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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Vierzehnte Vorlesung.
aus den Seitenplatten selbst. Es setzt sich nämlich, sobald die Darm-
und Amniosbildung sich einleitet, die Spaltung in den Seitenplatten
auch auf den Fruchthof fort und trennt das mittlere Keimblatt auch
hier in einen untern Theil, der als Fortsetzung der Darmfaserschicht
des Darmes auf dem Darmdrüsenblatte des Fruchthofes liegen bleibt,
und in einen obern, der als Verlängerung der Hauptlatten am Horn-
blatte sitzen bleibt und zur Amniosbildung verwendet wird. Etwas
anders scheint die Sache beim Säugethierembryo sich zu verhalten,
indem hier, wie Sie später hören werden, das Amnios nach den
bisherigen Ermittlungen keine Bekleidung von den Seitenplatten
erhält. In diesem Falle wäre die Lamelle, die vom mittleren Keim-
blatte aus in den Bereich des Fruchthofes übergeht und die später
als äussere Haut des Dottersackes erscheint, einzig und allein Fort-
setzung der Darmfaserplatten.

Im weitern Verlaufe (Fig. 47, 3, 4) wird nun die Darmfaser-
schicht von Darm und Dottersack immer vollständiger und schnürt
sich zugleich der Darm immer mehr vom Dottersacke ab, welcher
so schliesslich einen längern und engen Stiel bekommt, welcher der
Dottergang.Dottergang, Ductus omphalo-mesentericus, s. vitello-
intestinalis
, heisst. Ersteres anlangend, so bildet sich am Vor-
derdarme (s. Fig. 22) und Hinterdarme allmälig auch hinten eine
Wand, indem die innersten Theile der Darmfaserplatten oder die
Mittelplatten einander entgegenwachsen und zuletzt verschmelzen.
Ebenso entsteht am Kopfdarme eine Faserwand durch Ablösung der
benachbarten Theile der dem mittleren Keimblatte angehörenden
Kopfplatten (vergl. Fig. 21, wo diese Wand noch fehlt), dagegen
sind im Bereiche des Mitteldarmes die Vorgänge etwas verwickelter.
Hier gestaltet sich die Mitte des weiten die ganze Breite des Embryo
einnehmenden Halbkanals zunächst zu einer besonderen Rinne, der
Darmrinne.Darmrinne (Fig. 26. d r), welche anfänglich nur vom Drüsenblatte
ausgekleidet ist. Bald jedoch treten auch hier die Mittelplatten vor
und vereinigen sich von beiden Seiten hinter der Darmrinne, was
von Wolff die Darmnaht genannt wurde (Fig. 29). Ist diess ge-
schehen, so zieht sich die hintere Wand der Darmrinne auch noch
in der Mittellinie zu einer senkrechten Scheidewand aus und bildet
Gekröse.die Anlage des Gekröses (Fig. 48). -- Während dieser Vorgänge ver-
engert sich die Darmrinne immer mehr und schliesst sich endlich
von vorn und von hinten her zu einem Kanal, der zuletzt nur noch
durch eine enge Verbindungsöffnung mit dem Dottersack zusammen-

Vierzehnte Vorlesung.
aus den Seitenplatten selbst. Es setzt sich nämlich, sobald die Darm-
und Amniosbildung sich einleitet, die Spaltung in den Seitenplatten
auch auf den Fruchthof fort und trennt das mittlere Keimblatt auch
hier in einen untern Theil, der als Fortsetzung der Darmfaserschicht
des Darmes auf dem Darmdrüsenblatte des Fruchthofes liegen bleibt,
und in einen obern, der als Verlängerung der Hauptlatten am Horn-
blatte sitzen bleibt und zur Amniosbildung verwendet wird. Etwas
anders scheint die Sache beim Säugethierembryo sich zu verhalten,
indem hier, wie Sie später hören werden, das Amnios nach den
bisherigen Ermittlungen keine Bekleidung von den Seitenplatten
erhält. In diesem Falle wäre die Lamelle, die vom mittleren Keim-
blatte aus in den Bereich des Fruchthofes übergeht und die später
als äussere Haut des Dottersackes erscheint, einzig und allein Fort-
setzung der Darmfaserplatten.

Im weitern Verlaufe (Fig. 47, 3, 4) wird nun die Darmfaser-
schicht von Darm und Dottersack immer vollständiger und schnürt
sich zugleich der Darm immer mehr vom Dottersacke ab, welcher
so schliesslich einen längern und engen Stiel bekommt, welcher der
Dottergang.Dottergang, Ductus omphalo-mesentericus, s. vitello-
intestinalis
, heisst. Ersteres anlangend, so bildet sich am Vor-
derdarme (s. Fig. 22) und Hinterdarme allmälig auch hinten eine
Wand, indem die innersten Theile der Darmfaserplatten oder die
Mittelplatten einander entgegenwachsen und zuletzt verschmelzen.
Ebenso entsteht am Kopfdarme eine Faserwand durch Ablösung der
benachbarten Theile der dem mittleren Keimblatte angehörenden
Kopfplatten (vergl. Fig. 21, wo diese Wand noch fehlt), dagegen
sind im Bereiche des Mitteldarmes die Vorgänge etwas verwickelter.
Hier gestaltet sich die Mitte des weiten die ganze Breite des Embryo
einnehmenden Halbkanals zunächst zu einer besonderen Rinne, der
Darmrinne.Darmrinne (Fig. 26. d r), welche anfänglich nur vom Drüsenblatte
ausgekleidet ist. Bald jedoch treten auch hier die Mittelplatten vor
und vereinigen sich von beiden Seiten hinter der Darmrinne, was
von Wolff die Darmnaht genannt wurde (Fig. 29). Ist diess ge-
schehen, so zieht sich die hintere Wand der Darmrinne auch noch
in der Mittellinie zu einer senkrechten Scheidewand aus und bildet
Gekröse.die Anlage des Gekröses (Fig. 48). — Während dieser Vorgänge ver-
engert sich die Darmrinne immer mehr und schliesst sich endlich
von vorn und von hinten her zu einem Kanal, der zuletzt nur noch
durch eine enge Verbindungsöffnung mit dem Dottersack zusammen-

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[96/0112] Vierzehnte Vorlesung. aus den Seitenplatten selbst. Es setzt sich nämlich, sobald die Darm- und Amniosbildung sich einleitet, die Spaltung in den Seitenplatten auch auf den Fruchthof fort und trennt das mittlere Keimblatt auch hier in einen untern Theil, der als Fortsetzung der Darmfaserschicht des Darmes auf dem Darmdrüsenblatte des Fruchthofes liegen bleibt, und in einen obern, der als Verlängerung der Hauptlatten am Horn- blatte sitzen bleibt und zur Amniosbildung verwendet wird. Etwas anders scheint die Sache beim Säugethierembryo sich zu verhalten, indem hier, wie Sie später hören werden, das Amnios nach den bisherigen Ermittlungen keine Bekleidung von den Seitenplatten erhält. In diesem Falle wäre die Lamelle, die vom mittleren Keim- blatte aus in den Bereich des Fruchthofes übergeht und die später als äussere Haut des Dottersackes erscheint, einzig und allein Fort- setzung der Darmfaserplatten. Im weitern Verlaufe (Fig. 47, 3, 4) wird nun die Darmfaser- schicht von Darm und Dottersack immer vollständiger und schnürt sich zugleich der Darm immer mehr vom Dottersacke ab, welcher so schliesslich einen längern und engen Stiel bekommt, welcher der Dottergang, Ductus omphalo-mesentericus, s. vitello- intestinalis, heisst. Ersteres anlangend, so bildet sich am Vor- derdarme (s. Fig. 22) und Hinterdarme allmälig auch hinten eine Wand, indem die innersten Theile der Darmfaserplatten oder die Mittelplatten einander entgegenwachsen und zuletzt verschmelzen. Ebenso entsteht am Kopfdarme eine Faserwand durch Ablösung der benachbarten Theile der dem mittleren Keimblatte angehörenden Kopfplatten (vergl. Fig. 21, wo diese Wand noch fehlt), dagegen sind im Bereiche des Mitteldarmes die Vorgänge etwas verwickelter. Hier gestaltet sich die Mitte des weiten die ganze Breite des Embryo einnehmenden Halbkanals zunächst zu einer besonderen Rinne, der Darmrinne (Fig. 26. d r), welche anfänglich nur vom Drüsenblatte ausgekleidet ist. Bald jedoch treten auch hier die Mittelplatten vor und vereinigen sich von beiden Seiten hinter der Darmrinne, was von Wolff die Darmnaht genannt wurde (Fig. 29). Ist diess ge- schehen, so zieht sich die hintere Wand der Darmrinne auch noch in der Mittellinie zu einer senkrechten Scheidewand aus und bildet die Anlage des Gekröses (Fig. 48). — Während dieser Vorgänge ver- engert sich die Darmrinne immer mehr und schliesst sich endlich von vorn und von hinten her zu einem Kanal, der zuletzt nur noch durch eine enge Verbindungsöffnung mit dem Dottersack zusammen- Dottergang. Darmrinne. Gekröse.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/112>, abgerufen am 25.11.2024.