Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Zwanzigste Vorlesung. sie ursprünglich anliegt. In den so zwischen Dottersack und serö-ser Hülle entstehenden Zwischenraum entwickelt sich die Allantois hinein, die in Form zweier hakenförmig gekrümmter Anhänge am hinteren Leibesende hervorsprosst, und erfüllt bald den ganzen Raum der serösen Hülle, indem zugleich ihre Epithelialschicht und die Gefässlage so von einander sich trennen, wie ich es Ihnen schon früher angegeben. Die Dotterhaut (Zona pellucida) des Eies der Wiederkäuer bekommt niemals eine Eiweissschicht und entbehrt auch der structurlosen Zöttchen, die Sie von den Carnivoren und Nagern kennen. Sobald das Gefässblatt der Allantois an die seröse Hülle und diese an die Dotterhaut sich angelegt hat, verschwin- det diese primitive Eihaut und entwickelt nun das Chorion, d. h. die Gefässhaut der Allantois plus der serösen Hülle, seine Zotten, die nach und nach die schon beschriebenen Cotyledonen bilden. Ausser diesen finden sich nach v. Baer und E. H. Weber am Pachydermen.Endlich schildere ich Ihnen noch das Ei eines Pachydermen Zwanzigste Vorlesung. sie ursprünglich anliegt. In den so zwischen Dottersack und serö-ser Hülle entstehenden Zwischenraum entwickelt sich die Allantois hinein, die in Form zweier hakenförmig gekrümmter Anhänge am hinteren Leibesende hervorsprosst, und erfüllt bald den ganzen Raum der serösen Hülle, indem zugleich ihre Epithelialschicht und die Gefässlage so von einander sich trennen, wie ich es Ihnen schon früher angegeben. Die Dotterhaut (Zona pellucida) des Eies der Wiederkäuer bekommt niemals eine Eiweissschicht und entbehrt auch der structurlosen Zöttchen, die Sie von den Carnivoren und Nagern kennen. Sobald das Gefässblatt der Allantois an die seröse Hülle und diese an die Dotterhaut sich angelegt hat, verschwin- det diese primitive Eihaut und entwickelt nun das Chorion, d. h. die Gefässhaut der Allantois plus der serösen Hülle, seine Zotten, die nach und nach die schon beschriebenen Cotyledonen bilden. Ausser diesen finden sich nach v. Baer und E. H. Weber am Pachydermen.Endlich schildere ich Ihnen noch das Ei eines Pachydermen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0184" n="168"/><fw place="top" type="header">Zwanzigste Vorlesung.</fw><lb/> sie ursprünglich anliegt. In den so zwischen Dottersack und serö-<lb/> ser Hülle entstehenden Zwischenraum entwickelt sich die Allantois<lb/> hinein, die in Form zweier hakenförmig gekrümmter Anhänge am<lb/> hinteren Leibesende hervorsprosst, und erfüllt bald den ganzen<lb/> Raum der serösen Hülle, indem zugleich ihre Epithelialschicht und<lb/> die Gefässlage so von einander sich trennen, wie ich es Ihnen schon<lb/> früher angegeben. Die Dotterhaut (<hi rendition="#i">Zona pellucida</hi>) des Eies der<lb/> Wiederkäuer bekommt niemals eine Eiweissschicht und entbehrt<lb/> auch der structurlosen Zöttchen, die Sie von den Carnivoren und<lb/> Nagern kennen. Sobald das Gefässblatt der Allantois an die seröse<lb/> Hülle und diese an die Dotterhaut sich angelegt hat, verschwin-<lb/> det diese primitive Eihaut und entwickelt nun das Chorion, d. h.<lb/> die Gefässhaut der Allantois plus der serösen Hülle, seine Zotten,<lb/> die nach und nach die schon beschriebenen Cotyledonen bilden.</p><lb/> <p>Ausser diesen finden sich nach v. <hi rendition="#k">Baer</hi> und E. H. <hi rendition="#k">Weber</hi> am<lb/> Chorion der Wiederkäuer noch zotten- oder faltenartige Erhebun-<lb/> gen zwischen den Cotyledonen, welche den Mündungen der Uterin-<lb/> drüsen gegenüber ziemlich entwickelt und auch sehr gefässreich<lb/> sind, ein Umstand, welcher der Vermuthung Raum gestattet, dass<lb/> das Secret der Uterindrüsen vom Eie resorbirt werde. Was ferner<lb/> die Betheiligung der Uterindrüsen an der Bildung der Placenta an-<lb/> langt, so nimmt E. H. <hi rendition="#k">Weber</hi> als ausgemacht an, dass auch bei den<lb/> Wiederkäuern die Zotten in dieselben hineinwachsen, wogegen<lb/><hi rendition="#k">Bischoff</hi> vom Rehe mittheilt, dass hier die Stellen des Uterus, die<lb/> zu den Mutterkuchen sich gestalten, gar keine Uterindrüsen enthal-<lb/> ten, so dass mithin diese Angelegenheit noch nicht als erledigt be-<lb/> trachtet werden kann.</p><lb/> <p><note place="left">Pachydermen.</note>Endlich schildere ich Ihnen noch das Ei eines <hi rendition="#g">Pachydermen</hi><lb/> und zwar des <hi rendition="#g">Schweines</hi>, welches durch v. <hi rendition="#k">Baer</hi>’s Untersuchun-<lb/> gen (Entw. II.) genau bekannt ist. Die Form dieses Eies und seine<lb/> innere Beschaffenheit stimmt in allen wesentlichen Verhältnissen mit<lb/> dem der Wiederkäuer überein, indem dasselbe ebenfalls eine beträcht-<lb/> liche Länge, einen zweizipfeligen Dottersack und eine doppelt ausge-<lb/> zogene Allantois besitzt, welche dann später das Chorion bildet.<lb/> Der Hauptunterschied beider Eier liegt darin, dass beim Eie des<lb/> Schweines keine Cotyledonen vorkommen, wogegen dasselbe an sei-<lb/> ner ganzen Oberfläche mit Ausnahme der letzten Enden kleine Zött-<lb/> chen trägt, welche in kleine Vertiefungen der Uterinschleimhaut<lb/> eingreifen, so jedoch, dass eine Trennung des Eies vom Uterus<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [168/0184]
Zwanzigste Vorlesung.
sie ursprünglich anliegt. In den so zwischen Dottersack und serö-
ser Hülle entstehenden Zwischenraum entwickelt sich die Allantois
hinein, die in Form zweier hakenförmig gekrümmter Anhänge am
hinteren Leibesende hervorsprosst, und erfüllt bald den ganzen
Raum der serösen Hülle, indem zugleich ihre Epithelialschicht und
die Gefässlage so von einander sich trennen, wie ich es Ihnen schon
früher angegeben. Die Dotterhaut (Zona pellucida) des Eies der
Wiederkäuer bekommt niemals eine Eiweissschicht und entbehrt
auch der structurlosen Zöttchen, die Sie von den Carnivoren und
Nagern kennen. Sobald das Gefässblatt der Allantois an die seröse
Hülle und diese an die Dotterhaut sich angelegt hat, verschwin-
det diese primitive Eihaut und entwickelt nun das Chorion, d. h.
die Gefässhaut der Allantois plus der serösen Hülle, seine Zotten,
die nach und nach die schon beschriebenen Cotyledonen bilden.
Ausser diesen finden sich nach v. Baer und E. H. Weber am
Chorion der Wiederkäuer noch zotten- oder faltenartige Erhebun-
gen zwischen den Cotyledonen, welche den Mündungen der Uterin-
drüsen gegenüber ziemlich entwickelt und auch sehr gefässreich
sind, ein Umstand, welcher der Vermuthung Raum gestattet, dass
das Secret der Uterindrüsen vom Eie resorbirt werde. Was ferner
die Betheiligung der Uterindrüsen an der Bildung der Placenta an-
langt, so nimmt E. H. Weber als ausgemacht an, dass auch bei den
Wiederkäuern die Zotten in dieselben hineinwachsen, wogegen
Bischoff vom Rehe mittheilt, dass hier die Stellen des Uterus, die
zu den Mutterkuchen sich gestalten, gar keine Uterindrüsen enthal-
ten, so dass mithin diese Angelegenheit noch nicht als erledigt be-
trachtet werden kann.
Endlich schildere ich Ihnen noch das Ei eines Pachydermen
und zwar des Schweines, welches durch v. Baer’s Untersuchun-
gen (Entw. II.) genau bekannt ist. Die Form dieses Eies und seine
innere Beschaffenheit stimmt in allen wesentlichen Verhältnissen mit
dem der Wiederkäuer überein, indem dasselbe ebenfalls eine beträcht-
liche Länge, einen zweizipfeligen Dottersack und eine doppelt ausge-
zogene Allantois besitzt, welche dann später das Chorion bildet.
Der Hauptunterschied beider Eier liegt darin, dass beim Eie des
Schweines keine Cotyledonen vorkommen, wogegen dasselbe an sei-
ner ganzen Oberfläche mit Ausnahme der letzten Enden kleine Zött-
chen trägt, welche in kleine Vertiefungen der Uterinschleimhaut
eingreifen, so jedoch, dass eine Trennung des Eies vom Uterus
Pachydermen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |