was gut, edel und groß ist; Ueppigkeit, Un¬ mäßigkeit, Unkeuschheit, Weichlichkeit, Ziere¬ rey, Wankelmuth, Leichtsinn; abgeschmackter Hochmuth; Flitterpracht, als Maske der Bette¬ ley; schlechte Hauswirthschaft; Rang- und Titelsucht; Vorurtheile aller Art; Abhängigkeit von den Blicken der Despoten und Mäcenaten; sclavisches Kriechen, um etwas zu erringen; Schmeicheley gegen Den, dessen Hülfe man bedarf, aber Vernachlässigung auch des Würdigsten, der nicht helfen kann; Aufopferung auch des Hei¬ ligsten, um seinen Zweck zu erlangen; Falsch¬ heit, Untreue, Verstellung, Eidbrüchigkeit, Klat¬ scherey, Cabale; Schadenfreude, Lästerung, Anecdoten-Jagd; lächerliche Manieren, Ge¬ bräuche und Gewohnheiten -- Das sind zum Theil die herrlichen Dinge, welche unsre Män¬ ner und Weiber, unsre Söhne und Töchter, von dem liebenswürdigen Hofgesindel lernen -- Das sind die Studien, nach welchen sich die Leute von feinem Ton bilden! Da, wo dieser Ton herrscht, wird das wahre Verdienst nicht nur blos übersehn, sondern so viel möglich mit Füßen getreten, unterdrückt, von leeren Köpfen zurück¬ gedrängt, verdunkelt, verspottet. Kein größerer
Tri¬
was gut, edel und groß iſt; Ueppigkeit, Un¬ maͤßigkeit, Unkeuſchheit, Weichlichkeit, Ziere¬ rey, Wankelmuth, Leichtſinn; abgeſchmackter Hochmuth; Flitterpracht, als Maske der Bette¬ ley; ſchlechte Hauswirthſchaft; Rang- und Titelſucht; Vorurtheile aller Art; Abhaͤngigkeit von den Blicken der Deſpoten und Maͤcenaten; ſclaviſches Kriechen, um etwas zu erringen; Schmeicheley gegen Den, deſſen Huͤlfe man bedarf, aber Vernachlaͤſſigung auch des Wuͤrdigſten, der nicht helfen kann; Aufopferung auch des Hei¬ ligſten, um ſeinen Zweck zu erlangen; Falſch¬ heit, Untreue, Verſtellung, Eidbruͤchigkeit, Klat¬ ſcherey, Cabale; Schadenfreude, Laͤſterung, Anecdoten-Jagd; laͤcherliche Manieren, Ge¬ braͤuche und Gewohnheiten — Das ſind zum Theil die herrlichen Dinge, welche unſre Maͤn¬ ner und Weiber, unſre Soͤhne und Toͤchter, von dem liebenswuͤrdigen Hofgeſindel lernen — Das ſind die Studien, nach welchen ſich die Leute von feinem Ton bilden! Da, wo dieſer Ton herrſcht, wird das wahre Verdienſt nicht nur blos uͤberſehn, ſondern ſo viel moͤglich mit Fuͤßen getreten, unterdruͤckt, von leeren Koͤpfen zuruͤck¬ gedraͤngt, verdunkelt, verſpottet. Kein groͤßerer
Tri¬
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was gut, edel und groß iſt; Ueppigkeit, Un¬
maͤßigkeit, Unkeuſchheit, Weichlichkeit, Ziere¬
rey, Wankelmuth, Leichtſinn; abgeſchmackter
Hochmuth; Flitterpracht, als Maske der Bette¬
ley; ſchlechte Hauswirthſchaft; Rang- und
Titelſucht; Vorurtheile aller Art; Abhaͤngigkeit
von den Blicken der Deſpoten und Maͤcenaten;
ſclaviſches Kriechen, um etwas zu erringen;
Schmeicheley gegen Den, deſſen Huͤlfe man bedarf,
aber Vernachlaͤſſigung auch des Wuͤrdigſten, der
nicht helfen kann; Aufopferung auch des Hei¬
ligſten, um ſeinen Zweck zu erlangen; Falſch¬
heit, Untreue, Verſtellung, Eidbruͤchigkeit, Klat¬
ſcherey, Cabale; Schadenfreude, Laͤſterung,
Anecdoten-Jagd; laͤcherliche Manieren, Ge¬
braͤuche und Gewohnheiten — Das ſind zum
Theil die herrlichen Dinge, welche unſre Maͤn¬
ner und Weiber, unſre Soͤhne und Toͤchter, von
dem liebenswuͤrdigen Hofgeſindel lernen — Das
ſind die Studien, nach welchen ſich die Leute
von feinem Ton bilden! Da, wo dieſer Ton
herrſcht, wird das wahre Verdienſt nicht nur
blos uͤberſehn, ſondern ſo viel moͤglich mit Fuͤßen
getreten, unterdruͤckt, von leeren Koͤpfen zuruͤck¬
gedraͤngt, verdunkelt, verſpottet. Kein groͤßerer
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/65>, abgerufen am 30.01.2025.
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