dasselbe ursprünglich nichts als eine Ver- dickung der Faserwand des Vorderdarmes ist, welche dann von diesem sich ablöst und bald zu einem anfangs geraden Schlauche sich umwandelt, der aus seinem vorderen Ende zwei Arcus aortae entsendet, während er auf der anderen Seite zwei Venae om- phalo-mesentericae aus dem Fruchthofe auf- nimmt (Fig. 43). In diesem Stadium ist das Herz beim Menschen noch nicht gesehen, wohl aber auf dem nächstfolgenden, wo es S förmig sich zu krümmen beginnt, in wel- chem Coste dasselbe bei einem 15—18 Tage alten Embryo antraf (Fig. 190). Ist diese [Abbildung Fig. 190. Menschlicher Embryo der 3. Woche von vorn vergr. mit geöffne- tem und grösstentheils entferntem Dottersack. a Allantois, hier schon Nabel- strang, u Urachus oder Stiel derselben, i Hinterdarm, v Amnios, o Dottersack oder Nabelblase, g primitive Aorten, unter den Urwirbeln gelegen; die weisse Linie ist die Trennungslinie zwischen beiden Gefässen, x Ausmündung des Vorderdarmes in den Dottersack, h Stelle, wo die Vena umbilicalis und die Venae]

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. [394]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/410>, abgerufen am 22.11.2024.