du bist, genau kennen, mußt deine Nebenmen- schen und die Triebfedern ihrer Handlungen ge- nau erforschen -- ihre Denkungsart und die Richtung ihrer Handlungen auf diesen und jenen Gegenstand erwegen, und nach allen diesen Re- sultaten dir Vorschriften bilden, die zur richti- gen Führung deines künftigen Richteramts ab- zwekken. Du mußt dir dann aber auch eine wahre Philosophie des Lebens eigen machen, die nicht in dunkeln Sillogismen, und abstrakten Lehrsäzzen besteht, sondern aus dem Herzen spricht, und nach guten und edlen Grundsäzzen handelt. Verbinde mit diesen Kenntnissen ein edles rechtschaffenes Herz, das mit wahrer Theilnehmung die Leiden seiner Brüder zu lin- dern sucht, weiche nie ab vom Wege der Tugend, und zeige daß du ein deutscher Mann seist, und ich will die Stadt, das Land und deren Be- woner glüklich preisen, davon du einst Richter und Rathgeber sein wirst. Wandele mutig auf der Bahn der Rechtschaffenheit, um so mehr, da sie selten betreten wird, achte nicht das Troz- zen der Gewaltigen im Lande und unterlaß keine edle Handlung, weil sie ein Gespötte der Welt und ihrer Kinder ist. Und wenn dich einst der
hämische
du biſt, genau kennen, mußt deine Nebenmen- ſchen und die Triebfedern ihrer Handlungen ge- nau erforſchen — ihre Denkungsart und die Richtung ihrer Handlungen auf dieſen und jenen Gegenſtand erwegen, und nach allen dieſen Re- ſultaten dir Vorſchriften bilden, die zur richti- gen Fuͤhrung deines kuͤnftigen Richteramts ab- zwekken. Du mußt dir dann aber auch eine wahre Philoſophie des Lebens eigen machen, die nicht in dunkeln Sillogismen, und abſtrakten Lehrſaͤzzen beſteht, ſondern aus dem Herzen ſpricht, und nach guten und edlen Grundſaͤzzen handelt. Verbinde mit dieſen Kenntniſſen ein edles rechtſchaffenes Herz, das mit wahrer Theilnehmung die Leiden ſeiner Bruͤder zu lin- dern ſucht, weiche nie ab vom Wege der Tugend, und zeige daß du ein deutſcher Mann ſeiſt, und ich will die Stadt, das Land und deren Be- woner gluͤklich preiſen, davon du einſt Richter und Rathgeber ſein wirſt. Wandele mutig auf der Bahn der Rechtſchaffenheit, um ſo mehr, da ſie ſelten betreten wird, achte nicht das Troz- zen der Gewaltigen im Lande und unterlaß keine edle Handlung, weil ſie ein Geſpoͤtte der Welt und ihrer Kinder iſt. Und wenn dich einſt der
haͤmiſche
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du biſt, genau kennen, mußt deine Nebenmen-
ſchen und die Triebfedern ihrer Handlungen ge-
nau erforſchen — ihre Denkungsart und die
Richtung ihrer Handlungen auf dieſen und jenen
Gegenſtand erwegen, und nach allen dieſen Re-
ſultaten dir Vorſchriften bilden, die zur richti-
gen Fuͤhrung deines kuͤnftigen Richteramts ab-
zwekken. Du mußt dir dann aber auch eine
wahre Philoſophie des Lebens eigen machen,
die nicht in dunkeln Sillogismen, und abſtrakten
Lehrſaͤzzen beſteht, ſondern aus dem Herzen
ſpricht, und nach guten und edlen Grundſaͤzzen
handelt. Verbinde mit dieſen Kenntniſſen ein
edles rechtſchaffenes Herz, das mit wahrer
Theilnehmung die Leiden ſeiner Bruͤder zu lin-
dern ſucht, weiche nie ab vom Wege der Tugend,
und zeige daß du ein deutſcher Mann ſeiſt,
und ich will die Stadt, das Land und deren Be-
woner gluͤklich preiſen, davon du einſt Richter
und Rathgeber ſein wirſt. Wandele mutig
auf der Bahn der Rechtſchaffenheit, um ſo mehr,
da ſie ſelten betreten wird, achte nicht das Troz-
zen der Gewaltigen im Lande und unterlaß keine
edle Handlung, weil ſie ein Geſpoͤtte der Welt
und ihrer Kinder iſt. Und wenn dich einſt der
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/40>, abgerufen am 22.11.2024.
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