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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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sinnlichen geeignet ist. Hier erscheinen die Grübchen grösser und
tiefer und dicht über dem auch seinerseits gewachsenen Oberkiefer-
fortsatze gelegen. Zugleich hat sich ihr Umkreis aus dem rundlichen
mehr in eine längliche Gestalt umgebildet und ist am unteren schmä-
leren Ende der umgebende Wall verschwunden und dafür eine
Furche, die wir die Nasenfurche heissen wollen, aufgetreten,Nasenfurche.
welche von dem Grübchen an der Innenfläche des Oberkieferfort-
satzes bis zum Eingange in die Mundhöhle führt. Der noch erhaltene
Theil des Walles des Riechgrübchens ist stärker vorgetreten und er-
scheint nun zu beiden Seiten desselben wie in Gestalt von zwei
Fortsätzen, die als äusserer und innerer Nasenfortsatz be-Aeusserer und
innerer Nasen-
fortsatz.

zeichnet werden können. Der äussere, Rathke's "Nasendach", Rei-
chert
's "seitlicher Stirnfortsatz", stellt einen Längskamm zwischen
dem schon gross gewordenen Auge und dem Nasengrübchen dar und
reicht nach unten nahezu bis an den Oberkieferfortsatz. Der in-
nere Nasenfortsatz
ist nichts anderes als die erste Spur des
Ihnen schon bekannten Stirnfortsatzes oder des Nasenfortsatzes der
Stirnwand von Rathke (s. Fig. 160), der jedoch in diesem Stadium
in der Mitte noch nicht ausgeprägt ist, so dass Stirn und Schädelbasis
oder, wenn Sie lieber wollen, die Decke der Mundhöhle immer noch
ohne scharfe Abgrenzung in einander sich fortsetzen. Besagter inne-
rer Nasenfortsatz ist an dem dargestellten Kopfe auch nicht mehr als
ein leichter Wulst, der auch noch den Anfang der Nasenfurche von
innen begrenzt und nach innen und über dem Oberkieferfortsatze
seine Lage hat.

Die Fig. 160, die zwei Köpfe von Hühnerembryonen vom Ende
des vierten und vom Anfange des fünften Tages darstellt, zeigt
Ihnen in dem jüngeren Kopfe nun schon ein Verhältniss, wie es von
menschlichen Embryonen bereits früher geschildert wurde, das
nämlich, dass Mundhöhle und Nasengruben in offener Verbindung
stehen, Sie haben jedoch aus dem bereits Bemerkten hinreichend
entnehmen können, dass dieselbe als eine nachträglich entstandene
anzusehen ist. Betrachten Sie die Einzelnheiten der Figur genauer,
so finden Sie, was die Nasengruben anlangt, dass dieselben schon
ziemlich tiefe Höhlungen sind, die nach oben und hinten und etwas
schief nach innen eine Strecke weit gegen die Schädelbasis eindrin-
gen und durch eine längliche Spalte nach aussen ausmünden, aus-
serdem aber auch durch die fast quer gerichtete und ebenfalls tiefer
gewordene Nasenfurche (nf) in den vordersten Theil der grossen

Entwicklung des Geruchsorganes.
sinnlichen geeignet ist. Hier erscheinen die Grübchen grösser und
tiefer und dicht über dem auch seinerseits gewachsenen Oberkiefer-
fortsatze gelegen. Zugleich hat sich ihr Umkreis aus dem rundlichen
mehr in eine längliche Gestalt umgebildet und ist am unteren schmä-
leren Ende der umgebende Wall verschwunden und dafür eine
Furche, die wir die Nasenfurche heissen wollen, aufgetreten,Nasenfurche.
welche von dem Grübchen an der Innenfläche des Oberkieferfort-
satzes bis zum Eingange in die Mundhöhle führt. Der noch erhaltene
Theil des Walles des Riechgrübchens ist stärker vorgetreten und er-
scheint nun zu beiden Seiten desselben wie in Gestalt von zwei
Fortsätzen, die als äusserer und innerer Nasenfortsatz be-Aeusserer und
innerer Nasen-
fortsatz.

zeichnet werden können. Der äussere, Rathke’s «Nasendach», Rei-
chert
’s «seitlicher Stirnfortsatz», stellt einen Längskamm zwischen
dem schon gross gewordenen Auge und dem Nasengrübchen dar und
reicht nach unten nahezu bis an den Oberkieferfortsatz. Der in-
nere Nasenfortsatz
ist nichts anderes als die erste Spur des
Ihnen schon bekannten Stirnfortsatzes oder des Nasenfortsatzes der
Stirnwand von Rathke (s. Fig. 160), der jedoch in diesem Stadium
in der Mitte noch nicht ausgeprägt ist, so dass Stirn und Schädelbasis
oder, wenn Sie lieber wollen, die Decke der Mundhöhle immer noch
ohne scharfe Abgrenzung in einander sich fortsetzen. Besagter inne-
rer Nasenfortsatz ist an dem dargestellten Kopfe auch nicht mehr als
ein leichter Wulst, der auch noch den Anfang der Nasenfurche von
innen begrenzt und nach innen und über dem Oberkieferfortsatze
seine Lage hat.

Die Fig. 160, die zwei Köpfe von Hühnerembryonen vom Ende
des vierten und vom Anfange des fünften Tages darstellt, zeigt
Ihnen in dem jüngeren Kopfe nun schon ein Verhältniss, wie es von
menschlichen Embryonen bereits früher geschildert wurde, das
nämlich, dass Mundhöhle und Nasengruben in offener Verbindung
stehen, Sie haben jedoch aus dem bereits Bemerkten hinreichend
entnehmen können, dass dieselbe als eine nachträglich entstandene
anzusehen ist. Betrachten Sie die Einzelnheiten der Figur genauer,
so finden Sie, was die Nasengruben anlangt, dass dieselben schon
ziemlich tiefe Höhlungen sind, die nach oben und hinten und etwas
schief nach innen eine Strecke weit gegen die Schädelbasis eindrin-
gen und durch eine längliche Spalte nach aussen ausmünden, aus-
serdem aber auch durch die fast quer gerichtete und ebenfalls tiefer
gewordene Nasenfurche (nf) in den vordersten Theil der grossen

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[329/0345] Entwicklung des Geruchsorganes. sinnlichen geeignet ist. Hier erscheinen die Grübchen grösser und tiefer und dicht über dem auch seinerseits gewachsenen Oberkiefer- fortsatze gelegen. Zugleich hat sich ihr Umkreis aus dem rundlichen mehr in eine längliche Gestalt umgebildet und ist am unteren schmä- leren Ende der umgebende Wall verschwunden und dafür eine Furche, die wir die Nasenfurche heissen wollen, aufgetreten, welche von dem Grübchen an der Innenfläche des Oberkieferfort- satzes bis zum Eingange in die Mundhöhle führt. Der noch erhaltene Theil des Walles des Riechgrübchens ist stärker vorgetreten und er- scheint nun zu beiden Seiten desselben wie in Gestalt von zwei Fortsätzen, die als äusserer und innerer Nasenfortsatz be- zeichnet werden können. Der äussere, Rathke’s «Nasendach», Rei- chert’s «seitlicher Stirnfortsatz», stellt einen Längskamm zwischen dem schon gross gewordenen Auge und dem Nasengrübchen dar und reicht nach unten nahezu bis an den Oberkieferfortsatz. Der in- nere Nasenfortsatz ist nichts anderes als die erste Spur des Ihnen schon bekannten Stirnfortsatzes oder des Nasenfortsatzes der Stirnwand von Rathke (s. Fig. 160), der jedoch in diesem Stadium in der Mitte noch nicht ausgeprägt ist, so dass Stirn und Schädelbasis oder, wenn Sie lieber wollen, die Decke der Mundhöhle immer noch ohne scharfe Abgrenzung in einander sich fortsetzen. Besagter inne- rer Nasenfortsatz ist an dem dargestellten Kopfe auch nicht mehr als ein leichter Wulst, der auch noch den Anfang der Nasenfurche von innen begrenzt und nach innen und über dem Oberkieferfortsatze seine Lage hat. Nasenfurche. Aeusserer und innerer Nasen- fortsatz. Die Fig. 160, die zwei Köpfe von Hühnerembryonen vom Ende des vierten und vom Anfange des fünften Tages darstellt, zeigt Ihnen in dem jüngeren Kopfe nun schon ein Verhältniss, wie es von menschlichen Embryonen bereits früher geschildert wurde, das nämlich, dass Mundhöhle und Nasengruben in offener Verbindung stehen, Sie haben jedoch aus dem bereits Bemerkten hinreichend entnehmen können, dass dieselbe als eine nachträglich entstandene anzusehen ist. Betrachten Sie die Einzelnheiten der Figur genauer, so finden Sie, was die Nasengruben anlangt, dass dieselben schon ziemlich tiefe Höhlungen sind, die nach oben und hinten und etwas schief nach innen eine Strecke weit gegen die Schädelbasis eindrin- gen und durch eine längliche Spalte nach aussen ausmünden, aus- serdem aber auch durch die fast quer gerichtete und ebenfalls tiefer gewordene Nasenfurche (nf) in den vordersten Theil der grossen

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/345>, abgerufen am 17.05.2024.