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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Darmkanales.
drüsen übereinstimmen und bestehen aus einem längeren Ausfüh-
rungsgange, der an seinem Ende mit einigen wenigen Aestchen ver-
sehen ist, von denen jedes mit einem kleinen Kölbchen endigt. Wie
bei den Thränendrüsen und den Drüsen der Haut zeigt die Drüsen-
anlage zwei Theile, eine innere, die mit dem Epithel der Mundhöhle
zusammenhängt und eine äussere aus sich entwickelndem Bindege-
webe, die als Fortsetzung der eigentlichen Schleimhaut aufzufassen
ist. Die innere Lage oder die Epithelialschicht enthält in dem Aus-
führungsgange schon eine Höhle, erscheint dagegen in den Enden der
Drüsenanlage und ihren Stielen noch ganz compact und durchaus aus
Zellen gebildet. Im weiteren Verlaufe wuchern diese einfachen Drü-
senanlagen durch Sprossenbildung an den Enden immer weiter, und
gewinnen so nach und nach das spätere Ansehen. Während diess
geschieht, bildet sich auch vom Hauptgange aus der innere Drüsen-
raum immer weiter, bis am Ende auch die letzten Theile sich aus-
höhlen und dann als Drüsenbläschen erscheinen. Halten Sie dieses
Verhalten mit dem zusammen, was ich Ihnen über die Entwicklung
der Hautdrüsen und der Thränendrüsen mitgetheilt habe, so wird
Ihnen kaum zweifelhaft erscheinen, dass auch hier die Drüsenbil-
dung mit einer soliden Wucherung des Epithels beginnt, welche,
indem sie weiter wächst, eine besondere Bekleidung von der eigent-
lichen Schleimhaut erhält und dann mit dieser gemeinschaftlich die
ganze Drüse darstellt. Von den einzelnen Speicheldrüsen erscheint
die Submaxillaris zuerst, dann die Sublingualis und in dritter Linie
die Parotis, und zwar treten alle drei, verglichen mit den Hautdrü-
sen, in sehr früher Zeit, d. h. in der zweiten Hälfte des zweiten
Monates auf und schreiten in ihrer Entwicklung auch ziemlich rasch
voran, sodass sie im dritten Monate, die Grösse abgerechnet, schon
ziemlich ausgebildet sind.

Von der Entwicklung der übrigen Drüsen und drüsenartigenSchleimdrüsen
des
Vorderdarmes.

Organe der Mundhöhle und des Vorderdarmes ist bis jetzt ausser
durch mich nichts bekannt geworden. Nach meinen Erfahrungen
(siehe auch Mikr. Anat. II. 2. St. 197) werden die Schleimdrüsen
dieser Theile (der Lippen, der Zunge, des Gaumens u. s. w.) in einer
viel späteren Zeit angelegt als die Speicheldrüsen und zwar erst im
vierten Monate; abgesehen hiervon stimmen dieselben aber vollkom-
men mit den grösseren Drüsen der Mundhöhle überein und habe ich
mich an den Lippen- und Zungendrüsen aufs bestimmteste über-
zeugt, dass dieselben in ihren ersten Anfängen nichts als einfache

Entwicklung des Darmkanales.
drüsen übereinstimmen und bestehen aus einem längeren Ausfüh-
rungsgange, der an seinem Ende mit einigen wenigen Aestchen ver-
sehen ist, von denen jedes mit einem kleinen Kölbchen endigt. Wie
bei den Thränendrüsen und den Drüsen der Haut zeigt die Drüsen-
anlage zwei Theile, eine innere, die mit dem Epithel der Mundhöhle
zusammenhängt und eine äussere aus sich entwickelndem Bindege-
webe, die als Fortsetzung der eigentlichen Schleimhaut aufzufassen
ist. Die innere Lage oder die Epithelialschicht enthält in dem Aus-
führungsgange schon eine Höhle, erscheint dagegen in den Enden der
Drüsenanlage und ihren Stielen noch ganz compact und durchaus aus
Zellen gebildet. Im weiteren Verlaufe wuchern diese einfachen Drü-
senanlagen durch Sprossenbildung an den Enden immer weiter, und
gewinnen so nach und nach das spätere Ansehen. Während diess
geschieht, bildet sich auch vom Hauptgange aus der innere Drüsen-
raum immer weiter, bis am Ende auch die letzten Theile sich aus-
höhlen und dann als Drüsenbläschen erscheinen. Halten Sie dieses
Verhalten mit dem zusammen, was ich Ihnen über die Entwicklung
der Hautdrüsen und der Thränendrüsen mitgetheilt habe, so wird
Ihnen kaum zweifelhaft erscheinen, dass auch hier die Drüsenbil-
dung mit einer soliden Wucherung des Epithels beginnt, welche,
indem sie weiter wächst, eine besondere Bekleidung von der eigent-
lichen Schleimhaut erhält und dann mit dieser gemeinschaftlich die
ganze Drüse darstellt. Von den einzelnen Speicheldrüsen erscheint
die Submaxillaris zuerst, dann die Sublingualis und in dritter Linie
die Parotis, und zwar treten alle drei, verglichen mit den Hautdrü-
sen, in sehr früher Zeit, d. h. in der zweiten Hälfte des zweiten
Monates auf und schreiten in ihrer Entwicklung auch ziemlich rasch
voran, sodass sie im dritten Monate, die Grösse abgerechnet, schon
ziemlich ausgebildet sind.

Von der Entwicklung der übrigen Drüsen und drüsenartigenSchleimdrüsen
des
Vorderdarmes.

Organe der Mundhöhle und des Vorderdarmes ist bis jetzt ausser
durch mich nichts bekannt geworden. Nach meinen Erfahrungen
(siehe auch Mikr. Anat. II. 2. St. 197) werden die Schleimdrüsen
dieser Theile (der Lippen, der Zunge, des Gaumens u. s. w.) in einer
viel späteren Zeit angelegt als die Speicheldrüsen und zwar erst im
vierten Monate; abgesehen hiervon stimmen dieselben aber vollkom-
men mit den grösseren Drüsen der Mundhöhle überein und habe ich
mich an den Lippen- und Zungendrüsen aufs bestimmteste über-
zeugt, dass dieselben in ihren ersten Anfängen nichts als einfache

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[357/0373] Entwicklung des Darmkanales. drüsen übereinstimmen und bestehen aus einem längeren Ausfüh- rungsgange, der an seinem Ende mit einigen wenigen Aestchen ver- sehen ist, von denen jedes mit einem kleinen Kölbchen endigt. Wie bei den Thränendrüsen und den Drüsen der Haut zeigt die Drüsen- anlage zwei Theile, eine innere, die mit dem Epithel der Mundhöhle zusammenhängt und eine äussere aus sich entwickelndem Bindege- webe, die als Fortsetzung der eigentlichen Schleimhaut aufzufassen ist. Die innere Lage oder die Epithelialschicht enthält in dem Aus- führungsgange schon eine Höhle, erscheint dagegen in den Enden der Drüsenanlage und ihren Stielen noch ganz compact und durchaus aus Zellen gebildet. Im weiteren Verlaufe wuchern diese einfachen Drü- senanlagen durch Sprossenbildung an den Enden immer weiter, und gewinnen so nach und nach das spätere Ansehen. Während diess geschieht, bildet sich auch vom Hauptgange aus der innere Drüsen- raum immer weiter, bis am Ende auch die letzten Theile sich aus- höhlen und dann als Drüsenbläschen erscheinen. Halten Sie dieses Verhalten mit dem zusammen, was ich Ihnen über die Entwicklung der Hautdrüsen und der Thränendrüsen mitgetheilt habe, so wird Ihnen kaum zweifelhaft erscheinen, dass auch hier die Drüsenbil- dung mit einer soliden Wucherung des Epithels beginnt, welche, indem sie weiter wächst, eine besondere Bekleidung von der eigent- lichen Schleimhaut erhält und dann mit dieser gemeinschaftlich die ganze Drüse darstellt. Von den einzelnen Speicheldrüsen erscheint die Submaxillaris zuerst, dann die Sublingualis und in dritter Linie die Parotis, und zwar treten alle drei, verglichen mit den Hautdrü- sen, in sehr früher Zeit, d. h. in der zweiten Hälfte des zweiten Monates auf und schreiten in ihrer Entwicklung auch ziemlich rasch voran, sodass sie im dritten Monate, die Grösse abgerechnet, schon ziemlich ausgebildet sind. Von der Entwicklung der übrigen Drüsen und drüsenartigen Organe der Mundhöhle und des Vorderdarmes ist bis jetzt ausser durch mich nichts bekannt geworden. Nach meinen Erfahrungen (siehe auch Mikr. Anat. II. 2. St. 197) werden die Schleimdrüsen dieser Theile (der Lippen, der Zunge, des Gaumens u. s. w.) in einer viel späteren Zeit angelegt als die Speicheldrüsen und zwar erst im vierten Monate; abgesehen hiervon stimmen dieselben aber vollkom- men mit den grösseren Drüsen der Mundhöhle überein und habe ich mich an den Lippen- und Zungendrüsen aufs bestimmteste über- zeugt, dass dieselben in ihren ersten Anfängen nichts als einfache Schleimdrüsen des Vorderdarmes.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/373>, abgerufen am 25.11.2024.