Bekundigung der Unschuld, um dadurch das Mitleid anderer zu bewegen, vor den Schwel- len der Reichen zu kriechen, und zu flehen, gebt der uuterdrükten Unschuld ein mageres Allmosen? oder gar einen Plaz in den Spitä- len damit zu erkaufen, wo man nur die Stimme des Wehklagens erschallen hört, wo man durch die zallosen Leiden der Menschheit dahin kann gebracht werden, zu zweifeln, ob ein Gott sei, wo schleichende Krankheiten herrschen, und aus- troknen das Mark der Gebeine, wo man durch gedungene Mietlinge Flege und Narung erhält, und erstikken muß in den faulen Dünsten, um so ein qualvolles Dasein auszuhauchen.
Doch ich will nicht beim blossen Jdeal stehen bleiben; ich will euch Wirklichkeit darstellen, so wie ihr sie immer in den Archiven eurer Ge- richtshöfe, und unter den bestaubten Akten auffinden könnt.
Bekundigung der Unſchuld, um dadurch das Mitleid anderer zu bewegen, vor den Schwel- len der Reichen zu kriechen, und zu flehen, gebt der uuterdruͤkten Unſchuld ein mageres Allmoſen? oder gar einen Plaz in den Spitaͤ- len damit zu erkaufen, wo man nur die Stimme des Wehklagens erſchallen hoͤrt, wo man durch die zalloſen Leiden der Menſchheit dahin kann gebracht werden, zu zweifeln, ob ein Gott ſei, wo ſchleichende Krankheiten herrſchen, und aus- troknen das Mark der Gebeine, wo man durch gedungene Mietlinge Flege und Narung erhaͤlt, und erſtikken muß in den faulen Duͤnſten, um ſo ein qualvolles Daſein auszuhauchen.
Doch ich will nicht beim bloſſen Jdeal ſtehen bleiben; ich will euch Wirklichkeit darſtellen, ſo wie ihr ſie immer in den Archiven eurer Ge- richtshoͤfe, und unter den beſtaubten Akten auffinden koͤnnt.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0277"n="269"/>
Bekundigung der Unſchuld, um dadurch das<lb/>
Mitleid anderer zu bewegen, vor den Schwel-<lb/>
len der Reichen zu kriechen, und zu flehen, <hirendition="#fr">gebt<lb/>
der uuterdruͤkten Unſchuld ein mageres<lb/>
Allmoſen?</hi> oder gar einen Plaz in den Spitaͤ-<lb/>
len damit zu erkaufen, wo man nur die Stimme<lb/>
des Wehklagens erſchallen hoͤrt, wo man durch<lb/>
die zalloſen Leiden der Menſchheit dahin kann<lb/>
gebracht werden, zu zweifeln, ob ein Gott ſei,<lb/>
wo ſchleichende Krankheiten herrſchen, und aus-<lb/>
troknen das Mark der Gebeine, wo man durch<lb/>
gedungene Mietlinge Flege und Narung erhaͤlt,<lb/>
und erſtikken muß in den faulen Duͤnſten, um<lb/>ſo ein qualvolles Daſein auszuhauchen.</p><lb/><p>Doch ich will nicht beim bloſſen Jdeal ſtehen<lb/>
bleiben; ich will euch <hirendition="#fr">Wirklichkeit</hi> darſtellen,<lb/>ſo wie ihr ſie immer in den <hirendition="#fr">Archiven eurer Ge-<lb/>
richtshoͤfe,</hi> und unter den <hirendition="#fr">beſtaubten Akten</hi><lb/>
auffinden koͤnnt.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></div></body></text></TEI>
[269/0277]
Bekundigung der Unſchuld, um dadurch das
Mitleid anderer zu bewegen, vor den Schwel-
len der Reichen zu kriechen, und zu flehen, gebt
der uuterdruͤkten Unſchuld ein mageres
Allmoſen? oder gar einen Plaz in den Spitaͤ-
len damit zu erkaufen, wo man nur die Stimme
des Wehklagens erſchallen hoͤrt, wo man durch
die zalloſen Leiden der Menſchheit dahin kann
gebracht werden, zu zweifeln, ob ein Gott ſei,
wo ſchleichende Krankheiten herrſchen, und aus-
troknen das Mark der Gebeine, wo man durch
gedungene Mietlinge Flege und Narung erhaͤlt,
und erſtikken muß in den faulen Duͤnſten, um
ſo ein qualvolles Daſein auszuhauchen.
Doch ich will nicht beim bloſſen Jdeal ſtehen
bleiben; ich will euch Wirklichkeit darſtellen,
ſo wie ihr ſie immer in den Archiven eurer Ge-
richtshoͤfe, und unter den beſtaubten Akten
auffinden koͤnnt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/277>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.