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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.

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Auftechthaltung natürlicher und menschlicher
Rechte, ihr Gut, ja ihr Leben wagten, und
den aus ihrem Zirkel stiessen, der sie verlezte.

Es ist wol der traurigste Zustand, in den ein
Volk gerathen kann, wenn es sich für weise
und aufgeklärt hält, und doch Handlungen be-
geht, die von Barbarei und Unwissenheit zeugen;
wenn es glaubt, alle Tiefen des menschlichen
Verstandes erschöpft zu haben, und dennoch
Aberglauben und Dummheit den Sieg über sich
einräumet. Und ich glaube, dies ist gerade der Fall
unsers jezzigen Zeitalters. Und um dies genauer
zu entwikkeln, will ich einige unserer Kenntnisse
berühren, worauf wir so stolz sind, wodurch wir
uns den Namen eines aufgeklärten Volks zuge-
eignet haben. Unsere Vorfahren kannten Reli-
gion,
und übten sie mit grosser Gewissenhaftig-
keit aus, dafür waren sie auch roh und unwis-
send. Wir hingegen, ihre verfeinerte Nachkom-
men, schlagen ein lautes Hohnlachen über jene
ältere Religion auf, die ihre erste Reinigkeit be-
halten hatte; wir verwerfen die Offenbarung
aus den elenden seichten Gründen, weil sie Säzze
enthält, die unsere blöde und stumpfe Vernunft
nicht begreifen kann; wir schaffen uns eine eigene

B

Auftechthaltung natuͤrlicher und menſchlicher
Rechte, ihr Gut, ja ihr Leben wagten, und
den aus ihrem Zirkel ſtieſſen, der ſie verlezte.

Es iſt wol der traurigſte Zuſtand, in den ein
Volk gerathen kann, wenn es ſich fuͤr weiſe
und aufgeklaͤrt haͤlt, und doch Handlungen be-
geht, die von Barbarei und Unwiſſenheit zeugen;
wenn es glaubt, alle Tiefen des menſchlichen
Verſtandes erſchoͤpft zu haben, und dennoch
Aberglauben und Dummheit den Sieg uͤber ſich
einraͤumet. Und ich glaube, dies iſt gerade der Fall
unſers jezzigen Zeitalters. Und um dies genauer
zu entwikkeln, will ich einige unſerer Kenntniſſe
beruͤhren, worauf wir ſo ſtolz ſind, wodurch wir
uns den Namen eines aufgeklaͤrten Volks zuge-
eignet haben. Unſere Vorfahren kannten Reli-
gion,
und uͤbten ſie mit groſſer Gewiſſenhaftig-
keit aus, dafuͤr waren ſie auch roh und unwiſ-
ſend. Wir hingegen, ihre verfeinerte Nachkom-
men, ſchlagen ein lautes Hohnlachen uͤber jene
aͤltere Religion auf, die ihre erſte Reinigkeit be-
halten hatte; wir verwerfen die Offenbarung
aus den elenden ſeichten Gruͤnden, weil ſie Saͤzze
enthaͤlt, die unſere bloͤde und ſtumpfe Vernunft
nicht begreifen kann; wir ſchaffen uns eine eigene

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[17/0025] Auftechthaltung natuͤrlicher und menſchlicher Rechte, ihr Gut, ja ihr Leben wagten, und den aus ihrem Zirkel ſtieſſen, der ſie verlezte. Es iſt wol der traurigſte Zuſtand, in den ein Volk gerathen kann, wenn es ſich fuͤr weiſe und aufgeklaͤrt haͤlt, und doch Handlungen be- geht, die von Barbarei und Unwiſſenheit zeugen; wenn es glaubt, alle Tiefen des menſchlichen Verſtandes erſchoͤpft zu haben, und dennoch Aberglauben und Dummheit den Sieg uͤber ſich einraͤumet. Und ich glaube, dies iſt gerade der Fall unſers jezzigen Zeitalters. Und um dies genauer zu entwikkeln, will ich einige unſerer Kenntniſſe beruͤhren, worauf wir ſo ſtolz ſind, wodurch wir uns den Namen eines aufgeklaͤrten Volks zuge- eignet haben. Unſere Vorfahren kannten Reli- gion, und uͤbten ſie mit groſſer Gewiſſenhaftig- keit aus, dafuͤr waren ſie auch roh und unwiſ- ſend. Wir hingegen, ihre verfeinerte Nachkom- men, ſchlagen ein lautes Hohnlachen uͤber jene aͤltere Religion auf, die ihre erſte Reinigkeit be- halten hatte; wir verwerfen die Offenbarung aus den elenden ſeichten Gruͤnden, weil ſie Saͤzze enthaͤlt, die unſere bloͤde und ſtumpfe Vernunft nicht begreifen kann; wir ſchaffen uns eine eigene B

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Zitationshilfe: Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/25>, abgerufen am 23.11.2024.