Primitivorgane des Muskelsystems.Zum Einzelnen übergehend stelle ich den Satz oben an, dass auf jeden Fall von den drei Keimblättern nur Eines und zwar das mittlere an der Bildung der Muskeln sich betheiligt. Fragen wir dann weiter, ob dieses Keimblatt vielleicht ein oder einige wenige Primi- tivorgane liefert, aus welchen die zahlreichen späteren Muskelgrup- pen hervorgehen, so lässt sich die bestimmte Anwort geben, dass auf keinen Fall nur ein einziges solches Primitivorgan vorhanden ist, indem nicht daran gedacht werden kann, alle Muskeln des Körpers aus der in früheren Stunden beschriebenen Muskelplatte der Urwir- bel abzuleiten. Dass diese Muskelplatte übrigens in der That ein solches primitives Organ darstellt und einer grösseren Zahl von Mus- keln den Ursprung gibt, ist unzweifelhaft und wird daher unsere Untersuchung vor Allem darauf ausgehen müssen zu fragen, ob ausser derselben noch andere solche Bildungsorgane vorkommen oder nicht.
Wollen wir nun diese Frage mit einiger Aussicht auf Erfolg be- sprechen, so ist es das zweckmässigste, vor Allem die Muskeln des Körpers vom Standpuncte der Entwicklungsgeschichte in einzelne Gruppen zu sondern. Fr. Arnold hat schon vor längerer Zeit eine solche Eintheilung und zwar die in vertebrale, viscerale und Extremitäten-Muskeln vorgeschlagen, allein dieselbe erscheint für unseren Zweck als eine zu allgemeine und erlaube ich mir fol- gende andere an ihre Stelle zu setzen. Ich unterscheide:
1) die hinteren Seitenrumpfmuskeln, bestehend aus den tiefen Rückenmuskeln (Multifidus, Semispinalis, Biventer et Com- plexus u. s. w.).
2) die vorderen Seitenrumpfmuskeln, beim Menschen nur repräsentirt durch den Longus colli, Recti antici und Quadratus lumborum.
3) die visceralen Muskeln, dargestellt durch die Bauchmuskeln, die Brustmuskeln z. Th., die oberflächlichen Halsmuskeln z. Th., die mimischen Muskeln z. Th. und die Kaumuskeln, die sich wieder scheiden in: a)äussere: wie z. B. der Obliquus externus und internus, die Intercostales und der Rectus abdominis und b)in- nere, Triangularis sterni, Transversus, Diaphragma.
4) die Gliedermuskeln, die man in a) Muskeln des Extremi- tätengürtels und b) solche der eigentlichen Extremität trennen kann.
Dreiunddreissigste Vorlesung.
Primitivorgane des Muskelsystems.Zum Einzelnen übergehend stelle ich den Satz oben an, dass auf jeden Fall von den drei Keimblättern nur Eines und zwar das mittlere an der Bildung der Muskeln sich betheiligt. Fragen wir dann weiter, ob dieses Keimblatt vielleicht ein oder einige wenige Primi- tivorgane liefert, aus welchen die zahlreichen späteren Muskelgrup- pen hervorgehen, so lässt sich die bestimmte Anwort geben, dass auf keinen Fall nur ein einziges solches Primitivorgan vorhanden ist, indem nicht daran gedacht werden kann, alle Muskeln des Körpers aus der in früheren Stunden beschriebenen Muskelplatte der Urwir- bel abzuleiten. Dass diese Muskelplatte übrigens in der That ein solches primitives Organ darstellt und einer grösseren Zahl von Mus- keln den Ursprung gibt, ist unzweifelhaft und wird daher unsere Untersuchung vor Allem darauf ausgehen müssen zu fragen, ob ausser derselben noch andere solche Bildungsorgane vorkommen oder nicht.
Wollen wir nun diese Frage mit einiger Aussicht auf Erfolg be- sprechen, so ist es das zweckmässigste, vor Allem die Muskeln des Körpers vom Standpuncte der Entwicklungsgeschichte in einzelne Gruppen zu sondern. Fr. Arnold hat schon vor längerer Zeit eine solche Eintheilung und zwar die in vertebrale, viscerale und Extremitäten-Muskeln vorgeschlagen, allein dieselbe erscheint für unseren Zweck als eine zu allgemeine und erlaube ich mir fol- gende andere an ihre Stelle zu setzen. Ich unterscheide:
1) die hinteren Seitenrumpfmuskeln, bestehend aus den tiefen Rückenmuskeln (Multifidus, Semispinalis, Biventer et Com- plexus u. s. w.).
2) die vorderen Seitenrumpfmuskeln, beim Menschen nur repräsentirt durch den Longus colli, Recti antici und Quadratus lumborum.
3) die visceralen Muskeln, dargestellt durch die Bauchmuskeln, die Brustmuskeln z. Th., die oberflächlichen Halsmuskeln z. Th., die mimischen Muskeln z. Th. und die Kaumuskeln, die sich wieder scheiden in: a)äussere: wie z. B. der Obliquus externus und internus, die Intercostales und der Rectus abdominis und b)in- nere, Triangularis sterni, Transversus, Diaphragma.
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Dreiunddreissigste Vorlesung.
Zum Einzelnen übergehend stelle ich den Satz oben an, dass
auf jeden Fall von den drei Keimblättern nur Eines und zwar das
mittlere an der Bildung der Muskeln sich betheiligt. Fragen wir dann
weiter, ob dieses Keimblatt vielleicht ein oder einige wenige Primi-
tivorgane liefert, aus welchen die zahlreichen späteren Muskelgrup-
pen hervorgehen, so lässt sich die bestimmte Anwort geben, dass
auf keinen Fall nur ein einziges solches Primitivorgan vorhanden ist,
indem nicht daran gedacht werden kann, alle Muskeln des Körpers
aus der in früheren Stunden beschriebenen Muskelplatte der Urwir-
bel abzuleiten. Dass diese Muskelplatte übrigens in der That ein
solches primitives Organ darstellt und einer grösseren Zahl von Mus-
keln den Ursprung gibt, ist unzweifelhaft und wird daher unsere
Untersuchung vor Allem darauf ausgehen müssen zu fragen, ob
ausser derselben noch andere solche Bildungsorgane vorkommen
oder nicht.
Primitivorgane
des
Muskelsystems.
Wollen wir nun diese Frage mit einiger Aussicht auf Erfolg be-
sprechen, so ist es das zweckmässigste, vor Allem die Muskeln des
Körpers vom Standpuncte der Entwicklungsgeschichte in einzelne
Gruppen zu sondern. Fr. Arnold hat schon vor längerer Zeit eine
solche Eintheilung und zwar die in vertebrale, viscerale und
Extremitäten-Muskeln vorgeschlagen, allein dieselbe erscheint
für unseren Zweck als eine zu allgemeine und erlaube ich mir fol-
gende andere an ihre Stelle zu setzen. Ich unterscheide:
1) die hinteren Seitenrumpfmuskeln, bestehend aus den
tiefen Rückenmuskeln (Multifidus, Semispinalis, Biventer et Com-
plexus u. s. w.).
2) die vorderen Seitenrumpfmuskeln, beim Menschen nur
repräsentirt durch den Longus colli, Recti antici und Quadratus
lumborum.
3) die visceralen Muskeln, dargestellt durch die Bauchmuskeln,
die Brustmuskeln z. Th., die oberflächlichen Halsmuskeln z. Th.,
die mimischen Muskeln z. Th. und die Kaumuskeln, die sich
wieder scheiden in: a) äussere: wie z. B. der Obliquus externus
und internus, die Intercostales und der Rectus abdominis und b) in-
nere, Triangularis sterni, Transversus, Diaphragma.
4) die Gliedermuskeln, die man in a) Muskeln des Extremi-
tätengürtels und b) solche der eigentlichen Extremität trennen
kann.
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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/364>, abgerufen am 22.11.2024.
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