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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Knochensystems.
kommt, wie in den hinteren Theilen des Rumpfes. Anfänglich aus
weichem, indifferentem Gewebe bestehend, wandelt sich im weitern
Verlaufe der Unterkieferfortsatz in seiner ganzen Länge in ächten
Knorpel um, während der Anfangstheil und der Oberkieferfortsatz
weich bleiben. So zerfällt der erste Kiemenbogen in zwei Theile,
von denen der knorpelige Hammer und Ambos und den sogenannten
Meckel'schen Fortsatz, der weiche das Flügelbein (Lam. externa
proc. pterygoidei
) und das Gaumenbein liefert.

Der äusserst wichtigen von Reichert gemachten EntdeckungUnterkieferfort-
satz des ersten
Kiemenbogens.

von der Entwicklung der beiden genannten Gehörknöchelchen aus
dem Unterkieferfortsatze des ersten Kiemenbogens (De arcubus sic
dictis branchialibus etc. Diss. inaug
. Berol. 1837, Müller's Arch.
1837 und Vergl. Entw. des Kopfes u. s. w., Königsb. 1838) ging die
Beobachtung eines Knorpelstreifens durch J. F. Meckel voran (Anat.
IV. St. 47), welcher bei Embryonen vom Hammer aus in den Unter-
kiefer sich erstreckt. Die Fig. 99 zeigt Ihnen diesen sogenannten

[Abbildung] Fig. 99.
Meckel'schen Fort-Meckel'scher
Fortsatz.

satz oder Knorpel
von einem 41/2 Monate
alten menschlichen
Embryo. Derselbe
tritt als ein ziemlich
starker cylindrischer
Knorpelstrang oben
und vorn aus der Pau-
kenhöhle heraus, ge-
deckt vom verbrei-
terten Ende des vor-
dern Schenkels des
um diese Zeit noch
sehr zarten knöcher-
nen Annulus tympani-
cus
. Innen an der
[Abbildung]

Fig. 99. Kopf und Hals eines menschlichen Embryo aus dem 5. Monate
(von circa 18 Wochen) vergrössert. Der Unterkiefer ist etwas nach oben ge-
zogen, um den Meckel'schen Knorpel zu zeigen, der zum Hammer führt. Aus-
sen an demselben liegt der Nervus mylohyoideus, innen davon der Querschnitt des
Pterygoideus internus und der M mylohyoideus. Das Trommelfell ist ent-
fernt und der Annulus tympanicus sichtbar, der mit seinem breiten vordern Ende

Entwicklung des Knochensystems.
kommt, wie in den hinteren Theilen des Rumpfes. Anfänglich aus
weichem, indifferentem Gewebe bestehend, wandelt sich im weitern
Verlaufe der Unterkieferfortsatz in seiner ganzen Länge in ächten
Knorpel um, während der Anfangstheil und der Oberkieferfortsatz
weich bleiben. So zerfällt der erste Kiemenbogen in zwei Theile,
von denen der knorpelige Hammer und Ambos und den sogenannten
Meckel’schen Fortsatz, der weiche das Flügelbein (Lam. externa
proc. pterygoidei
) und das Gaumenbein liefert.

Der äusserst wichtigen von Reichert gemachten EntdeckungUnterkieferfort-
satz des ersten
Kiemenbogens.

von der Entwicklung der beiden genannten Gehörknöchelchen aus
dem Unterkieferfortsatze des ersten Kiemenbogens (De arcubus sic
dictis branchialibus etc. Diss. inaug
. Berol. 1837, Müller’s Arch.
1837 und Vergl. Entw. des Kopfes u. s. w., Königsb. 1838) ging die
Beobachtung eines Knorpelstreifens durch J. F. Meckel voran (Anat.
IV. St. 47), welcher bei Embryonen vom Hammer aus in den Unter-
kiefer sich erstreckt. Die Fig. 99 zeigt Ihnen diesen sogenannten

[Abbildung] Fig. 99.
Meckel’schen Fort-Meckel’scher
Fortsatz.

satz oder Knorpel
von einem 4½ Monate
alten menschlichen
Embryo. Derselbe
tritt als ein ziemlich
starker cylindrischer
Knorpelstrang oben
und vorn aus der Pau-
kenhöhle heraus, ge-
deckt vom verbrei-
terten Ende des vor-
dern Schenkels des
um diese Zeit noch
sehr zarten knöcher-
nen Annulus tympani-
cus
. Innen an der
[Abbildung]

Fig. 99. Kopf und Hals eines menschlichen Embryo aus dem 5. Monate
(von circa 18 Wochen) vergrössert. Der Unterkiefer ist etwas nach oben ge-
zogen, um den Meckel’schen Knorpel zu zeigen, der zum Hammer führt. Aus-
sen an demselben liegt der Nervus mylohyoideus, innen davon der Querschnitt des
Pterygoideus internus und der M mylohyoideus. Das Trommelfell ist ent-
fernt und der Annulus tympanicus sichtbar, der mit seinem breiten vordern Ende

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[215/0231] Entwicklung des Knochensystems. kommt, wie in den hinteren Theilen des Rumpfes. Anfänglich aus weichem, indifferentem Gewebe bestehend, wandelt sich im weitern Verlaufe der Unterkieferfortsatz in seiner ganzen Länge in ächten Knorpel um, während der Anfangstheil und der Oberkieferfortsatz weich bleiben. So zerfällt der erste Kiemenbogen in zwei Theile, von denen der knorpelige Hammer und Ambos und den sogenannten Meckel’schen Fortsatz, der weiche das Flügelbein (Lam. externa proc. pterygoidei) und das Gaumenbein liefert. Der äusserst wichtigen von Reichert gemachten Entdeckung von der Entwicklung der beiden genannten Gehörknöchelchen aus dem Unterkieferfortsatze des ersten Kiemenbogens (De arcubus sic dictis branchialibus etc. Diss. inaug. Berol. 1837, Müller’s Arch. 1837 und Vergl. Entw. des Kopfes u. s. w., Königsb. 1838) ging die Beobachtung eines Knorpelstreifens durch J. F. Meckel voran (Anat. IV. St. 47), welcher bei Embryonen vom Hammer aus in den Unter- kiefer sich erstreckt. Die Fig. 99 zeigt Ihnen diesen sogenannten [Abbildung Fig. 99.] Meckel’schen Fort- satz oder Knorpel von einem 4½ Monate alten menschlichen Embryo. Derselbe tritt als ein ziemlich starker cylindrischer Knorpelstrang oben und vorn aus der Pau- kenhöhle heraus, ge- deckt vom verbrei- terten Ende des vor- dern Schenkels des um diese Zeit noch sehr zarten knöcher- nen Annulus tympani- cus. Innen an der [Abbildung Fig. 99. Kopf und Hals eines menschlichen Embryo aus dem 5. Monate (von circa 18 Wochen) vergrössert. Der Unterkiefer ist etwas nach oben ge- zogen, um den Meckel’schen Knorpel zu zeigen, der zum Hammer führt. Aus- sen an demselben liegt der Nervus mylohyoideus, innen davon der Querschnitt des Pterygoideus internus und der M mylohyoideus. Das Trommelfell ist ent- fernt und der Annulus tympanicus sichtbar, der mit seinem breiten vordern Ende] Unterkieferfort- satz des ersten Kiemenbogens. Meckel’scher Fortsatz.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/231>, abgerufen am 05.05.2024.