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Koch, Konrad: Das Fußballspiel im Jahre 1900. In: E. von Schenckendorff/ F. A. Schmidt (Hg.): Jahrbuch für Volks- und Jugendspiele. 10. Jahrgang. Leipzig, 1901. S. 283-286.

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Fußball-Bundes. Unter der Leitung von Professor Hueppe
haben sich die Vertreter der wichtigsten Spielvereine Deutschlands zu
einem Bunde zusammengeschlossen, dem auch diejenigen Vereine, die
das gemischte Spiel pflegen, bedingungsweise beigetreten sind. Eine
der ersten Aufgaben, die sich der Bund gestellt hat, verdient jedenfalls
allgemeine Anerkennung und Förderung. Man will auf den deutschen
Spielplätzen gut deutsche Kunstausdrücke einführen und jenes
häßliche Kauderwelsch, das leider dort vielfach herrscht, gänzlich aus-
rotten. Es ist freilich unleidlich, wenn jetzt schon die kleinsten Fuß-
ballspieler, oft kaum zehnjährige Knaben, mit Ausdrücken um sich
werfen und darin eben eine Feinheit des Spiels suchen, die weder
deutsch noch englisch sind. Jeder deutschfühlende Zuschauer kommt in
Versuchung, einem solchen Bürschchen, wenn es von "Goal" und von
"Kicken" spricht, handgreiflich darzuthun, wie wenig sich das für einen
deutschen Jungen paßt. Übrigens möchte es sich auch empfehlen, die
Namen der betreffenden Vereine
selbst einmal daraufhin zu
prüfen, ob sie gut deutsch sind. Warum wählen unsere deutschen
Vereine mit Vorliebe Benennungen wie "Voctoria", "Fortuna", "Con-
cordia"? Auch "Franconia", "Britannia", "Tasmania" klingen in
unseren Ohren nicht eben schön; noch weniger Worte wie "Elite",
"Rapide", "Training". Den stärksten Mißklang hat aber ein süd-
deutscher Verein zu erzielen verstanden, der sich "Die Kickers"
nennen zu lassen für eine Ehre zu halten scheint. An guten Vor-
bildern fehlt es uns wahrlich nicht. Wir finden schon Namen wie
"Preußen", "Frankfurt", "Hohenzollern", "Eintracht"
usw. Mich möchte dünken, daß auch "Wotan", "Siegfried", "Hagen",
"Hermann" nicht übele Taufpaten für Fußballvereine abgeben könnten,
oder auch unsere deutschen Turnväter, wie GutsMuths, Jahn und
Maßmann.

Eine gleichmäßige Ausbildung des Körpers ist auch für
einen guten Fußballspieler im höchsten Grade nötig. Unsere deutschen
Spieler haben das bei ihren verschiedenen Zusammentreffen mit den
fremdländischen Riegen deutlich erkannt. Nicht minder wichtig ist da-
neben eine mäßige Lebensweise.Die Berliner Hochschüler, die
sich in den Wettkämpfen am meisten auszeichnen, haben durch ihr
Beispiel glänzend erwiesen, was es hilft, wenn man sorgfältig
auf seine Lebensweise achtet. Falls alle unsere deutschen Stürmer so
auf sich achten wollten, würde in dem Wettspiel bald die Klage ver-
stummen, daß die Hauptschwäche der Deutschen in ihrer Stürmerreihe
gelegen hätte. Übrigens werden besonders die Karlsruher Spieler

Fußball-Bundes. Unter der Leitung von Professor Hueppe
haben sich die Vertreter der wichtigsten Spielvereine Deutschlands zu
einem Bunde zusammengeschlossen, dem auch diejenigen Vereine, die
das gemischte Spiel pflegen, bedingungsweise beigetreten sind. Eine
der ersten Aufgaben, die sich der Bund gestellt hat, verdient jedenfalls
allgemeine Anerkennung und Förderung. Man will auf den deutschen
Spielplätzen gut deutsche Kunstausdrücke einführen und jenes
häßliche Kauderwelsch, das leider dort vielfach herrscht, gänzlich aus-
rotten. Es ist freilich unleidlich, wenn jetzt schon die kleinsten Fuß-
ballspieler, oft kaum zehnjährige Knaben, mit Ausdrücken um sich
werfen und darin eben eine Feinheit des Spiels suchen, die weder
deutsch noch englisch sind. Jeder deutschfühlende Zuschauer kommt in
Versuchung, einem solchen Bürschchen, wenn es von „Goal“ und von
„Kicken“ spricht, handgreiflich darzuthun, wie wenig sich das für einen
deutschen Jungen paßt. Übrigens möchte es sich auch empfehlen, die
Namen der betreffenden Vereine
selbst einmal daraufhin zu
prüfen, ob sie gut deutsch sind. Warum wählen unsere deutschen
Vereine mit Vorliebe Benennungen wie „Voctoria“, „Fortuna“, „Con-
cordia“? Auch „Franconia“, „Britannia“, „Tasmania“ klingen in
unseren Ohren nicht eben schön; noch weniger Worte wie „Elite“,
„Rapide“, „Training“. Den stärksten Mißklang hat aber ein süd-
deutscher Verein zu erzielen verstanden, der sich „Die Kickers“
nennen zu lassen für eine Ehre zu halten scheint. An guten Vor-
bildern fehlt es uns wahrlich nicht. Wir finden schon Namen wie
„Preußen“, „Frankfurt“, „Hohenzollern“, „Eintracht“
usw. Mich möchte dünken, daß auch „Wotan“, „Siegfried“, „Hagen“,
„Hermann“ nicht übele Taufpaten für Fußballvereine abgeben könnten,
oder auch unsere deutschen Turnväter, wie GutsMuths, Jahn und
Maßmann.

Eine gleichmäßige Ausbildung des Körpers ist auch für
einen guten Fußballspieler im höchsten Grade nötig. Unsere deutschen
Spieler haben das bei ihren verschiedenen Zusammentreffen mit den
fremdländischen Riegen deutlich erkannt. Nicht minder wichtig ist da-
neben eine mäßige Lebensweise.Die Berliner Hochschüler, die
sich in den Wettkämpfen am meisten auszeichnen, haben durch ihr
Beispiel glänzend erwiesen, was es hilft, wenn man sorgfältig
auf seine Lebensweise achtet. Falls alle unsere deutschen Stürmer so
auf sich achten wollten, würde in dem Wettspiel bald die Klage ver-
stummen, daß die Hauptschwäche der Deutschen in ihrer Stürmerreihe
gelegen hätte. Übrigens werden besonders die Karlsruher Spieler

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[284/0003] Fußball-Bundes. Unter der Leitung von Professor Hueppe haben sich die Vertreter der wichtigsten Spielvereine Deutschlands zu einem Bunde zusammengeschlossen, dem auch diejenigen Vereine, die das gemischte Spiel pflegen, bedingungsweise beigetreten sind. Eine der ersten Aufgaben, die sich der Bund gestellt hat, verdient jedenfalls allgemeine Anerkennung und Förderung. Man will auf den deutschen Spielplätzen gut deutsche Kunstausdrücke einführen und jenes häßliche Kauderwelsch, das leider dort vielfach herrscht, gänzlich aus- rotten. Es ist freilich unleidlich, wenn jetzt schon die kleinsten Fuß- ballspieler, oft kaum zehnjährige Knaben, mit Ausdrücken um sich werfen und darin eben eine Feinheit des Spiels suchen, die weder deutsch noch englisch sind. Jeder deutschfühlende Zuschauer kommt in Versuchung, einem solchen Bürschchen, wenn es von „Goal“ und von „Kicken“ spricht, handgreiflich darzuthun, wie wenig sich das für einen deutschen Jungen paßt. Übrigens möchte es sich auch empfehlen, die Namen der betreffenden Vereine selbst einmal daraufhin zu prüfen, ob sie gut deutsch sind. Warum wählen unsere deutschen Vereine mit Vorliebe Benennungen wie „Voctoria“, „Fortuna“, „Con- cordia“? Auch „Franconia“, „Britannia“, „Tasmania“ klingen in unseren Ohren nicht eben schön; noch weniger Worte wie „Elite“, „Rapide“, „Training“. Den stärksten Mißklang hat aber ein süd- deutscher Verein zu erzielen verstanden, der sich „Die Kickers“ nennen zu lassen für eine Ehre zu halten scheint. An guten Vor- bildern fehlt es uns wahrlich nicht. Wir finden schon Namen wie „Preußen“, „Frankfurt“, „Hohenzollern“, „Eintracht“ usw. Mich möchte dünken, daß auch „Wotan“, „Siegfried“, „Hagen“, „Hermann“ nicht übele Taufpaten für Fußballvereine abgeben könnten, oder auch unsere deutschen Turnväter, wie GutsMuths, Jahn und Maßmann. Eine gleichmäßige Ausbildung des Körpers ist auch für einen guten Fußballspieler im höchsten Grade nötig. Unsere deutschen Spieler haben das bei ihren verschiedenen Zusammentreffen mit den fremdländischen Riegen deutlich erkannt. Nicht minder wichtig ist da- neben eine mäßige Lebensweise.Die Berliner Hochschüler, die sich in den Wettkämpfen am meisten auszeichnen, haben durch ihr Beispiel glänzend erwiesen, was es hilft, wenn man sorgfältig auf seine Lebensweise achtet. Falls alle unsere deutschen Stürmer so auf sich achten wollten, würde in dem Wettspiel bald die Klage ver- stummen, daß die Hauptschwäche der Deutschen in ihrer Stürmerreihe gelegen hätte. Übrigens werden besonders die Karlsruher Spieler

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Zitationshilfe: Koch, Konrad: Das Fußballspiel im Jahre 1900. In: E. von Schenckendorff/ F. A. Schmidt (Hg.): Jahrbuch für Volks- und Jugendspiele. 10. Jahrgang. Leipzig, 1901. S. 283-286, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koch_fussballspiel1900_1901/3>, abgerufen am 18.04.2024.