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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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der durchlauchtige Herr in Y * * * an sei¬
nem Geburtstage einen Ball und zugleich eine
Illumination von sieben Pfund Talch-Lichtern
gegeben hat, der Fürst in V * * * an seinem
Feste ein Feuerwerk von acht Pfunden Pulver
hinzuthut; wie, wenn der Eine sich einen
Ober-Hof-Marschall für dreyhundert Gulden
Gage und zwölf Scheffel Haber hält, der An¬
dre dem Cheff seines Hofes noch obendrein ein
breites Ordensband über den hungrigen Magen
henkt. Der eine regierende Graf verschreibt
sich eine Meute Jagdhunde, wie sie kein Po¬
tentat in Europa hat, der Angrenzende besoldet
eine Meute Hofmusici, die wenigstens eben so
viel Lerm macht. Der Dritte, voll Verzweif¬
lung darüber, daß er es seinen Nachbarn nicht
zuvorthun kann, verzehrt lieber den sauern Er¬
werb seiner geplünderten Unterthanen in Paris,
spielt lieber da eine elende Rolle, als in seiner
Residenz den guten, treuen Landesvater vorzu¬
stellen. Und so geht das weiter hinunter! Man
fange nur in Städten an, ein Concert oder der¬
gleichen zu geben, welches abwechselnd von einer
geschlossenen Gesellschaft gehalten wird, und wo¬
mit etwa ein Abend-Essen verknüpft ist. Der

Er¬

der durchlauchtige Herr in Y * * * an ſei¬
nem Geburtstage einen Ball und zugleich eine
Illumination von ſieben Pfund Talch-Lichtern
gegeben hat, der Fuͤrſt in V * * * an ſeinem
Feſte ein Feuerwerk von acht Pfunden Pulver
hinzuthut; wie, wenn der Eine ſich einen
Ober-Hof-Marſchall fuͤr dreyhundert Gulden
Gage und zwoͤlf Scheffel Haber haͤlt, der An¬
dre dem Cheff ſeines Hofes noch obendrein ein
breites Ordensband uͤber den hungrigen Magen
henkt. Der eine regierende Graf verſchreibt
ſich eine Meute Jagdhunde, wie ſie kein Po¬
tentat in Europa hat, der Angrenzende beſoldet
eine Meute Hofmuſici, die wenigſtens eben ſo
viel Lerm macht. Der Dritte, voll Verzweif¬
lung daruͤber, daß er es ſeinen Nachbarn nicht
zuvorthun kann, verzehrt lieber den ſauern Er¬
werb ſeiner gepluͤnderten Unterthanen in Paris,
ſpielt lieber da eine elende Rolle, als in ſeiner
Reſidenz den guten, treuen Landesvater vorzu¬
ſtellen. Und ſo geht das weiter hinunter! Man
fange nur in Staͤdten an, ein Concert oder der¬
gleichen zu geben, welches abwechſelnd von einer
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mit etwa ein Abend-Eſſen verknuͤpft iſt. Der

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[32/0054] der durchlauchtige Herr in Y * * * an ſei¬ nem Geburtstage einen Ball und zugleich eine Illumination von ſieben Pfund Talch-Lichtern gegeben hat, der Fuͤrſt in V * * * an ſeinem Feſte ein Feuerwerk von acht Pfunden Pulver hinzuthut; wie, wenn der Eine ſich einen Ober-Hof-Marſchall fuͤr dreyhundert Gulden Gage und zwoͤlf Scheffel Haber haͤlt, der An¬ dre dem Cheff ſeines Hofes noch obendrein ein breites Ordensband uͤber den hungrigen Magen henkt. Der eine regierende Graf verſchreibt ſich eine Meute Jagdhunde, wie ſie kein Po¬ tentat in Europa hat, der Angrenzende beſoldet eine Meute Hofmuſici, die wenigſtens eben ſo viel Lerm macht. Der Dritte, voll Verzweif¬ lung daruͤber, daß er es ſeinen Nachbarn nicht zuvorthun kann, verzehrt lieber den ſauern Er¬ werb ſeiner gepluͤnderten Unterthanen in Paris, ſpielt lieber da eine elende Rolle, als in ſeiner Reſidenz den guten, treuen Landesvater vorzu¬ ſtellen. Und ſo geht das weiter hinunter! Man fange nur in Staͤdten an, ein Concert oder der¬ gleichen zu geben, welches abwechſelnd von einer geſchloſſenen Geſellſchaft gehalten wird, und wo¬ mit etwa ein Abend-Eſſen verknuͤpft iſt. Der Er¬

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/54>, abgerufen am 24.04.2024.