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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Zweiundzwanzigste Vorlesung.
dieselbe überall gleichzeitig auftritt, oder, wie es wahrscheinlicher
ist, zu beiden Seiten der Chorda beginnt und von da aus weiter
schreitet. Schon im zweiten Monate findet man beim Menschen die
ganze Basis knorpelig und setzt sich der Knorpel auch noch eine
kleine Strecke weit auf die seitlichen Theile fort, während der Rest
häutig ist und auch später so bleibt. Das knorpelige Primordial-
cranium des Menschen besteht somit aus einem häutigen Dache, wel-
ches nichts anderes, als ein Theil des ursprünglichen häutigen Cra-
niums ist, zweitens aus vorzugsweise häutigen Seitentheilen, deren
Bedeutung dieselbe ist, und drittens aus einer knorpeligen Basis,
welche beiläufig dem späteren Hinterhauptsbeine und dem grösse-
ren Theile des vorderen und hinteren Keilbeines entspricht. Knor-
pelig sind auch die Pyramiden des Felsenbeines und die Partes ma-
stoideae
der Schläfenbeine, sowie das Siebbein, welches mit dem
Keilbeine zusammenhängt und alle spätern Theile (Lamina cribrosa
und perpendicularis und die conchae) angedeutet hat. Als Fortsetzung
desselben schliesst sich endlich noch als vorderster Theil des knor-
peligen Craniums eine knorpelige äussere Nasenscheidewand und
eine knorpelige äussere Nase an, die jedoch wenig entwickelt sind.
Eine detaillirte Beschreibung dieses knorpeligen Primordialcraniums
[Abbildung] Fig. 87.
ist nicht am Platze und lege ich Ihnen zur
weiteren Ergänzung noch eine Abbildung des
rein knorpeligen Theiles desselben aus dem
dritten Monate vor (Fig. 87), aus einer Zeit,
in welcher dasselbe, abgesehen von einigen in
demselben entstandenen Knochenkernen, voll-
kommen gut entwickelt ist.

Das knorpelige Primordialcranium ist nun
aber nicht bei allen Geschöpfen so wenig aus-
gebildet wie beim Menschen. Ich selbst habe
mit einem meiner früheren Zuhörer Herrn

[Abbildung]

Fig. 87. Primordialschädel eines 3 Monate alten menschlichen Embryo von
oben; a obere Hälfte der Squama ossis occipitis, b untere Hälfte derselben, c knor-
pelige Parietalplatte, d Pars condyloidea ossis occipitis, e Pars basilaris, f Pars petrosa
mit dem Meatus auditorius internus, g Sattellehne, davor zwei Kerne des hintern
Keilbeinkörpers, h Kerne in den Processus clinoidei anteriores, i grösstentheils
knöcherne Ala magna, k Ala parva, l Crista galli, m Labyrinth des Siebbeins,
n knorpelige Nase, o Knorpelstreif zwischen der Parietalplatte und dem Keil-
beine, p Frontalplatte oder knorpeliger Verbindungsstreif zwischen der Ala parva
und der Lamina cribrosa, q Foramen opticum.

Zweiundzwanzigste Vorlesung.
dieselbe überall gleichzeitig auftritt, oder, wie es wahrscheinlicher
ist, zu beiden Seiten der Chorda beginnt und von da aus weiter
schreitet. Schon im zweiten Monate findet man beim Menschen die
ganze Basis knorpelig und setzt sich der Knorpel auch noch eine
kleine Strecke weit auf die seitlichen Theile fort, während der Rest
häutig ist und auch später so bleibt. Das knorpelige Primordial-
cranium des Menschen besteht somit aus einem häutigen Dache, wel-
ches nichts anderes, als ein Theil des ursprünglichen häutigen Cra-
niums ist, zweitens aus vorzugsweise häutigen Seitentheilen, deren
Bedeutung dieselbe ist, und drittens aus einer knorpeligen Basis,
welche beiläufig dem späteren Hinterhauptsbeine und dem grösse-
ren Theile des vorderen und hinteren Keilbeines entspricht. Knor-
pelig sind auch die Pyramiden des Felsenbeines und die Partes ma-
stoideae
der Schläfenbeine, sowie das Siebbein, welches mit dem
Keilbeine zusammenhängt und alle spätern Theile (Lamina cribrosa
und perpendicularis und die conchae) angedeutet hat. Als Fortsetzung
desselben schliesst sich endlich noch als vorderster Theil des knor-
peligen Craniums eine knorpelige äussere Nasenscheidewand und
eine knorpelige äussere Nase an, die jedoch wenig entwickelt sind.
Eine detaillirte Beschreibung dieses knorpeligen Primordialcraniums
[Abbildung] Fig. 87.
ist nicht am Platze und lege ich Ihnen zur
weiteren Ergänzung noch eine Abbildung des
rein knorpeligen Theiles desselben aus dem
dritten Monate vor (Fig. 87), aus einer Zeit,
in welcher dasselbe, abgesehen von einigen in
demselben entstandenen Knochenkernen, voll-
kommen gut entwickelt ist.

Das knorpelige Primordialcranium ist nun
aber nicht bei allen Geschöpfen so wenig aus-
gebildet wie beim Menschen. Ich selbst habe
mit einem meiner früheren Zuhörer Herrn

[Abbildung]

Fig. 87. Primordialschädel eines 3 Monate alten menschlichen Embryo von
oben; a obere Hälfte der Squama ossis occipitis, b untere Hälfte derselben, c knor-
pelige Parietalplatte, d Pars condyloidea ossis occipitis, e Pars basilaris, f Pars petrosa
mit dem Meatus auditorius internus, g Sattellehne, davor zwei Kerne des hintern
Keilbeinkörpers, h Kerne in den Processus clinoidei anteriores, i grösstentheils
knöcherne Ala magna, k Ala parva, l Crista galli, m Labyrinth des Siebbeins,
n knorpelige Nase, o Knorpelstreif zwischen der Parietalplatte und dem Keil-
beine, p Frontalplatte oder knorpeliger Verbindungsstreif zwischen der Ala parva
und der Lamina cribrosa, q Foramen opticum.

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[196/0212] Zweiundzwanzigste Vorlesung. dieselbe überall gleichzeitig auftritt, oder, wie es wahrscheinlicher ist, zu beiden Seiten der Chorda beginnt und von da aus weiter schreitet. Schon im zweiten Monate findet man beim Menschen die ganze Basis knorpelig und setzt sich der Knorpel auch noch eine kleine Strecke weit auf die seitlichen Theile fort, während der Rest häutig ist und auch später so bleibt. Das knorpelige Primordial- cranium des Menschen besteht somit aus einem häutigen Dache, wel- ches nichts anderes, als ein Theil des ursprünglichen häutigen Cra- niums ist, zweitens aus vorzugsweise häutigen Seitentheilen, deren Bedeutung dieselbe ist, und drittens aus einer knorpeligen Basis, welche beiläufig dem späteren Hinterhauptsbeine und dem grösse- ren Theile des vorderen und hinteren Keilbeines entspricht. Knor- pelig sind auch die Pyramiden des Felsenbeines und die Partes ma- stoideae der Schläfenbeine, sowie das Siebbein, welches mit dem Keilbeine zusammenhängt und alle spätern Theile (Lamina cribrosa und perpendicularis und die conchae) angedeutet hat. Als Fortsetzung desselben schliesst sich endlich noch als vorderster Theil des knor- peligen Craniums eine knorpelige äussere Nasenscheidewand und eine knorpelige äussere Nase an, die jedoch wenig entwickelt sind. Eine detaillirte Beschreibung dieses knorpeligen Primordialcraniums [Abbildung Fig. 87.] ist nicht am Platze und lege ich Ihnen zur weiteren Ergänzung noch eine Abbildung des rein knorpeligen Theiles desselben aus dem dritten Monate vor (Fig. 87), aus einer Zeit, in welcher dasselbe, abgesehen von einigen in demselben entstandenen Knochenkernen, voll- kommen gut entwickelt ist. Das knorpelige Primordialcranium ist nun aber nicht bei allen Geschöpfen so wenig aus- gebildet wie beim Menschen. Ich selbst habe mit einem meiner früheren Zuhörer Herrn [Abbildung Fig. 87. Primordialschädel eines 3 Monate alten menschlichen Embryo von oben; a obere Hälfte der Squama ossis occipitis, b untere Hälfte derselben, c knor- pelige Parietalplatte, d Pars condyloidea ossis occipitis, e Pars basilaris, f Pars petrosa mit dem Meatus auditorius internus, g Sattellehne, davor zwei Kerne des hintern Keilbeinkörpers, h Kerne in den Processus clinoidei anteriores, i grösstentheils knöcherne Ala magna, k Ala parva, l Crista galli, m Labyrinth des Siebbeins, n knorpelige Nase, o Knorpelstreif zwischen der Parietalplatte und dem Keil- beine, p Frontalplatte oder knorpeliger Verbindungsstreif zwischen der Ala parva und der Lamina cribrosa, q Foramen opticum.]

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/212>, abgerufen am 24.11.2024.