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Koch, Robert: Untersuchung über die Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten. Leipzig, 1878.

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Beschreibung der Untersuchungsmethode.
hellt sich zugleich immer mehr auf. Je mehr nun Linien und
Schatten und je mehr im Bilde alle Unterschiede zwischen hell
und dunkel verschwinden, um so reiner und kräftiger treten alle
farbigen Objecte hervor und immer deutlicher erkennt man ihre
Umrisse, kleine Unterschiede im Farbenton und in der Stärke der
Färbung. Schliesslich, wenn auch das letzte Diaphragma entfernt
wird, ist alle Structurzeichnung verschwunden, das Gesichtsfeld
gleichmässig stark erhellt und nur noch farbige Objecte zu sehen und
je helleres Licht man zur Beleuchtung wählt, am besten das Licht
von der Sonne grell beleuchteter weisser Wolken, um so leuchten¬
der, intensiver und schärfer contourirt erscheinen dieselben. Dann
ist es leicht, unter den gefärbten Körpern die Bakterien, von denen
vorher nichts zu erblicken war, oder die als dunkle unbestimmte
Körnchen, Strichelchen u. s. w. erschienen, herauszufinden, nament¬
lich da fast weiter nichts im Präparat gefärbt ist als Kerne und
Bakterien. Umrisse und Grössenverhältnisse der Bakterien lassen
sich dann erkennen und durch die gleichmässige Form sind die
Bakterien von anderen etwa mit gefärbten körnigen Massen, z. B.
zerfallenden Zellkernen sofort mit Sicherheit zu unterscheiden.

Um die Wirkung des Abbe'schen Beleuchtungsapparates zu
veranschaulichen, kann noch eine einfache Vorrichtung dienen.
Dieselbe besteht aus einem kleinen mit Canadabalsam gefüllten
Glasgefäss, in welches kleine gefärbte und ungefärbte Glasperlen
gethan werden. Es sind also ähnliche Bedingungen gegeben, wie
bei einem in Canadabalsam eingelegten gefärbten Präparat. Die
gefärbten Perlen entsprechen den gefärbten Kernen oder Bakterien,
die farblosen Perlen den ungefärbt gebliebenen Gewebstheilen.
Sieht man nun durch das Glas auf ein dicht darunter gelegtes
breites, hell vom Tageslicht beschienenes Blatt Papier, dann ist
von den farblosen Perlen nichts zu sehen, die gefärbten hingegen
sind deutlich und scharf zu erkennen; wird aber das Papier von
dem Glase entfernt, also der die Perlen beleuchtende Strahlenkegel
bei gleicher Basis länger und sein Oeffnungswinkel immer kleiner,
dann tritt dieselbe Erscheinung ein, wie wenn beim Abbe'schen
Beleuchtungsapparat successive engere Blendenöffnungen genom¬
men werden; die ungefärbten Perlen fangen nämlich allmählich
an sichtbar zu werden, nehmen immer deutlichere und dunklere
Umrisse an, auch die gefärbten Perlen erscheinen dunkler, zuletzt
sind beide Perlensorten wenig mehr zu unterscheiden und es kön¬
nen farbige durch ungefärbte vollständig verdeckt werden.

Beschreibung der Untersuchungsmethode.
hellt sich zugleich immer mehr auf. Je mehr nun Linien und
Schatten und je mehr im Bilde alle Unterschiede zwischen hell
und dunkel verschwinden, um so reiner und kräftiger treten alle
farbigen Objecte hervor und immer deutlicher erkennt man ihre
Umrisse, kleine Unterschiede im Farbenton und in der Stärke der
Färbung. Schliesslich, wenn auch das letzte Diaphragma entfernt
wird, ist alle Structurzeichnung verschwunden, das Gesichtsfeld
gleichmässig stark erhellt und nur noch farbige Objecte zu sehen und
je helleres Licht man zur Beleuchtung wählt, am besten das Licht
von der Sonne grell beleuchteter weisser Wolken, um so leuchten¬
der, intensiver und schärfer contourirt erscheinen dieselben. Dann
ist es leicht, unter den gefärbten Körpern die Bakterien, von denen
vorher nichts zu erblicken war, oder die als dunkle unbestimmte
Körnchen, Strichelchen u. s. w. erschienen, herauszufinden, nament¬
lich da fast weiter nichts im Präparat gefärbt ist als Kerne und
Bakterien. Umrisse und Grössenverhältnisse der Bakterien lassen
sich dann erkennen und durch die gleichmässige Form sind die
Bakterien von anderen etwa mit gefärbten körnigen Massen, z. B.
zerfallenden Zellkernen sofort mit Sicherheit zu unterscheiden.

Um die Wirkung des Abbe'schen Beleuchtungsapparates zu
veranschaulichen, kann noch eine einfache Vorrichtung dienen.
Dieselbe besteht aus einem kleinen mit Canadabalsam gefüllten
Glasgefäss, in welches kleine gefärbte und ungefärbte Glasperlen
gethan werden. Es sind also ähnliche Bedingungen gegeben, wie
bei einem in Canadabalsam eingelegten gefärbten Präparat. Die
gefärbten Perlen entsprechen den gefärbten Kernen oder Bakterien,
die farblosen Perlen den ungefärbt gebliebenen Gewebstheilen.
Sieht man nun durch das Glas auf ein dicht darunter gelegtes
breites, hell vom Tageslicht beschienenes Blatt Papier, dann ist
von den farblosen Perlen nichts zu sehen, die gefärbten hingegen
sind deutlich und scharf zu erkennen; wird aber das Papier von
dem Glase entfernt, also der die Perlen beleuchtende Strahlenkegel
bei gleicher Basis länger und sein Oeffnungswinkel immer kleiner,
dann tritt dieselbe Erscheinung ein, wie wenn beim Abbe'schen
Beleuchtungsapparat successive engere Blendenöffnungen genom¬
men werden; die ungefärbten Perlen fangen nämlich allmählich
an sichtbar zu werden, nehmen immer deutlichere und dunklere
Umrisse an, auch die gefärbten Perlen erscheinen dunkler, zuletzt
sind beide Perlensorten wenig mehr zu unterscheiden und es kön¬
nen farbige durch ungefärbte vollständig verdeckt werden.

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[36/0046] Beschreibung der Untersuchungsmethode. hellt sich zugleich immer mehr auf. Je mehr nun Linien und Schatten und je mehr im Bilde alle Unterschiede zwischen hell und dunkel verschwinden, um so reiner und kräftiger treten alle farbigen Objecte hervor und immer deutlicher erkennt man ihre Umrisse, kleine Unterschiede im Farbenton und in der Stärke der Färbung. Schliesslich, wenn auch das letzte Diaphragma entfernt wird, ist alle Structurzeichnung verschwunden, das Gesichtsfeld gleichmässig stark erhellt und nur noch farbige Objecte zu sehen und je helleres Licht man zur Beleuchtung wählt, am besten das Licht von der Sonne grell beleuchteter weisser Wolken, um so leuchten¬ der, intensiver und schärfer contourirt erscheinen dieselben. Dann ist es leicht, unter den gefärbten Körpern die Bakterien, von denen vorher nichts zu erblicken war, oder die als dunkle unbestimmte Körnchen, Strichelchen u. s. w. erschienen, herauszufinden, nament¬ lich da fast weiter nichts im Präparat gefärbt ist als Kerne und Bakterien. Umrisse und Grössenverhältnisse der Bakterien lassen sich dann erkennen und durch die gleichmässige Form sind die Bakterien von anderen etwa mit gefärbten körnigen Massen, z. B. zerfallenden Zellkernen sofort mit Sicherheit zu unterscheiden. Um die Wirkung des Abbe'schen Beleuchtungsapparates zu veranschaulichen, kann noch eine einfache Vorrichtung dienen. Dieselbe besteht aus einem kleinen mit Canadabalsam gefüllten Glasgefäss, in welches kleine gefärbte und ungefärbte Glasperlen gethan werden. Es sind also ähnliche Bedingungen gegeben, wie bei einem in Canadabalsam eingelegten gefärbten Präparat. Die gefärbten Perlen entsprechen den gefärbten Kernen oder Bakterien, die farblosen Perlen den ungefärbt gebliebenen Gewebstheilen. Sieht man nun durch das Glas auf ein dicht darunter gelegtes breites, hell vom Tageslicht beschienenes Blatt Papier, dann ist von den farblosen Perlen nichts zu sehen, die gefärbten hingegen sind deutlich und scharf zu erkennen; wird aber das Papier von dem Glase entfernt, also der die Perlen beleuchtende Strahlenkegel bei gleicher Basis länger und sein Oeffnungswinkel immer kleiner, dann tritt dieselbe Erscheinung ein, wie wenn beim Abbe'schen Beleuchtungsapparat successive engere Blendenöffnungen genom¬ men werden; die ungefärbten Perlen fangen nämlich allmählich an sichtbar zu werden, nehmen immer deutlichere und dunklere Umrisse an, auch die gefärbten Perlen erscheinen dunkler, zuletzt sind beide Perlensorten wenig mehr zu unterscheiden und es kön¬ nen farbige durch ungefärbte vollständig verdeckt werden.

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Zitationshilfe: Koch, Robert: Untersuchung über die Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten. Leipzig, 1878, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koch_wundinfektionskrankheiten_1878/46>, abgerufen am 22.11.2024.