Wir gehen, meine Herren, in der Betrachtung der einzelnen Theile des Hirns weiter.
Zwischenhirn.Der zweite Abschnitt des embryonalen Hirns, das Zwischen- hirn oder die Sehhügelblase ist ursprünglich eine hohle dünnwan- dige Blase, in weiter Verbindung mit dem Mittelhirn und dem Vor- derhirn. Im weiteren Verlauf verdickt sich die Wand von den unte- ren seitlichen Theilen und von der Seitenwand her und spaltet sich zugleich die Blase in der oberen Mittellinie. In der Fig. 108, welche das Gehirn von einem etwa sieben Wochen alten Embryo darstellt, war die Sehhügelblase noch ungespalten, in der Fig. 114 dagegen von einem 3monatlichen Embryo sehen Sie dieselbe gespalten bis auf einen kleinen Rest ganz hinten, aus welchem die Commissura posterior und die Zirbel sich entwickelt, welche nach Tiedemann erst im vierten Monate sich zu bilden beginnt, während ihre Stiele oder, genauer ge-
[Abbildung]
Fig. 114.
sagt, deren Verlängerungen an den Sehhügeln nach vorn (Striae medullares) schon im 3. Monate deutlich sind (Fig. 114). Wäh- rend so die hintere Commissur aus einem Theile der ursprüng- lichen Decke des Zwischenhirns sich hervorbildet, entsteht die Commissura mollis durch eine Verwachsung der beiden Sehhügel und zwar nach Schmidt schon am Ende des fünften Monates. Die Ge- stalt anlangend, so sind die Sehhügel schon im dritten Monate ganz
[Abbildung]
Fig. 114. Die Erklärung siehe Fig. 111 S. 235.
Sechsundzwanzigste Vorlesung.
Wir gehen, meine Herren, in der Betrachtung der einzelnen Theile des Hirns weiter.
Zwischenhirn.Der zweite Abschnitt des embryonalen Hirns, das Zwischen- hirn oder die Sehhügelblase ist ursprünglich eine hohle dünnwan- dige Blase, in weiter Verbindung mit dem Mittelhirn und dem Vor- derhirn. Im weiteren Verlauf verdickt sich die Wand von den unte- ren seitlichen Theilen und von der Seitenwand her und spaltet sich zugleich die Blase in der oberen Mittellinie. In der Fig. 108, welche das Gehirn von einem etwa sieben Wochen alten Embryo darstellt, war die Sehhügelblase noch ungespalten, in der Fig. 114 dagegen von einem 3monatlichen Embryo sehen Sie dieselbe gespalten bis auf einen kleinen Rest ganz hinten, aus welchem die Commissura posterior und die Zirbel sich entwickelt, welche nach Tiedemann erst im vierten Monate sich zu bilden beginnt, während ihre Stiele oder, genauer ge-
[Abbildung]
Fig. 114.
sagt, deren Verlängerungen an den Sehhügeln nach vorn (Striae medullares) schon im 3. Monate deutlich sind (Fig. 114). Wäh- rend so die hintere Commissur aus einem Theile der ursprüng- lichen Decke des Zwischenhirns sich hervorbildet, entsteht die Commissura mollis durch eine Verwachsung der beiden Sehhügel und zwar nach Schmidt schon am Ende des fünften Monates. Die Ge- stalt anlangend, so sind die Sehhügel schon im dritten Monate ganz
[Abbildung]
Fig. 114. Die Erklärung siehe Fig. 111 S. 235.
<TEI><text><body><pbfacs="#f0256"n="[240]"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Sechsundzwanzigste Vorlesung.</hi></head><lb/><p>Wir gehen, meine Herren, in der Betrachtung der einzelnen<lb/>
Theile des Hirns weiter.</p><lb/><p><noteplace="left">Zwischenhirn.</note>Der zweite Abschnitt des embryonalen Hirns, das <hirendition="#g">Zwischen-<lb/>
hirn</hi> oder die Sehhügelblase ist ursprünglich eine hohle dünnwan-<lb/>
dige Blase, in weiter Verbindung mit dem Mittelhirn und dem Vor-<lb/>
derhirn. Im weiteren Verlauf verdickt sich die Wand von den unte-<lb/>
ren seitlichen Theilen und von der Seitenwand her und spaltet sich<lb/>
zugleich die Blase in der oberen Mittellinie. In der Fig. 108, welche<lb/>
das Gehirn von einem etwa sieben Wochen alten Embryo darstellt,<lb/>
war die Sehhügelblase noch ungespalten, in der Fig. 114 dagegen von<lb/>
einem 3monatlichen Embryo sehen Sie dieselbe gespalten bis auf einen<lb/>
kleinen Rest ganz hinten, aus welchem die <hirendition="#i">Commissura posterior</hi> und<lb/>
die <hirendition="#g">Zirbel</hi> sich entwickelt, welche nach <hirendition="#k">Tiedemann</hi> erst im vierten<lb/>
Monate sich zu bilden beginnt, während ihre Stiele oder, genauer ge-<lb/><figure><head>Fig. 114.</head></figure><lb/>
sagt, deren Verlängerungen an<lb/>
den Sehhügeln nach vorn (<hirendition="#i">Striae<lb/>
medullares</hi>) schon im 3. Monate<lb/>
deutlich sind (Fig. 114). Wäh-<lb/>
rend so die hintere Commissur<lb/>
aus einem Theile der ursprüng-<lb/>
lichen Decke des Zwischenhirns<lb/>
sich hervorbildet, entsteht die<lb/><hirendition="#i"><hirendition="#g">Commissura mollis</hi></hi> durch eine Verwachsung der beiden Sehhügel<lb/>
und zwar nach <hirendition="#k">Schmidt</hi> schon am Ende des fünften Monates. Die Ge-<lb/>
stalt anlangend, so sind die Sehhügel schon im dritten Monate ganz<lb/><figure><p>Fig. 114. Die Erklärung siehe Fig. 111 S. 235.</p></figure><lb/></p></div></body></text></TEI>
[[240]/0256]
Sechsundzwanzigste Vorlesung.
Wir gehen, meine Herren, in der Betrachtung der einzelnen
Theile des Hirns weiter.
Der zweite Abschnitt des embryonalen Hirns, das Zwischen-
hirn oder die Sehhügelblase ist ursprünglich eine hohle dünnwan-
dige Blase, in weiter Verbindung mit dem Mittelhirn und dem Vor-
derhirn. Im weiteren Verlauf verdickt sich die Wand von den unte-
ren seitlichen Theilen und von der Seitenwand her und spaltet sich
zugleich die Blase in der oberen Mittellinie. In der Fig. 108, welche
das Gehirn von einem etwa sieben Wochen alten Embryo darstellt,
war die Sehhügelblase noch ungespalten, in der Fig. 114 dagegen von
einem 3monatlichen Embryo sehen Sie dieselbe gespalten bis auf einen
kleinen Rest ganz hinten, aus welchem die Commissura posterior und
die Zirbel sich entwickelt, welche nach Tiedemann erst im vierten
Monate sich zu bilden beginnt, während ihre Stiele oder, genauer ge-
[Abbildung Fig. 114.]
sagt, deren Verlängerungen an
den Sehhügeln nach vorn (Striae
medullares) schon im 3. Monate
deutlich sind (Fig. 114). Wäh-
rend so die hintere Commissur
aus einem Theile der ursprüng-
lichen Decke des Zwischenhirns
sich hervorbildet, entsteht die
Commissura mollis durch eine Verwachsung der beiden Sehhügel
und zwar nach Schmidt schon am Ende des fünften Monates. Die Ge-
stalt anlangend, so sind die Sehhügel schon im dritten Monate ganz
[Abbildung Fig. 114. Die Erklärung siehe Fig. 111 S. 235.]
Zwischenhirn.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. [240]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/256>, abgerufen am 25.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.