Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

Bekundigung der Unschuld, um dadurch das
Mitleid anderer zu bewegen, vor den Schwel-
len der Reichen zu kriechen, und zu flehen, gebt
der uuterdrükten Unschuld ein mageres
Allmosen?
oder gar einen Plaz in den Spitä-
len damit zu erkaufen, wo man nur die Stimme
des Wehklagens erschallen hört, wo man durch
die zallosen Leiden der Menschheit dahin kann
gebracht werden, zu zweifeln, ob ein Gott sei,
wo schleichende Krankheiten herrschen, und aus-
troknen das Mark der Gebeine, wo man durch
gedungene Mietlinge Flege und Narung erhält,
und erstikken muß in den faulen Dünsten, um
so ein qualvolles Dasein auszuhauchen.

Doch ich will nicht beim blossen Jdeal stehen
bleiben; ich will euch Wirklichkeit darstellen,
so wie ihr sie immer in den Archiven eurer Ge-
richtshöfe,
und unter den bestaubten Akten
auffinden könnt.



Bekundigung der Unſchuld, um dadurch das
Mitleid anderer zu bewegen, vor den Schwel-
len der Reichen zu kriechen, und zu flehen, gebt
der uuterdruͤkten Unſchuld ein mageres
Allmoſen?
oder gar einen Plaz in den Spitaͤ-
len damit zu erkaufen, wo man nur die Stimme
des Wehklagens erſchallen hoͤrt, wo man durch
die zalloſen Leiden der Menſchheit dahin kann
gebracht werden, zu zweifeln, ob ein Gott ſei,
wo ſchleichende Krankheiten herrſchen, und aus-
troknen das Mark der Gebeine, wo man durch
gedungene Mietlinge Flege und Narung erhaͤlt,
und erſtikken muß in den faulen Duͤnſten, um
ſo ein qualvolles Daſein auszuhauchen.

Doch ich will nicht beim bloſſen Jdeal ſtehen
bleiben; ich will euch Wirklichkeit darſtellen,
ſo wie ihr ſie immer in den Archiven eurer Ge-
richtshoͤfe,
und unter den beſtaubten Akten
auffinden koͤnnt.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0277" n="269"/>
Bekundigung der Un&#x017F;chuld, um dadurch das<lb/>
Mitleid anderer zu bewegen, vor den Schwel-<lb/>
len der Reichen zu kriechen, und zu flehen, <hi rendition="#fr">gebt<lb/>
der uuterdru&#x0364;kten Un&#x017F;chuld ein mageres<lb/>
Allmo&#x017F;en?</hi> oder gar einen Plaz in den Spita&#x0364;-<lb/>
len damit zu erkaufen, wo man nur die Stimme<lb/>
des Wehklagens er&#x017F;challen ho&#x0364;rt, wo man durch<lb/>
die zallo&#x017F;en Leiden der Men&#x017F;chheit dahin kann<lb/>
gebracht werden, zu zweifeln, ob ein Gott &#x017F;ei,<lb/>
wo &#x017F;chleichende Krankheiten herr&#x017F;chen, und aus-<lb/>
troknen das Mark der Gebeine, wo man durch<lb/>
gedungene Mietlinge Flege und Narung erha&#x0364;lt,<lb/>
und er&#x017F;tikken muß in den faulen Du&#x0364;n&#x017F;ten, um<lb/>
&#x017F;o ein qualvolles Da&#x017F;ein auszuhauchen.</p><lb/>
        <p>Doch ich will nicht beim blo&#x017F;&#x017F;en Jdeal &#x017F;tehen<lb/>
bleiben; ich will euch <hi rendition="#fr">Wirklichkeit</hi> dar&#x017F;tellen,<lb/>
&#x017F;o wie ihr &#x017F;ie immer in den <hi rendition="#fr">Archiven eurer Ge-<lb/>
richtsho&#x0364;fe,</hi> und unter den <hi rendition="#fr">be&#x017F;taubten Akten</hi><lb/>
auffinden ko&#x0364;nnt.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0277] Bekundigung der Unſchuld, um dadurch das Mitleid anderer zu bewegen, vor den Schwel- len der Reichen zu kriechen, und zu flehen, gebt der uuterdruͤkten Unſchuld ein mageres Allmoſen? oder gar einen Plaz in den Spitaͤ- len damit zu erkaufen, wo man nur die Stimme des Wehklagens erſchallen hoͤrt, wo man durch die zalloſen Leiden der Menſchheit dahin kann gebracht werden, zu zweifeln, ob ein Gott ſei, wo ſchleichende Krankheiten herrſchen, und aus- troknen das Mark der Gebeine, wo man durch gedungene Mietlinge Flege und Narung erhaͤlt, und erſtikken muß in den faulen Duͤnſten, um ſo ein qualvolles Daſein auszuhauchen. Doch ich will nicht beim bloſſen Jdeal ſtehen bleiben; ich will euch Wirklichkeit darſtellen, ſo wie ihr ſie immer in den Archiven eurer Ge- richtshoͤfe, und unter den beſtaubten Akten auffinden koͤnnt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/277
Zitationshilfe: Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/277>, abgerufen am 23.11.2024.