Koch, Konrad: Das Fußballspiel im Jahre 1899. In: E. von Schenckendorff/ F. A. Schmidt (Hg.): Jahrbuch für Volks- und Jugendspiele. 9. Jahrgang. Leipzig, 1900. S. 219-224.Neuerdings ist in Braunschweig das in Wien beliebte Fuß- Schnell hat in der "Zeitschrift für Turn- und
Jugendspiel" kürz- Zum Schluß noch einige Worte über den Fußball in Neuerdings ist in Braunschweig das in Wien beliebte Fuß- Schnell hat in der „Zeitschrift für Turn- und
Jugendspiel“ kürz- Zum Schluß noch einige Worte über den Fußball in <TEI> <text> <body> <div n="2"> <pb facs="#f0006" n="223"/> <p>Neuerdings ist in Braunschweig das in <hi rendition="#g">Wien</hi> beliebte <hi rendition="#g">Fuß-<lb/> ballturnier</hi> mit Erfolg erprobt worden. Es empfiehlt sich für<lb/> eine geringere Spielerzahl; auch ist es für den Zuschauer übersicht-<lb/> licher und kommt der Einzelausbildung der Spieler zu gute. Der<lb/> Platz dazu ist nur halb so groß wie der für gewöhnliche Wettkämpfe.<lb/> Die Parteien bestehen aus je sechs Spielern, von denen drei als<lb/> Stürmer in der ersten Linie stehen, zwei als Verteidiger in der zweiten,<lb/> und der letzte als Thorwächter ganz zurückbleibt. Wer träge Schüler<lb/> in Gang bringen will möge einmal mit dem Turnier einen Versuch<lb/> machen. Auch weniger eifrige Leute werden leicht dabei warm, wenn<lb/> sie sehen, daß es auf sie ankommt. Es kommt dabei eben der Einzel-<lb/> spieler mit seinen Leistungen mehr zur Geltung. Feineres Zusammen-<lb/> spiel aber wird sehr erschwert dadurch, daß die Markmänner (die Ver-<lb/> bindung) fehlen.<lb/></p> <p><hi rendition="#g">Schnell</hi> hat in der „Zeitschrift für Turn- und Jugendspiel“ kürz-<lb/> lich einen sehr anerkennenswerten Versuch gemacht <hi rendition="#g">zur Reinigung<lb/> der Fußballsprache von dem barbarischen Kauderwelsch,</hi><lb/> mit dem sich manche Fußballspieler und selbst die Berichterstatter in<lb/> den sportlichen Blättern besonders zu gefallen scheinen. Der Einfluß<lb/> turnerischer Zucht würde auch in dieser Beziehung dem Spiele sehr<lb/> zu gute kommen können. Unsere Jugend muß von früh auf richtig<lb/> gewöhnt werden. Dann wird sie nicht von „Goal“ reden und nicht<lb/> von „Kicken“ u. s. w. und wird, wenn sie heranwächst, einen kräf-<lb/> tigen Widerwillen empfinden, wenn sie in einem deutschen Blatte ein<lb/> künstliches imitiertes Engländertum sich breit machen sieht. Leider<lb/> scheint augenblicklich die Unsitte noch im Wachsen zu sein; las ich doch<lb/> kürzlich in einem Wiener Blatte einen Spielbericht, der mit den<lb/> Worten anfing: „Den Ankick hatte“! Es erscheint dringend wünschens-<lb/> wert, daß für das Fußballspiel eine ähnliche Arbeit geleistet wird,<lb/> wie sie Freiherr von Fichard für das Lawn Tennis auf Veranlassung<lb/> des Deutschen Sprachvereins angefertigt hat: ein Verzeichnis aller ge-<lb/> bräuchlichen Kunstausdrücke mit treffenden Verdeutschungen. Damals,<lb/> als ich die erste deutsche Übersetzung der englischen Fußballregeln<lb/> herausgab, habe ich sehr streng alle Sprachmengerei vermieden; eine<lb/> große Anzahl der von mir gewählten Kunstausdrücke sind auch all-<lb/> gemein angenommen; inzwischen hat sich aber eine große Zahl neuer<lb/> Ausdrücke nötig gemacht. Auf Grund der Schnell'schen Vorschläge<lb/> würden sich jetzt von dazu berufener Seite gewiß Übersetzungen finden<lb/> lassen, die auf allgemeine Anerkennung rechnen dürften.</p><lb/> <p>Zum Schluß noch einige Worte <hi rendition="#g">über den Fußball in<lb/></hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [223/0006]
Neuerdings ist in Braunschweig das in Wien beliebte Fuß-
ballturnier mit Erfolg erprobt worden. Es empfiehlt sich für
eine geringere Spielerzahl; auch ist es für den Zuschauer übersicht-
licher und kommt der Einzelausbildung der Spieler zu gute. Der
Platz dazu ist nur halb so groß wie der für gewöhnliche Wettkämpfe.
Die Parteien bestehen aus je sechs Spielern, von denen drei als
Stürmer in der ersten Linie stehen, zwei als Verteidiger in der zweiten,
und der letzte als Thorwächter ganz zurückbleibt. Wer träge Schüler
in Gang bringen will möge einmal mit dem Turnier einen Versuch
machen. Auch weniger eifrige Leute werden leicht dabei warm, wenn
sie sehen, daß es auf sie ankommt. Es kommt dabei eben der Einzel-
spieler mit seinen Leistungen mehr zur Geltung. Feineres Zusammen-
spiel aber wird sehr erschwert dadurch, daß die Markmänner (die Ver-
bindung) fehlen.
Schnell hat in der „Zeitschrift für Turn- und Jugendspiel“ kürz-
lich einen sehr anerkennenswerten Versuch gemacht zur Reinigung
der Fußballsprache von dem barbarischen Kauderwelsch,
mit dem sich manche Fußballspieler und selbst die Berichterstatter in
den sportlichen Blättern besonders zu gefallen scheinen. Der Einfluß
turnerischer Zucht würde auch in dieser Beziehung dem Spiele sehr
zu gute kommen können. Unsere Jugend muß von früh auf richtig
gewöhnt werden. Dann wird sie nicht von „Goal“ reden und nicht
von „Kicken“ u. s. w. und wird, wenn sie heranwächst, einen kräf-
tigen Widerwillen empfinden, wenn sie in einem deutschen Blatte ein
künstliches imitiertes Engländertum sich breit machen sieht. Leider
scheint augenblicklich die Unsitte noch im Wachsen zu sein; las ich doch
kürzlich in einem Wiener Blatte einen Spielbericht, der mit den
Worten anfing: „Den Ankick hatte“! Es erscheint dringend wünschens-
wert, daß für das Fußballspiel eine ähnliche Arbeit geleistet wird,
wie sie Freiherr von Fichard für das Lawn Tennis auf Veranlassung
des Deutschen Sprachvereins angefertigt hat: ein Verzeichnis aller ge-
bräuchlichen Kunstausdrücke mit treffenden Verdeutschungen. Damals,
als ich die erste deutsche Übersetzung der englischen Fußballregeln
herausgab, habe ich sehr streng alle Sprachmengerei vermieden; eine
große Anzahl der von mir gewählten Kunstausdrücke sind auch all-
gemein angenommen; inzwischen hat sich aber eine große Zahl neuer
Ausdrücke nötig gemacht. Auf Grund der Schnell'schen Vorschläge
würden sich jetzt von dazu berufener Seite gewiß Übersetzungen finden
lassen, die auf allgemeine Anerkennung rechnen dürften.
Zum Schluß noch einige Worte über den Fußball in
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