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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung der Darmdrüsen.
Länge 0,32''' und deren Breite 0,18''' betrug, genau dieselben Ver-
hältnisse zeigen, welche Coste von seinem Embryo beschreibt. Die
[Abbildung] Fig. 182.
Anlage der Luftröhre, von der in der Abbildung nur
ein kleines Stück fehlt, war von der Speiseröhre noch
nicht vollkommen abgeschnürt, insofern als wenig-
stens die Faserhäute beider Kanäle noch verbunden
waren, obschon dieselben besondere Höhlungen ent-
hielten. Die zwei sackförmigen Lungen selbst stellten
wie eine vor dem untersten Ende der Speiseröhre gele-
gene Erhebung dar, die mit ihren nach hinten ragenden
Enden auch die Seitentheile bedeckte und die Speiseröhre fast wie ein
Sattel umgab. Genauer bezeichnet reichten die Lungen selbst noch in
den Bereich des obersten Endes des fast noch gerade stehenden, aber
doch schon mit der Andeutung eines Blindsackes versehenen Magens.
War schon diess bemerkenswerth, so gestaltete sich die Lage zu den
übrigen Organen nicht minder eigenthümlich, indem die Lungen hin-
ten an die Wolff'schen Körper angrenzten und vorn von der allerdings
noch kleinen, aber doch schon die ganze Breite der Bauchhöhle ein-
nehmenden Leber bedeckt waren, vor welcher dann wiederum das
Herz seine Lage hatte. Uebrigens waren die Lungen jetzt schon von
einer zarten Membran von den Wolff'schen Körpern einerseits und
der Leber und dem Magen andererseits getrennt, die nichts anderes
als die Anlage des Zwerchfelles sein kann, deren genauere Verhält-
nisse jedoch nicht zu ermitteln gelang. Bezüglich auf den feineren
Bau, so bestand, wie diess auch von Thieren her bekannt ist, die
gesammte Anlage des Respirationsorganes aus einer unverhältniss-
mässig dicken Faserhaut, die noch ganz aus Zellen zu bestehen schien
und einem inneren dünneren Epithelialrohre, welche den analogen
Schichten des Darmkanales entsprechen.

Diesem zufolge spricht Alles, was wir von der Lunge der Säuge-Weitere
Entwicklung der
Lunge.

thiere wissen, für dieselbe Entwicklung wie bei den Vögeln, und
wird für einmal nur das unentschieden bleiben, ob der erste Anfang
derselben paarig ist oder nicht. Die weitere Entwicklung des Orga-
nes ist bei Säugethieren und beim Menschen im Ganzen leicht zu
verfolgen und lässt sich im Allgemeinen dahin bezeichnen, dass,
während die Faserschicht fortwuchert, das innere Epithelialrohr

[Abbildung]

Fig. 182. Lungen und Magen eines vier Wochen alten menschlichen Em-
bryo, etwa 12mal vergr. lr Luftröhre, l Lunge, s Speiseröhre, m Magen.

Entwicklung der Darmdrüsen.
Länge 0,32‴ und deren Breite 0,18‴ betrug, genau dieselben Ver-
hältnisse zeigen, welche Coste von seinem Embryo beschreibt. Die
[Abbildung] Fig. 182.
Anlage der Luftröhre, von der in der Abbildung nur
ein kleines Stück fehlt, war von der Speiseröhre noch
nicht vollkommen abgeschnürt, insofern als wenig-
stens die Faserhäute beider Kanäle noch verbunden
waren, obschon dieselben besondere Höhlungen ent-
hielten. Die zwei sackförmigen Lungen selbst stellten
wie eine vor dem untersten Ende der Speiseröhre gele-
gene Erhebung dar, die mit ihren nach hinten ragenden
Enden auch die Seitentheile bedeckte und die Speiseröhre fast wie ein
Sattel umgab. Genauer bezeichnet reichten die Lungen selbst noch in
den Bereich des obersten Endes des fast noch gerade stehenden, aber
doch schon mit der Andeutung eines Blindsackes versehenen Magens.
War schon diess bemerkenswerth, so gestaltete sich die Lage zu den
übrigen Organen nicht minder eigenthümlich, indem die Lungen hin-
ten an die Wolff’schen Körper angrenzten und vorn von der allerdings
noch kleinen, aber doch schon die ganze Breite der Bauchhöhle ein-
nehmenden Leber bedeckt waren, vor welcher dann wiederum das
Herz seine Lage hatte. Uebrigens waren die Lungen jetzt schon von
einer zarten Membran von den Wolff’schen Körpern einerseits und
der Leber und dem Magen andererseits getrennt, die nichts anderes
als die Anlage des Zwerchfelles sein kann, deren genauere Verhält-
nisse jedoch nicht zu ermitteln gelang. Bezüglich auf den feineren
Bau, so bestand, wie diess auch von Thieren her bekannt ist, die
gesammte Anlage des Respirationsorganes aus einer unverhältniss-
mässig dicken Faserhaut, die noch ganz aus Zellen zu bestehen schien
und einem inneren dünneren Epithelialrohre, welche den analogen
Schichten des Darmkanales entsprechen.

Diesem zufolge spricht Alles, was wir von der Lunge der Säuge-Weitere
Entwicklung der
Lunge.

thiere wissen, für dieselbe Entwicklung wie bei den Vögeln, und
wird für einmal nur das unentschieden bleiben, ob der erste Anfang
derselben paarig ist oder nicht. Die weitere Entwicklung des Orga-
nes ist bei Säugethieren und beim Menschen im Ganzen leicht zu
verfolgen und lässt sich im Allgemeinen dahin bezeichnen, dass,
während die Faserschicht fortwuchert, das innere Epithelialrohr

[Abbildung]

Fig. 182. Lungen und Magen eines vier Wochen alten menschlichen Em-
bryo, etwa 12mal vergr. lr Luftröhre, l Lunge, s Speiseröhre, m Magen.

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[373/0389] Entwicklung der Darmdrüsen. Länge 0,32‴ und deren Breite 0,18‴ betrug, genau dieselben Ver- hältnisse zeigen, welche Coste von seinem Embryo beschreibt. Die [Abbildung Fig. 182.] Anlage der Luftröhre, von der in der Abbildung nur ein kleines Stück fehlt, war von der Speiseröhre noch nicht vollkommen abgeschnürt, insofern als wenig- stens die Faserhäute beider Kanäle noch verbunden waren, obschon dieselben besondere Höhlungen ent- hielten. Die zwei sackförmigen Lungen selbst stellten wie eine vor dem untersten Ende der Speiseröhre gele- gene Erhebung dar, die mit ihren nach hinten ragenden Enden auch die Seitentheile bedeckte und die Speiseröhre fast wie ein Sattel umgab. Genauer bezeichnet reichten die Lungen selbst noch in den Bereich des obersten Endes des fast noch gerade stehenden, aber doch schon mit der Andeutung eines Blindsackes versehenen Magens. War schon diess bemerkenswerth, so gestaltete sich die Lage zu den übrigen Organen nicht minder eigenthümlich, indem die Lungen hin- ten an die Wolff’schen Körper angrenzten und vorn von der allerdings noch kleinen, aber doch schon die ganze Breite der Bauchhöhle ein- nehmenden Leber bedeckt waren, vor welcher dann wiederum das Herz seine Lage hatte. Uebrigens waren die Lungen jetzt schon von einer zarten Membran von den Wolff’schen Körpern einerseits und der Leber und dem Magen andererseits getrennt, die nichts anderes als die Anlage des Zwerchfelles sein kann, deren genauere Verhält- nisse jedoch nicht zu ermitteln gelang. Bezüglich auf den feineren Bau, so bestand, wie diess auch von Thieren her bekannt ist, die gesammte Anlage des Respirationsorganes aus einer unverhältniss- mässig dicken Faserhaut, die noch ganz aus Zellen zu bestehen schien und einem inneren dünneren Epithelialrohre, welche den analogen Schichten des Darmkanales entsprechen. Diesem zufolge spricht Alles, was wir von der Lunge der Säuge- thiere wissen, für dieselbe Entwicklung wie bei den Vögeln, und wird für einmal nur das unentschieden bleiben, ob der erste Anfang derselben paarig ist oder nicht. Die weitere Entwicklung des Orga- nes ist bei Säugethieren und beim Menschen im Ganzen leicht zu verfolgen und lässt sich im Allgemeinen dahin bezeichnen, dass, während die Faserschicht fortwuchert, das innere Epithelialrohr [Abbildung Fig. 182. Lungen und Magen eines vier Wochen alten menschlichen Em- bryo, etwa 12mal vergr. lr Luftröhre, l Lunge, s Speiseröhre, m Magen.] Weitere Entwicklung der Lunge.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/389>, abgerufen am 22.05.2024.