der durchlauchtige Herr in Y * * * an sei¬ nem Geburtstage einen Ball und zugleich eine Illumination von sieben Pfund Talch-Lichtern gegeben hat, der Fürst in V * * * an seinem Feste ein Feuerwerk von acht Pfunden Pulver hinzuthut; wie, wenn der Eine sich einen Ober-Hof-Marschall für dreyhundert Gulden Gage und zwölf Scheffel Haber hält, der An¬ dre dem Cheff seines Hofes noch obendrein ein breites Ordensband über den hungrigen Magen henkt. Der eine regierende Graf verschreibt sich eine Meute Jagdhunde, wie sie kein Po¬ tentat in Europa hat, der Angrenzende besoldet eine Meute Hofmusici, die wenigstens eben so viel Lerm macht. Der Dritte, voll Verzweif¬ lung darüber, daß er es seinen Nachbarn nicht zuvorthun kann, verzehrt lieber den sauern Er¬ werb seiner geplünderten Unterthanen in Paris, spielt lieber da eine elende Rolle, als in seiner Residenz den guten, treuen Landesvater vorzu¬ stellen. Und so geht das weiter hinunter! Man fange nur in Städten an, ein Concert oder der¬ gleichen zu geben, welches abwechselnd von einer geschlossenen Gesellschaft gehalten wird, und wo¬ mit etwa ein Abend-Essen verknüpft ist. Der
Er¬
der durchlauchtige Herr in Y * * * an ſei¬ nem Geburtstage einen Ball und zugleich eine Illumination von ſieben Pfund Talch-Lichtern gegeben hat, der Fuͤrſt in V * * * an ſeinem Feſte ein Feuerwerk von acht Pfunden Pulver hinzuthut; wie, wenn der Eine ſich einen Ober-Hof-Marſchall fuͤr dreyhundert Gulden Gage und zwoͤlf Scheffel Haber haͤlt, der An¬ dre dem Cheff ſeines Hofes noch obendrein ein breites Ordensband uͤber den hungrigen Magen henkt. Der eine regierende Graf verſchreibt ſich eine Meute Jagdhunde, wie ſie kein Po¬ tentat in Europa hat, der Angrenzende beſoldet eine Meute Hofmuſici, die wenigſtens eben ſo viel Lerm macht. Der Dritte, voll Verzweif¬ lung daruͤber, daß er es ſeinen Nachbarn nicht zuvorthun kann, verzehrt lieber den ſauern Er¬ werb ſeiner gepluͤnderten Unterthanen in Paris, ſpielt lieber da eine elende Rolle, als in ſeiner Reſidenz den guten, treuen Landesvater vorzu¬ ſtellen. Und ſo geht das weiter hinunter! Man fange nur in Staͤdten an, ein Concert oder der¬ gleichen zu geben, welches abwechſelnd von einer geſchloſſenen Geſellſchaft gehalten wird, und wo¬ mit etwa ein Abend-Eſſen verknuͤpft iſt. Der
Er¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0054"n="32"/>
der durchlauchtige Herr in Y * * * an ſei¬<lb/>
nem Geburtstage einen Ball und zugleich eine<lb/>
Illumination von ſieben Pfund Talch-Lichtern<lb/>
gegeben hat, der Fuͤrſt in V * * * an ſeinem<lb/>
Feſte ein Feuerwerk von acht Pfunden Pulver<lb/>
hinzuthut; wie, wenn der Eine ſich einen<lb/>
Ober-Hof-Marſchall fuͤr dreyhundert Gulden<lb/>
Gage und zwoͤlf Scheffel Haber haͤlt, der An¬<lb/>
dre dem Cheff ſeines Hofes noch obendrein ein<lb/>
breites Ordensband uͤber den hungrigen Magen<lb/>
henkt. Der eine regierende Graf verſchreibt<lb/>ſich eine Meute Jagdhunde, wie ſie kein Po¬<lb/>
tentat in Europa hat, der Angrenzende beſoldet<lb/>
eine Meute Hofmuſici, die wenigſtens eben ſo<lb/>
viel Lerm macht. Der Dritte, voll Verzweif¬<lb/>
lung daruͤber, daß er es ſeinen Nachbarn nicht<lb/>
zuvorthun kann, verzehrt lieber den ſauern Er¬<lb/>
werb ſeiner gepluͤnderten Unterthanen in Paris,<lb/>ſpielt lieber da eine elende Rolle, als in ſeiner<lb/>
Reſidenz den guten, treuen Landesvater vorzu¬<lb/>ſtellen. Und ſo geht das weiter hinunter! Man<lb/>
fange nur in Staͤdten an, ein Concert oder der¬<lb/>
gleichen zu geben, welches abwechſelnd von einer<lb/>
geſchloſſenen Geſellſchaft gehalten wird, und wo¬<lb/>
mit etwa ein Abend-Eſſen verknuͤpft iſt. Der<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Er¬<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[32/0054]
der durchlauchtige Herr in Y * * * an ſei¬
nem Geburtstage einen Ball und zugleich eine
Illumination von ſieben Pfund Talch-Lichtern
gegeben hat, der Fuͤrſt in V * * * an ſeinem
Feſte ein Feuerwerk von acht Pfunden Pulver
hinzuthut; wie, wenn der Eine ſich einen
Ober-Hof-Marſchall fuͤr dreyhundert Gulden
Gage und zwoͤlf Scheffel Haber haͤlt, der An¬
dre dem Cheff ſeines Hofes noch obendrein ein
breites Ordensband uͤber den hungrigen Magen
henkt. Der eine regierende Graf verſchreibt
ſich eine Meute Jagdhunde, wie ſie kein Po¬
tentat in Europa hat, der Angrenzende beſoldet
eine Meute Hofmuſici, die wenigſtens eben ſo
viel Lerm macht. Der Dritte, voll Verzweif¬
lung daruͤber, daß er es ſeinen Nachbarn nicht
zuvorthun kann, verzehrt lieber den ſauern Er¬
werb ſeiner gepluͤnderten Unterthanen in Paris,
ſpielt lieber da eine elende Rolle, als in ſeiner
Reſidenz den guten, treuen Landesvater vorzu¬
ſtellen. Und ſo geht das weiter hinunter! Man
fange nur in Staͤdten an, ein Concert oder der¬
gleichen zu geben, welches abwechſelnd von einer
geſchloſſenen Geſellſchaft gehalten wird, und wo¬
mit etwa ein Abend-Eſſen verknuͤpft iſt. Der
Er¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/54>, abgerufen am 30.01.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.