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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Fünfundzwanzigste Vorlesung.
sich in die Stria alba Lancisi und die Stria obtecta des Balkens und
in die Fascia dentata des Ammonshorns um, während der innere
Gewölbe.Bogen mit longitudinaler Faserung das Gewölbe und die Scheide-
wand bildet. Der Fornix geht somit aus der oberen Begrenzung der
Querspalte der Hemisphäre hervor, wie diess schon von Arnold und
Retzius (Oppenheim's Zeitschr. 1846. Aug.) erkannt worden ist. Der
vordere senkrechte Theil des Gewölbes ist, wie aus dem früher Be-
merkten hervorgeht und wie die Fig. 112, 2, 3 u. 4 deutlich lehren,
ursprünglich mit dem entsprechenden Theile der andern Seite ver-
wachsen und entwickelt sich aus dem an den primitiven Balken an-
grenzenden obersten Theile dieser Stelle der Körper des Gewölbes.
Weiter abwärts dagegen spalten sich die Theile und bilden sich dann
zu den Columnae fornicis und den beiden Hälften des Septum pelluci-
dum
um, dessen Höhle mithin keine primitive Bildung ist. Hier ent-
steht dann auch nicht durch Verwachsung, sondern durch histologi-
Commissura
anterior.
sche Differenzirung die Commissura anterior, die kurze Zeit vor dem
Balken deutlich wird. Septum pellucidum und Körper des Fornix,
anfänglich ganz klein, gewinnen mit der Entwicklung des Balkens
immer mehr an Ausdehnung, während zugleich die anfänglich ganz
oben liegenden Crura posteriora mehr nach hinten gedrängt werden
und ihre spätere Stelle einnehmen.

Wachsthum
des Balkens.
Von dem Balken habe ich Ihnen nun noch zu bemerken, dass
die verbreitete Ansicht, dass von demselben anfänglich nur das
Knie da sei und dann nachträglich erst die hinteren Theile sich bil-
den (Tiedemann, Arnold) nach Schmidt nicht richtig ist. Nach die-
sem Autor enthält schon der eben entstandene Balken, wie ihn die.
Fig. 112, 4 zeigt, die Elemente aller seiner Theile, und stellt das ge-
sammte Corpus callosum dar, wie unzweifelhaft daraus hervorgeht,
dass derselbe jetzt schon Fasern enthält, die in den Hinterlappen
und Unterlappen ausstrahlen. Richtig ist, dass der Balken vorzüg-
lich nach hinten an Länge gewinnt, diess geschieht jedoch nicht so,
dass an seinem hinteren Ende neue Elemente sich ansetzen, sondern
dadurch, dass zwischen seinen Fasern immer neue entstehen, die
wahrscheinlich von den Hemisphären aus in ihn sich hinein bilden,
oder selbständig in ihm entstehen. Uebrigens verlängert sich der
Balken auch nach vorn, wie am besten daraus hervorgeht, dass vom
Knie im vierten Monate noch nichts zu sehen ist. Erst im fünften
Monate wird dasselbe deutlich, in welcher Zeit das dünnere hin-
tere Ende eben die Sehhügel bedeckt, und im sechsten Monate ist der

Fünfundzwanzigste Vorlesung.
sich in die Stria alba Lancisi und die Stria obtecta des Balkens und
in die Fascia dentata des Ammonshorns um, während der innere
Gewölbe.Bogen mit longitudinaler Faserung das Gewölbe und die Scheide-
wand bildet. Der Fornix geht somit aus der oberen Begrenzung der
Querspalte der Hemisphäre hervor, wie diess schon von Arnold und
Retzius (Oppenheim’s Zeitschr. 1846. Aug.) erkannt worden ist. Der
vordere senkrechte Theil des Gewölbes ist, wie aus dem früher Be-
merkten hervorgeht und wie die Fig. 112, 2, 3 u. 4 deutlich lehren,
ursprünglich mit dem entsprechenden Theile der andern Seite ver-
wachsen und entwickelt sich aus dem an den primitiven Balken an-
grenzenden obersten Theile dieser Stelle der Körper des Gewölbes.
Weiter abwärts dagegen spalten sich die Theile und bilden sich dann
zu den Columnae fornicis und den beiden Hälften des Septum pelluci-
dum
um, dessen Höhle mithin keine primitive Bildung ist. Hier ent-
steht dann auch nicht durch Verwachsung, sondern durch histologi-
Commissura
anterior.
sche Differenzirung die Commissura anterior, die kurze Zeit vor dem
Balken deutlich wird. Septum pellucidum und Körper des Fornix,
anfänglich ganz klein, gewinnen mit der Entwicklung des Balkens
immer mehr an Ausdehnung, während zugleich die anfänglich ganz
oben liegenden Crura posteriora mehr nach hinten gedrängt werden
und ihre spätere Stelle einnehmen.

Wachsthum
des Balkens.
Von dem Balken habe ich Ihnen nun noch zu bemerken, dass
die verbreitete Ansicht, dass von demselben anfänglich nur das
Knie da sei und dann nachträglich erst die hinteren Theile sich bil-
den (Tiedemann, Arnold) nach Schmidt nicht richtig ist. Nach die-
sem Autor enthält schon der eben entstandene Balken, wie ihn die.
Fig. 112, 4 zeigt, die Elemente aller seiner Theile, und stellt das ge-
sammte Corpus callosum dar, wie unzweifelhaft daraus hervorgeht,
dass derselbe jetzt schon Fasern enthält, die in den Hinterlappen
und Unterlappen ausstrahlen. Richtig ist, dass der Balken vorzüg-
lich nach hinten an Länge gewinnt, diess geschieht jedoch nicht so,
dass an seinem hinteren Ende neue Elemente sich ansetzen, sondern
dadurch, dass zwischen seinen Fasern immer neue entstehen, die
wahrscheinlich von den Hemisphären aus in ihn sich hinein bilden,
oder selbständig in ihm entstehen. Uebrigens verlängert sich der
Balken auch nach vorn, wie am besten daraus hervorgeht, dass vom
Knie im vierten Monate noch nichts zu sehen ist. Erst im fünften
Monate wird dasselbe deutlich, in welcher Zeit das dünnere hin-
tere Ende eben die Sehhügel bedeckt, und im sechsten Monate ist der

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[238/0254] Fünfundzwanzigste Vorlesung. sich in die Stria alba Lancisi und die Stria obtecta des Balkens und in die Fascia dentata des Ammonshorns um, während der innere Bogen mit longitudinaler Faserung das Gewölbe und die Scheide- wand bildet. Der Fornix geht somit aus der oberen Begrenzung der Querspalte der Hemisphäre hervor, wie diess schon von Arnold und Retzius (Oppenheim’s Zeitschr. 1846. Aug.) erkannt worden ist. Der vordere senkrechte Theil des Gewölbes ist, wie aus dem früher Be- merkten hervorgeht und wie die Fig. 112, 2, 3 u. 4 deutlich lehren, ursprünglich mit dem entsprechenden Theile der andern Seite ver- wachsen und entwickelt sich aus dem an den primitiven Balken an- grenzenden obersten Theile dieser Stelle der Körper des Gewölbes. Weiter abwärts dagegen spalten sich die Theile und bilden sich dann zu den Columnae fornicis und den beiden Hälften des Septum pelluci- dum um, dessen Höhle mithin keine primitive Bildung ist. Hier ent- steht dann auch nicht durch Verwachsung, sondern durch histologi- sche Differenzirung die Commissura anterior, die kurze Zeit vor dem Balken deutlich wird. Septum pellucidum und Körper des Fornix, anfänglich ganz klein, gewinnen mit der Entwicklung des Balkens immer mehr an Ausdehnung, während zugleich die anfänglich ganz oben liegenden Crura posteriora mehr nach hinten gedrängt werden und ihre spätere Stelle einnehmen. Gewölbe. Commissura anterior. Von dem Balken habe ich Ihnen nun noch zu bemerken, dass die verbreitete Ansicht, dass von demselben anfänglich nur das Knie da sei und dann nachträglich erst die hinteren Theile sich bil- den (Tiedemann, Arnold) nach Schmidt nicht richtig ist. Nach die- sem Autor enthält schon der eben entstandene Balken, wie ihn die. Fig. 112, 4 zeigt, die Elemente aller seiner Theile, und stellt das ge- sammte Corpus callosum dar, wie unzweifelhaft daraus hervorgeht, dass derselbe jetzt schon Fasern enthält, die in den Hinterlappen und Unterlappen ausstrahlen. Richtig ist, dass der Balken vorzüg- lich nach hinten an Länge gewinnt, diess geschieht jedoch nicht so, dass an seinem hinteren Ende neue Elemente sich ansetzen, sondern dadurch, dass zwischen seinen Fasern immer neue entstehen, die wahrscheinlich von den Hemisphären aus in ihn sich hinein bilden, oder selbständig in ihm entstehen. Uebrigens verlängert sich der Balken auch nach vorn, wie am besten daraus hervorgeht, dass vom Knie im vierten Monate noch nichts zu sehen ist. Erst im fünften Monate wird dasselbe deutlich, in welcher Zeit das dünnere hin- tere Ende eben die Sehhügel bedeckt, und im sechsten Monate ist der Wachsthum des Balkens.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/254>, abgerufen am 24.11.2024.