durch eine Einrichtung unserer Vorfahren be- stimmt sind; sie sind einmal da, und sie jezt gänzlich zerstören wollen, hiesse alles zerrütten, und den verschiedenen Stuffen der menschlichen Gesellschaft ihre Uebereinstimmung mit dem Gan- zen, ja ihre Existenz rauben.
Es wäre immer besser, sie wären nicht da, und der Amerikanische Staat, wo eine allge- meine Gleichheit der Stände herrscht, wo Ge- burt nichts, und Verdienst alles entscheidet, wird der glüklichste Aufenthalt des Menschen- geschlechts, und der Ort werden, wo Glük und Freude auf allen Fluren den Weltbürgern ent- gegen lächelt, die so oft durch die Vorurteile der Geburt und des Ranges verscheucht werden. Wir in Staaten eingeschlossene Menschen, können aber auch friedsam und verträglich in verschiede- nen Ständen leben, wenn wir das Vorurteil der Geburt unterdrükken, in so weit es dem erworbenen Verdienst schadet, und darinnen nicht unsern alleinigen Stolz und Ruhm sezzen, von grossen Vorältern entsprossen zu sein. Man kette nicht das Verdienst an den Eigensinn des Glüks; man glaube nicht, daß auch die Verdienste sprechen, wo die Geburt Vorzüge
K 2
durch eine Einrichtung unſerer Vorfahren be- ſtimmt ſind; ſie ſind einmal da, und ſie jezt gaͤnzlich zerſtoͤren wollen, hieſſe alles zerruͤtten, und den verſchiedenen Stuffen der menſchlichen Geſellſchaft ihre Uebereinſtimmung mit dem Gan- zen, ja ihre Exiſtenz rauben.
Es waͤre immer beſſer, ſie waͤren nicht da, und der Amerikaniſche Staat, wo eine allge- meine Gleichheit der Staͤnde herrſcht, wo Ge- burt nichts, und Verdienſt alles entſcheidet, wird der gluͤklichſte Aufenthalt des Menſchen- geſchlechts, und der Ort werden, wo Gluͤk und Freude auf allen Fluren den Weltbuͤrgern ent- gegen laͤchelt, die ſo oft durch die Vorurteile der Geburt und des Ranges verſcheucht werden. Wir in Staaten eingeſchloſſene Menſchen, koͤnnen aber auch friedſam und vertraͤglich in verſchiede- nen Staͤnden leben, wenn wir das Vorurteil der Geburt unterdruͤkken, in ſo weit es dem erworbenen Verdienſt ſchadet, und darinnen nicht unſern alleinigen Stolz und Ruhm ſezzen, von groſſen Voraͤltern entſproſſen zu ſein. Man kette nicht das Verdienſt an den Eigenſinn des Gluͤks; man glaube nicht, daß auch die Verdienſte ſprechen, wo die Geburt Vorzuͤge
K 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0155"n="147"/>
durch eine Einrichtung unſerer Vorfahren be-<lb/>ſtimmt ſind; ſie ſind einmal da, und ſie jezt<lb/>
gaͤnzlich zerſtoͤren wollen, hieſſe alles zerruͤtten,<lb/>
und den verſchiedenen Stuffen der menſchlichen<lb/>
Geſellſchaft ihre Uebereinſtimmung mit dem Gan-<lb/>
zen, ja ihre Exiſtenz rauben.</p><lb/><p>Es waͤre immer beſſer, ſie waͤren nicht da,<lb/>
und der <hirendition="#fr">Amerikaniſche Staat,</hi> wo eine allge-<lb/>
meine Gleichheit der Staͤnde herrſcht, wo <hirendition="#fr">Ge-<lb/>
burt nichts,</hi> und <hirendition="#fr">Verdienſt alles</hi> entſcheidet,<lb/>
wird der gluͤklichſte Aufenthalt des Menſchen-<lb/>
geſchlechts, und der Ort werden, wo Gluͤk und<lb/>
Freude auf allen Fluren den Weltbuͤrgern ent-<lb/>
gegen laͤchelt, die ſo oft durch die Vorurteile der<lb/>
Geburt und des Ranges verſcheucht werden. Wir<lb/>
in Staaten eingeſchloſſene Menſchen, koͤnnen<lb/>
aber auch friedſam und vertraͤglich in verſchiede-<lb/>
nen Staͤnden leben, wenn wir das <hirendition="#fr">Vorurteil<lb/>
der Geburt</hi> unterdruͤkken, in ſo weit es <hirendition="#fr">dem<lb/>
erworbenen Verdienſt</hi>ſchadet, und darinnen<lb/>
nicht unſern alleinigen Stolz und Ruhm ſezzen,<lb/>
von groſſen Voraͤltern entſproſſen zu ſein.<lb/>
Man kette nicht das Verdienſt an den Eigenſinn<lb/>
des Gluͤks; man glaube nicht, daß auch die<lb/>
Verdienſte ſprechen, wo die Geburt Vorzuͤge<lb/><fwplace="bottom"type="sig">K 2</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[147/0155]
durch eine Einrichtung unſerer Vorfahren be-
ſtimmt ſind; ſie ſind einmal da, und ſie jezt
gaͤnzlich zerſtoͤren wollen, hieſſe alles zerruͤtten,
und den verſchiedenen Stuffen der menſchlichen
Geſellſchaft ihre Uebereinſtimmung mit dem Gan-
zen, ja ihre Exiſtenz rauben.
Es waͤre immer beſſer, ſie waͤren nicht da,
und der Amerikaniſche Staat, wo eine allge-
meine Gleichheit der Staͤnde herrſcht, wo Ge-
burt nichts, und Verdienſt alles entſcheidet,
wird der gluͤklichſte Aufenthalt des Menſchen-
geſchlechts, und der Ort werden, wo Gluͤk und
Freude auf allen Fluren den Weltbuͤrgern ent-
gegen laͤchelt, die ſo oft durch die Vorurteile der
Geburt und des Ranges verſcheucht werden. Wir
in Staaten eingeſchloſſene Menſchen, koͤnnen
aber auch friedſam und vertraͤglich in verſchiede-
nen Staͤnden leben, wenn wir das Vorurteil
der Geburt unterdruͤkken, in ſo weit es dem
erworbenen Verdienſt ſchadet, und darinnen
nicht unſern alleinigen Stolz und Ruhm ſezzen,
von groſſen Voraͤltern entſproſſen zu ſein.
Man kette nicht das Verdienſt an den Eigenſinn
des Gluͤks; man glaube nicht, daß auch die
Verdienſte ſprechen, wo die Geburt Vorzuͤge
K 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/155>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.