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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Eihüllen des Menschen.
Ernährung und zum Wachsthume eines Theiles nöthige Material ab-
geben können. Eben so wenig sind Lymphgefässe im Nabel-
strange nachzuweisen. Nerven hat man bis jetzt nur in der Nähe
des Embryo gefunden. Nach Schott (Die Controverse ü. d. Nerven
des Nabelstr. Frankf. 1836) lassen sich an der Nabelvene Aeste des
linken Lebergeflechtes bis zum Nabelringe und an den Arterien Aus-
läufer des Mastdarmgeflechtes, beim weiblichen Fötus des Uterin-
geflechtes 1--11/2" weit in den Nabelstrang verfolgen und Valentin
hat noch 3--4" vom Nabel weg mit dem Mikroskope Nervenfasern
im Nabelstrange gefunden. Letztere Angabe kann ich bestätigen,
dagegen habe ich mich beim Menschen und bei Thieren bisher ver-
geblich bemüht, in der Mitte und am Ende des Nabelstranges Ner-
ven zu finden, obschon ich auch auf das Vorkommen blasser em-
bryonaler Fasern achtete. Besässe in der That der Nabelstrang in
seinem grösseren Theile und ebenso die Placenta foetalis keine Ner-
ven, so wäre dies, in Anbetracht der grossen Contractilität der
Blutgefässe dieser Theile, physiologisch von nicht geringem Interesse.

Indem ich die Schilderung der Beschaffenheit des Uterus wäh-Eihüllen in der
2. Hälfte und am
Ende der
Schwangerschaft.

rend der Schwangerschaft den Handbüchern und Vorträgen über
Anatomie und Geburtshülfe überlasse, gehe ich gleich über zur
Betrachtung der weiteren Veränderungen der fötalen und müt-
terlichen Eihüllen und vor Allem ihres Verhaltens am Ende der
Schwangerschaft. Was zunächst die mütterlichen EihüllenMütterliche Ei-
hüllen.
Decidua.

anlangt, so sind am Ende der Schwangerschaft die Decidua vera
und reflexa mit einander verwachsen, und zugleich so verdünnt,
dass sie eine einzige ganz dünne Haut darstellen. Natürlich ist
hiermit auch jeder Zwischenraum zwischen Ei und Uteruswand
geschwunden und füllt das Ei den Uterus ganz aus. Untersucht
man von aussen nach innen die Schichten eines hochschwangern
Uterus, so stösst man nach Durchschneidung der sehr verdünnten
Muskelhaut auf ein dünnes, gelbweisses, faserig-blättrig erschei-
nendes Häutchen und dieses, welches eben die Deciduae darstellt,
führt durchschnitten gleich zum Chorion. Mit dem Grösserwer-
den des Eies nämlich vereinigen sich die Deciduae, nachdem sie
schon vom sechsten Monate an oder schon etwas früher verklebt
waren; mit der Grössenzunahme des Uterus ferner nehmen diesel-
ben nicht auch entsprechend an Masse zu und werden immer dün-
ner, nichtsdestoweniger kann man nicht selten selbst am Ende der
Schwangerschaft da und dort, jedoch niemals auf grössere Strecken

Eihüllen des Menschen.
Ernährung und zum Wachsthume eines Theiles nöthige Material ab-
geben können. Eben so wenig sind Lymphgefässe im Nabel-
strange nachzuweisen. Nerven hat man bis jetzt nur in der Nähe
des Embryo gefunden. Nach Schott (Die Controverse ü. d. Nerven
des Nabelstr. Frankf. 1836) lassen sich an der Nabelvene Aeste des
linken Lebergeflechtes bis zum Nabelringe und an den Arterien Aus-
läufer des Mastdarmgeflechtes, beim weiblichen Fötus des Uterin-
geflechtes 1—1½″ weit in den Nabelstrang verfolgen und Valentin
hat noch 3—4″ vom Nabel weg mit dem Mikroskope Nervenfasern
im Nabelstrange gefunden. Letztere Angabe kann ich bestätigen,
dagegen habe ich mich beim Menschen und bei Thieren bisher ver-
geblich bemüht, in der Mitte und am Ende des Nabelstranges Ner-
ven zu finden, obschon ich auch auf das Vorkommen blasser em-
bryonaler Fasern achtete. Besässe in der That der Nabelstrang in
seinem grösseren Theile und ebenso die Placenta foetalis keine Ner-
ven, so wäre dies, in Anbetracht der grossen Contractilität der
Blutgefässe dieser Theile, physiologisch von nicht geringem Interesse.

Indem ich die Schilderung der Beschaffenheit des Uterus wäh-Eihüllen in der
2. Hälfte und am
Ende der
Schwangerschaft.

rend der Schwangerschaft den Handbüchern und Vorträgen über
Anatomie und Geburtshülfe überlasse, gehe ich gleich über zur
Betrachtung der weiteren Veränderungen der fötalen und müt-
terlichen Eihüllen und vor Allem ihres Verhaltens am Ende der
Schwangerschaft. Was zunächst die mütterlichen EihüllenMütterliche Ei-
hüllen.
Decidua.

anlangt, so sind am Ende der Schwangerschaft die Decidua vera
und reflexa mit einander verwachsen, und zugleich so verdünnt,
dass sie eine einzige ganz dünne Haut darstellen. Natürlich ist
hiermit auch jeder Zwischenraum zwischen Ei und Uteruswand
geschwunden und füllt das Ei den Uterus ganz aus. Untersucht
man von aussen nach innen die Schichten eines hochschwangern
Uterus, so stösst man nach Durchschneidung der sehr verdünnten
Muskelhaut auf ein dünnes, gelbweisses, faserig-blättrig erschei-
nendes Häutchen und dieses, welches eben die Deciduae darstellt,
führt durchschnitten gleich zum Chorion. Mit dem Grösserwer-
den des Eies nämlich vereinigen sich die Deciduae, nachdem sie
schon vom sechsten Monate an oder schon etwas früher verklebt
waren; mit der Grössenzunahme des Uterus ferner nehmen diesel-
ben nicht auch entsprechend an Masse zu und werden immer dün-
ner, nichtsdestoweniger kann man nicht selten selbst am Ende der
Schwangerschaft da und dort, jedoch niemals auf grössere Strecken

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[153/0169] Eihüllen des Menschen. Ernährung und zum Wachsthume eines Theiles nöthige Material ab- geben können. Eben so wenig sind Lymphgefässe im Nabel- strange nachzuweisen. Nerven hat man bis jetzt nur in der Nähe des Embryo gefunden. Nach Schott (Die Controverse ü. d. Nerven des Nabelstr. Frankf. 1836) lassen sich an der Nabelvene Aeste des linken Lebergeflechtes bis zum Nabelringe und an den Arterien Aus- läufer des Mastdarmgeflechtes, beim weiblichen Fötus des Uterin- geflechtes 1—1½″ weit in den Nabelstrang verfolgen und Valentin hat noch 3—4″ vom Nabel weg mit dem Mikroskope Nervenfasern im Nabelstrange gefunden. Letztere Angabe kann ich bestätigen, dagegen habe ich mich beim Menschen und bei Thieren bisher ver- geblich bemüht, in der Mitte und am Ende des Nabelstranges Ner- ven zu finden, obschon ich auch auf das Vorkommen blasser em- bryonaler Fasern achtete. Besässe in der That der Nabelstrang in seinem grösseren Theile und ebenso die Placenta foetalis keine Ner- ven, so wäre dies, in Anbetracht der grossen Contractilität der Blutgefässe dieser Theile, physiologisch von nicht geringem Interesse. Indem ich die Schilderung der Beschaffenheit des Uterus wäh- rend der Schwangerschaft den Handbüchern und Vorträgen über Anatomie und Geburtshülfe überlasse, gehe ich gleich über zur Betrachtung der weiteren Veränderungen der fötalen und müt- terlichen Eihüllen und vor Allem ihres Verhaltens am Ende der Schwangerschaft. Was zunächst die mütterlichen Eihüllen anlangt, so sind am Ende der Schwangerschaft die Decidua vera und reflexa mit einander verwachsen, und zugleich so verdünnt, dass sie eine einzige ganz dünne Haut darstellen. Natürlich ist hiermit auch jeder Zwischenraum zwischen Ei und Uteruswand geschwunden und füllt das Ei den Uterus ganz aus. Untersucht man von aussen nach innen die Schichten eines hochschwangern Uterus, so stösst man nach Durchschneidung der sehr verdünnten Muskelhaut auf ein dünnes, gelbweisses, faserig-blättrig erschei- nendes Häutchen und dieses, welches eben die Deciduae darstellt, führt durchschnitten gleich zum Chorion. Mit dem Grösserwer- den des Eies nämlich vereinigen sich die Deciduae, nachdem sie schon vom sechsten Monate an oder schon etwas früher verklebt waren; mit der Grössenzunahme des Uterus ferner nehmen diesel- ben nicht auch entsprechend an Masse zu und werden immer dün- ner, nichtsdestoweniger kann man nicht selten selbst am Ende der Schwangerschaft da und dort, jedoch niemals auf grössere Strecken Eihüllen in der 2. Hälfte und am Ende der Schwangerschaft. Mütterliche Ei- hüllen. Decidua.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/169>, abgerufen am 25.11.2024.